VÖ: 25.09.2020
Label: Massacre Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Die Frankfurter Sapiency bringen ein neues Album heraus für solche Leute, die niemals rasten. Und ja, „For Those Who Never Rest“, das dritte Werk der Band, ist recht schnell geraten. Wohl bisher das schnellste in der Historie der Melo-Deather. Nichts für lahme Gestalten also, obwohl Sapiency ihren Sound mit vielen melodischen Parts verfeinern.
Mit 13 Songs (darunter ein Bonus-Stück) und knapp einer Stunde ist das Album meiner Meinung aber etwas zu lang geraten. Manche Songs ähneln sich sehr und ein paar Nummern weniger hätten vielleicht kompakter gewirtkt. Egal, die Musik der Hessen zwischen Melodic Death Metal und modernem Power Metal ballert auf der einen Seite heftig, auf der anderen Seite geht’s auch gut ins Ohr.
Der Umstand, das man mit Lars Bittner einen Sänger für die cleaneren Vocals und mit Phil Heckel einen Brüllwürfel und Growler für das Album in den Reihen hat, beschreibt die Ausrichtung schon recht gut. Der Wechselgesang von „Gut“ und „Böse“ ist nicht neu, wird von vielen Bands dieser Art praktiziert, lässt sich bei Sapiency aber gut konsumieren. Beim Opener „Everest“ und dem folgenden „Like Yourself“ beweist die Band gleich die neue schnellere Gangart. Der hier noch pure Melo-Death Metal erinnert an ältere In Flames oder auch Soilwork.
Mit „Dangerous Game“, dem man ein symphonisch cineastisches Intro spendiert hat, ergänzen die Frankfurter den Sound mit powermetallischen Gesangslinien und einem Refrain, der beinahe etwas an Blind Guardian erinnert. Dies ändert sich in Folge so gut wie nicht mehr. Immer wechseln sich schnelles Geballer, Gerbrüll und Gegrowle mit melodischen Passagen und Refrains ab. Bei „Thin Ice“ startet man sogar mittels Piano und lässt im Background symphonische Keyboards erklingen. Diese werden allerdings durch Programming integriert.
Egal, ob schnell und hektisch („Borderline“) oder mit melodischer Hookline aufwartend („Lucid Dreamer“), Sapiency bleiben der Basis von harschen Rhythmen mit Extremvocals und melodischer Kante mit eingängigen Refrains treu. Ein wenig aus dem Rahmen fällt dabei am ehesten „Dropped Again“, der eigentliche Abschlußsong, der langsam und mit starken Drums (Kai Voss Fels) beginnt und im Verlauf eine etwas prog-metallische Richtung a'la Evergrey einschlägt. Sehr gut auch hier die Gitarrenarbeit der beiden Axemen Holger Wenck und Rene Ritzmann. Die Beiden beherrschen sowohl thrash-/deathmetallisches Rifiing/Geschredder, als auch melodische Soli, die immer mal wieder kurz und knapp auftauchen.
Der angesprochene Bonustrack ist dann der selbe wie Track Nummer zwei („Like Yourself“). Hier allerdings neben Gastmusiker Tyler Zechlinski auch noch durch Tankard's Gerre unterstützt. Gitarrist und Keyboardprogrammierer Rene Ritzmann hat das Album produziert und gemischt, lediglich das Mastering wurde fremdvergeben.
Eine hausgemachte Angelegenheit ist also das neue Album „For Those Who Never Rest“, welches laut O-Ton der Band Quelle der Motivation für die Schwachen, stark zu werden sein soll. Das lassen wir mal so stehen und attestieren Sapiency ein rundum gelungenes drittes Album, daß in der Schnittmenge von Melodic Death Metal und melodischerem Powermetal vieles richtig macht.