VÖ: 04.02.2022
Label: Silver Lining Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Das letzte für mich absolut überzeugende Album der britischen NWOBHM-Legende Saxon war das 2007er Werk „Inner Sanctum“. Nicht zuletzt wegen dem genialen Track „Attila the Hun“. Was danach folgte, waren größtenteils gute, meist Saxon-typische Alben, von denen eventuell noch „Battering Ram“ (2015) hervorsticht. Der Vorgänger „Thunderbolt“ war dagegen eine kleine Enttäuschung, enthielt der Dreher doch keine wirklich zündenden Hits. Da kommt nun das 23. Album „Carpe Diem“ gerade recht, denn man merkt, daß Saxon den Tag, bzw. die vergangene Pandemie-Zeit genutzt zu haben scheinen. Zwar erreicht auch dieser Dreher „Inner Sanctum“ nicht, aber das britische Flaggschiff nimmt wieder Kurs….
Gerade der Opener und Titelsong „Carpe Diem“ lässt Gutes erhoffen. Drums und ein dramatischen Intro münden in schnelle Riffs und der Song begeistert durch einen einfachen aber zündenden Refrain, wie man es von Saxon halt gewohnt ist. Die Gitarrenarbeit von Paul Quinn und Doug Scarratt ist einmal mehr over the top und veredelt den besten Saxon-Song seit langem. Auch das folgende, stampfende „Age Of Steam“ weiß mit starken Saiten und Nigel Glockler’s präzisem Drumming zu gefallen und überrascht etwas mit hohem, mehrstimmigem Refrain und Twin-Gitarren-Soli. Für etwaige Mehrstimmigkeit und Background Gesänge leistet Biff Byford’s Sohn Seb seine Beiträge, ohne hier aber großartig aufzufallen.
Apropos Biff….der Sänger ist immer noch gut bei Stimme, besitzt seine markante Art nach wie vor, tut sich lediglich in höheren Lagen ein wenig schwerer wie früher und kompensiert dies durch rauhere Vocals.
Wer sich das Album Artwork von „Carpe Diem“ anschaut, mag vielleicht ein wenig an „Crusader“ denken. Und tatsächlich hat man durch die ersten Intro-Takte von „The Pilgrimage“ und die langsameren, epischen Züge ein kleines „Crusader“-Deja Vu. Selbstredend kommt der Track nicht an den legendären Song ran, hat aber definitiv in dessen Fahrwasser seine tollen, auch elegischen Momente.
Man könnte nun die Review beenden, denn der Rest des Albums ist ein bisschen Schaulaufen von Biff und Co., ohne absolute Highlights nachzuschieben. Typische Saxon Smasher wie das schnelle „Dambusters“ oder den äußerst heavy daherkommenden Stampfer „Remember The Fallen“ kennt man auch von älteren Alben. Immer fokussiert auf den kurzen, prägnanten Refrain. Das ein oder andere Break wie bei „Super Nova“ sorgt für Abwechslung, manche Refrains langweilen aber auch etwas mit der Zeit.
So weiß eine schwer beginnende, schleppende Powerballade wie „Lady In Gray“, trotz mystischer Keyboards im Background, nicht ganz zufriedenzustellen. Ein geiles Riff wie bei „All For One“ reißt dem platten Refrain gegenüber das Ruder gerade noch rum. Man hat den Eindruck, Saxon gehen im Verlauf des Songwritingprozesses die Ideen mittlerweile immer ein wenig aus, die stärksten Songs werden an den Anfang gestellt und der Rest mit gutklassigen, aber vorhersehbaren Songs aufgefüllt.
Klar, „Carpe Diem“ ist immer noch Saxon. Und mit diesem Album ist man auch wieder auf besserem Wege. Die alte Klasse von früher bringt man trotz hervorragender Instrumentalarbeit und immer noch tollem Gesang aber nicht mehr ganz so hin. Auch wenn die ersten Songs des neuen Albums tatsächlich Klassiker-Potenzial besitzen. Ach ja, an der Produktion von Andy Sneap gibt’s natürlich nichts zu meckern.
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Sandro Zahlemann (Mittwoch, 05 Januar 2022 14:13)
Super Sachsen aus Britanien