VÖ: 27.08.2021
Label: earMusic
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 /10
Robben Ford braucht man sicherlich denjenigen, die mit Blues und Soul und Gitarrenmusik allgemein bewandert sind, nicht mehr vorzustellen. Der kalifornische Ausnahmegitarrist ist seit sehr langer Zeit im Geschäft, sowohl als Projektmusiker als auch als Solokünstler. Eine Vielzahl an Alben ziert seinen Werdegang, das letzte rein instrumentale datiert aber bereits aus dem Jahre 1997 („Tiger Walk“). Bis jetzt, denn das aktuelle Werk „Pure“ enthält dem Albumtitel entsprechend einen „reinen“ Robben Ford, also ohne jegliche Lyrics und Gesang. Somit ist klar, welche Zielgruppe hier angesprochen wird.
Robben Ford erklärt, daß es sich trotz Gastmusiker, die auch auf diesem Album mitwirken, ausschließlich um Umsetzungen seiner eigenen Ideen handelt. In der Vergangenheit brachten Gäste immer wohl oder übel ihren eigenen Sound und eigene Ideen mit ein. Diesmal also nicht und man kommt in den Genuß von neun Kompositionen, die recht unaufgeregt die musikalischen Vorzüge des Robben Ford dokumentieren.
Unaufgeregt deswegen, da Ford im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen wie etwas Joe Bonamassa nicht seine technischen Fähigkeiten überbordend zur Schau stellt, sondern sein eigenes Spiel mehr der Seele entweichen lässt und dadurch eine extrem warme Stimmung erzeugt. Mit einem kurzen Intro („Prelude“) geht es leger und verspielt los, bevor das coole „White Rock Beer…8cents“ den ersten bluesigen Groove loslässt. Das traumhafte Gitarrenspiel ist einfach nur genial, dennoch setzen Saxophon-Momente, sowohl im Background als auch solierend, hier die besonderen Akzente.
Mit „Balafon“ entdeckt man danach die etwas „dunklere“ Seite von Robben Ford. Zwar wird hier erst verspielt und entspannt gezupft, dennoch wird’s danach einige Oktaven tiefer und auch sphärischer. Dagegen sprechen „helle“ Gitarrenklänge und fröhlich entspannte Weisen bei „Milam Palmo“ eine ganz andere Sprache. Die Nummer wird mal ruhiger, dann wieder flotter. Ganz im Zeichen positiver Energie.
Ein wenig Jazz hält Einzug bei „Go“, wobei sich Bläser und Gitarren im Wechsel die gleiche Melodie teilen. Auch hier wieder lässt Robben Ford durch Verspieltheit zwischendurch seine ganze Spielfreude auf diesem Album durchscheinen. Bläsereinsätze gibt’s danach auch noch bei „Blues For Lonnie Johnson“, einem (natürlich) reinen Bluesstück, untermalt mit leichten Orgelklängen.
Nein, „A Dragon’s Tail“ ist keine Anwandlung an’s Epische oder an bombastische Sounds. Dennoch wird hier mit viel Hall interpretiert und melodische Streicher suggerieren eine doch leicht fantasievolle Note. Beim Titelsong „Pure“ kehrt danach das Eingangsthema des Intros zurück. Mollklänge bereisen tiefere Ebenen und die Tonleiter-Melodie lockert auf. Bleibt noch zum Abschluß das etwas funkig beginnende „If You Want Me To“. Gezupfte und „dröhnend wummernde“ Gitarrenpassagen ergänzen sich zu einem weiteren Blues-Stück.
Wie gesagt, Robben Ford stellt auf „Pure“ sein Können in unaufgeregter Art und Weise zur Schau. Sein Können blitzt in jeder Phase durch, aber er übertreibt nie den technischen Aspekt seiner Saitenkunst und soliert sich nicht durch die einzelnen Songs. So ist ein homogenes, warmes Instrumentalalbum entstanden, daß eher für den Genießer mit einem guten Glas Wein am Kaminfeuer gemacht scheint, als für Tonleiter- u. Technikfetischisten. „Pure“ ist ein Album mit viel Seele, Können und zeigt den „reinen“ Robben Ford. Wunderbar !!