Island
Heavy Traffic
Love Is An Art
Color Blind
Still Singin' With The Band
Strong Enough
Any Minute
The Kingdom's Come Undone
One Good Reason
Head On Straight
I'm Not Lying
VÖ: 29.09.2017
Label: Rhino
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Ein ganz besonderes Album erscheint dieser Tage. Und zwar das neue Album der 2012 verstorbenen Gitarrenlegende Ronnie Montrose. Wie kann das sein, daß hier ein neues Album veröffentlicht wird, mag sich mancher jetzt fragen. Nun, Ronnie Montrose hatte kurz vor seinem Ableben mit der Umsetzung eines speziellen Albums begonnen. Er wollte 10 Songs mit 10 verschiedenen Sängern aufnehmen, mit unterschiedlichsten Gastmusikern und mit Nummern, welche die zeitlose Grandiosität des Hard Rocks verdeutlichen sollten.
„10 X 10“ hieß der Arbeitstitel und letztendlich auch der Name des Werks. Abgeschlossen und vollendet wurde das Album von Bassist und Multi-Instrumentalist Ricky Phillips (Styx, Bad English), mit dem Ronnie zusammen mit Drummer Eric Singer (Kiss, Alice Cooper) damals „10 X 10“ begonnen hatte. Herausgekommen sind 10 wirklich fantastische Rock-/Hard Rock und auch Blues-Tracks, welche das Who-Is-Who der Rockszene veredelt haben.
Natürlich ist Ronnie Montrose in puncto Gitarre auf jedem Song zu hören. Sein einzigartiger Hard Rock Stil der Mitt-Siebziger bis Anfang 80er Jahre scheint in jedem Moment durch. Für den Opener „Heavy Traffic“ zeichnet Eric Martin am Gesang verantwortlich. Y&T-Gitarrenheld Dave Meniketti steuert zudem ein vorzügliches Solo bei. Erdiger Hardrock mit gelegentlich auftauchenden Background-Sängerinnen ist Trumpf.
„Love Is An Art“ hat danach tierisch den Blues. Edgar Winter persönlich kümmert sich hierbei um den Gesang, das Saxophon und allgegenwärtige Hammond-Orgel. Könnte auch von Edgar's Hauptband stammen und man fühlt sich als Blues-Anhänger sehr gut aufgehoben. Stark !
Mit Sammy Hagar übernimmt auf „Color Blind“ ein früherer Weggefährte von Ronnie Montrose den Gesang. Hagar nahm Mitte der siebziger Jahre die beiden Alben „Montrose“ und „Paper Money“ mit Ronnie auf. Er wird daher schon immer auch mit dem Bandnamen Montrose in Verbindung gebracht. Das etwas langsamere Stück punktet natürlich mit Hagar's bekannter Stimme, die man ja auch von seinen Soloscheiben und von Van Halen her kennt. Eine typische Hagar-Nummer also, äußerst lässig und rockig.
Weiter geht’s in souligem Gewand mit „Still Singin' With The Band“, was an der markanten Stimme von Glenn Hughes liegt. Auch hier weiß man sofort, wer das Mikro schwingt und ergänzt durch den mehrstimmigen Refrain hat man es hier mit dem gesanglichen Highlight des Albums zu tun. Phil Collen (Def Leppard) steuert ein metallisches, etwas frickeliges Solo bei....funktioniert fantastisch.
Etwas entspannter dagegen wirkt „Strong Enough“ mit Tommy Shaw, was auf die Dauer aber etwas sehr dahinplätschert. Viel aufsehenerregender ertönt danach „Any Minute“ mit Mark Farner. Verspielte Rhythmen treffen auf flippige Vocals und viel Orgelklänge. „The Kingdom's Come Undone“ operiert mit viel Bass und diversen ProgRock-Linien. Wunderschöne Töne und balladeske Momente zauber ein weiteres Lächeln ins Gesicht. Gitarrentechnisch brilliert Blues-Held Joe Bonamassa, der allerdings sehr songdienlich zu Werke geht.
Erneut mehrstimmigen Gesang und hardrockige Vibes gibt’s bei „One Good Reason“ zu hören, bei welchem Bruce Turgon (Foreigner, Warrior) , eigenlich Bassist, singt. Ebenfalls zur etwas härteren Gangart gehört „Head On Straight“ mit Davey Pattison (Gamma) on vocals. Marc Bonilla sorgt bei dem Song für einen fast metallischen Anschlag, was bei seiner History, mit Einsätzen beispielsweise bei Emerson, Lake & Palmer doch etwas verwundert. Aber er ist halt ein Gitarrenlehrer und hat's drauf.
Den Abschluß bildet „I'm Not Lying“. Eine Laid Back-Nummer , groovig ruhig und wieder mit Saxophonspuren behaftet. Neben dem Gesang übernimmt hier Gregg Rolie auch die Keyboards, was mitunter zu ausufernden Instrumentalpassagen führt. Tom Gimbel (Foreigner) und Lawrence Gowan (Gowan, Styx) steuern ihre Parts dazu bei und kein geringer als Jeff Scott Soto wurde für die Background-Vocals gewonnen.
„10 X 10“ wirkt nicht wie ein zusammengewürfeltes Album, dem jeglicher roter Faden fehlt. Nein, zwar variiert man mit mehreren Stilmittteln immer wieder von Song zu Song, aber der klare, nostalgische Hardrock-Vibe, für den Ronnie Montrose seit 1973 stand, zieht sich quer durch das Album hindurch. Die teinehmenden Musiker sind natürlich von höchster Qualität, haben sich aber den Songs untergeordnet, ohne jegliche Allüren und nur mit dem Ziel, dem Anspruch eines Ronnie Montrose gerecht zu werden.
Ricky Phillips hat gut daran getan, diese Herzensangelegenheit von Ronnie Montrose zu vollenden und glaubt man dem Infoschreiben, musste keiner der prominenten Akteure lange von ihrer Teilnahme überzeug werden. So können wir noch einmal diese einzigartige Legende in neuen Songs geniessen, was schon den ein oder anderen wehmütigen Gedanken aufkommen lassen kann.
Ein spezielles, ein besonderes und ein vor allem großartiges Rockalbum.
Kommentar schreiben