VÖ: 05.11.2021
Label: Glassville Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Über Sinn und Unsinn von Soloalben einzelner Künstler zu diskutieren ist gerade in diesen Zeiten, wo Bands nichts durch Live-Auftritte verdienen können, wenig angebracht. Erst recht nicht, wenn dabei solch ein tolles Album rauskommt, wie dieses hier von Bart Schwertmann. Unter dem Namen Schwertmann hat er sein Konzeptwerk „Theater Of Grief“, an dem er schon lange gearbeitet hat, zu Ende gebracht. Es ist also kein Produkt der Pandemie, sondern er hat lediglich dadurch die Zeit gefunden, das Album fertigzustellen.
Bart Schwertmann ist hinlänglich bekannt als aktueller Sänger der niederländischen Progformation Kayak. Dort hat er auf deren letzten beiden Studioalben einen famosen Job hingelegt und das setzt sich auf „Theater Of Grief“ geradewegs fort. Neben dem Gesang hat er auf dem Album auch die meisten Gitarrenparts und Bass-Spuren eingespielt. Dennoch gibt es auch eine ganze Riege von Gastmusikern zu erleben, wie beispielsweise Kayak-Mainman Ton Scherpenzeel an den Keyboards.
Daß es sich bei „Theater Of Grief“ um ein Konzeptalbum handelt, hört man nicht unbedingt heraus. Denn die Musik pendelt munter von Progressiv Rock, über AOR/Melodic Rock hin zum Progmetal. Also kein musikalisch roter Faden, auch wenn der ein oder andere Song in den nächsten übergeht. Das Album startet mit einem Keuchen und recht gemächlich durch „Panic Mode“. Sofort begeistert Bart Schwertmann wieder mit seiner Stimme und recht hohem Gesang. Telefongeräusche zwischendurch beleben die Story, bei der ich allerdings keine Ahnung habe, um was es da geht. Recht modern weiß außerdem der sehr starke Refrain zu gefallen. Und auch das leicht orientalisch angehauchte Gitarrensolo kann was.
Sphärischer und mit leicht poppig verzerrter Stimme folgt „Antelope“. Eine feine Gitarre/Synthie-Passage untermalt den diesmal etwas rauheren Gesang. Prinzipiell bleibt der Track recht straight und flott. Härtere Gitarrenmomente hin zum Progmetal pushen zusätzlich den erneut tollen Refrain. Langsamer startet dagegen „So Tired“. Der ruhige und etwas verklärte Refrain steht im Gegensatz zu Dream Theater – artigen Vibes, wenn der Song härter und intensiver wird.
Die Geschichte geht weiter mit „Burning Down“, eingeführt von einem Spokesman und modernen, harten Riffs. Im Verlauf mausert sich das Stück zu einer reinrassigen AOR/Hard Rock Nummer mit Ähnlichkeiten zu den Kanadiern Triumph. Orgel im Background, sowie Chorgesänge und ein vehementer Scream vor dem Orgel-Solo sorgen für weitere Farbtupfer. Bei „There’s A Place“ sind wir dann endgültig im melodisch gitarrenlastigen AOR/Melodic Rock angekommen inklusive grooviger Rhythmen und einem eingängigen Refrain.
Unheilvoll und erneut mit einem Sprecher startet das ein wenig spacige „Supernatural Forces“. Neben japanischen Melodic-Klängen sorgen stampfende Beats für Progression. Ebenso wie eine mystische Synthie-Passage und ein crazy auftrumpfendes Gitarrensolo. Danach wird’s ruhig mit der Ballade „Rainbow“. Piano und ein warmer Refrain bilden die Quintessenz des Stücks, das zwar heimelig klingt, aber irgendwie auch nichts Besonderes darstellt.
Einer der Höhepunkte ist sicherlich „Can You Save Me ?“ Mit Akustikgitarre und sphärischen Klängen leitet der Song über zu groovigen Riffs, sowie einem amtlichen Keyboardthema. Der Gesang und der Refrain sind absolute Extraklasse und auch das Gitarrensolo operiert weit vorne. Bleibt zum Abschluß noch das folkige, irgendwie fröhlich wirkende „No One Else Can“, mit dem Bart Schwertmann durch leichten Gesang und einem symphonischen Part die Story feinfühlig beendet.
„Theater Of Grief“ ist ein Konzeptalbum, welches den Hörer nicht überfordert, sondern mehr durch Eingängigkeit und Melodien begeistert. Man kann in die Story eintauchen, aber auch das Album hören, ohne sich großartig darauf konzentrieren zu müssen. Über allem schwebt die fantastische Stimme von Bart Schwertmann, aber auch musikalisch sind die Gäste vom Feinsten ausgesucht und diese danken es mit Klasse. Ein wirklich starkes Soloalbum, welches qualitativ absolut aus der Vielzahl an erschienenen Soloalben heraussticht. Produziert hat Schwertmann das Album übrigens selbst, zusammen mit Niels Lingbeek, welcher zudem einige Gitarren, Bässe und Keyboards mit übernommen hat. Schönes Album !!
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