VÖ: 15.01.1979
Label: EMI Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
40 Jahre alt wird es dieser Tage, das sechste Studioalbum der Hannoveraner Erfolgshardrocker Scorpions. Nachdem Uli Jon Roth die Band verlassen hatte, konnte man mit Matthias Jabs erstmals einen neuen Gitarristen präsentieren. Dieser wurde via Inserat gefunden und lenkte die Musik der Band mehr in die songorientierte Richtung, im Gegensatz des viel mehr solo-lastigen Gitarrenspiels von Roth. Der Einstieg von Matthias Jabs verlief aber denkbar schlecht, denn während der Aufnahmen brachte sich urplötzlich der Bruder von Rudolf Schenker, Michael, ins Spiel und übernahm bei gleich drei Songs die Gitarrenarbeit („Another Piece Of Meat“, „Coast To Coast“ und „Lovedrive“).
Anstoß wurde allgemein genommen am anzüglichen Artwork mit der halb entblößten Dame im Auto, der ein Kaugummi aufgesetzt wurde, an welchem der Begleiter im Fahrzeug genüßlich zieht. In manchen Ländern wurde daher das Artwork in ein „einfacheres“ geändert. Musikalisch machte sich beim Opener „Loving You Sunday Morning“ bereits der neue Einfluss von Matthias Jabs bemerkbar, der mit melodischer, aber auch mehr eingängig rockigen Seite seinen Wert für die Scorpions-Mannschaft zeigte. Dieser setzte sich bei den folgenden Alben immer weiter fort und etablierte sich mit als Trademark der Band. Traumhaft nachzuvollziehen bei der sensationellen Halbballade „Always Somewhere“, welches auch eine der besten Gesangsleistungen von Klaus Meine bis dato beinhaltet.
Überhaupt wechseln sich auf „Lovedrive“ melodische, teils balladeske Momente mit schnellen Hardrockern („Another Piece Of Meat“, „Can’t Get Enough“) ab, bei denen Meine durchaus amtlich durch die Gegend schreit. Viele der Songs bringt die Band auch heute noch bei ihren Live-Auftritten, was den Stellenwert dieses Albums noch mehr verdeutlicht. Auch wenn das rein instrumentale „Coast To Coast“ von Michael Schenker eingespielt wurde, kam dies aus der Feder von Bruder Rudolf. Dies ist also kein Statement der Allüren des nicht gerade leicht umgänglichen ex-UFO Gitarristen.
Denkt man an „Lovedrive“, denkt man automatisch auch an den Song „Holiday“. Eine zärtliche, berührende Ballade, die zum Schluß etwas an Fahrt aufnimmt. Ein echter Klassiker, den wohl nicht nur Scorpions Fans kennen. Sehr außergewöhnlich ist sicherlich auch der Song „Is There Anybody There ?“ mit seinen an Reggae erinnernden Rhythmen. Natürlich in verhardrockter Form.
Von Dieter Dierks hervorragend produziert ist „Lovedrive“ sicherlich das Album, welches dem Sound von Scorpions die entscheidende Wende gab und den Grundstein für den massiven Erfolg der Band legte, den die Scorpions zuerst mehr in Amerika, dann aber auch in der Heimat einfuhren. Ein Meilenstein deutschen Hard Rocks.
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