RITVS - Der Tag naht

Ich hab erst auf den zweiten Blick feststellen können, dass es sich bei der Band Ritvs um die ehemaligen Vvlva handelt, die aus unserer Heimatstadt Aschaffenburg stammen. Warum man sich umbenannt hat, weiß ich nicht. Eventuell vielleicht wegen des ein wenig anzüglichen Namens, da man musikalisch im Prinzip auch mit Ritvs ähnliche Wege geht. Aber halt, auf „Der Tag naht“, dem Debutalbum unter neuem Namen wird ausschließlich in deutscher Sprache interpretiert. Das war unter Vvlva nur bei einigen Songs der Fall. Ansonsten frönt man auch weiterhin der stark 70er Jahr orientierten (Hard)Rock Musik, die den Fokus auf Tasteninstrumente, sprich (Schweine)Orgel und Synthesizer legt.

Neben des reichlich psychedelischen Charakters von Songs wie „Der Drang“ oder „Obsession“ sind es auch viele 70er Prog Elemente, die man den Tracks spendiert hat. Selten brät die Gitarre mal fett, sondern hat eher begleitende Wirkung für die orgelgeschwängerten Nummern a’la „Ruß und Feuer“  und „Abstinenz“. Sänger Tobias Ritter obliegt mit seiner angenehm warmen, hohen Stimme so ein gewisser Barden-Touch, was durch die deutschen Lyrics noch verstärkt wird. Ab und an fühlt man sich an etwaige Ost-Kombos von früher erinnert wie Stern Combo Meissen oder die Puhdys. Nur halt doch ein wenig rockiger und psychedelischer ausgerichtet.

Der Sound von „Der Tag naht“ ist dementsprechend typisch 70er müffelnd, fast schon analog wirkend. So entfaltet sich jederzeit eine Retro-Atmosphäre, die aber ihre eigenen Charakterzüge hat. Eventuell könnte man auch noch  Vergleiche zu frühen Uriah Heep ziehen, die viele Songs ähnlicher Gangart im Gepäck hatten. Oder auch Eloy aufgrund der Synthiepassagen, aber ohne deren progressiv spacigen Hintergrund und natürlich mit ganz anderem Gesang.

Als Highlight des Albums, wenn man so will, könnte man den Abschlußtrack „Erde unter meiner Hand“ nennen. Ein richtiggehend berührendes 70er Jahre Epos mit viel Gefühl und aufwühlender Eleganz. Die Schlaghosen und kultig bunten Hemden dürfen also wieder herausgeholt werden, um mit Ritvs eine Zeitreise in die extravaganten 70er Jahre zu feiern, die selten von einer recht jungen Band so authentisch geklungen hat.

„Der Tag naht“ ist natürlich nur etwas für Genre-Fans und solche, die mit rein deutschen Lyrics auch keine Probleme haben. Wie gesagt, die Tasteninstrumente zeigen diesen Weg (Christian Karl) und die Gitarren (Philipp Muschal) ordnen sich mehr oder weniger unter. Hausmannskost, wie man es sich ab und zu öfters wünschen würde. Ritvs sind eine Band mit viel Esprit und keine unter vielen. Erst recht nicht bei uns im schönen Aschaffenburg.