VÖ: 06.09.2019
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Rise Twain sind ein US-amerikanisches Duett, bestehend aus dem Gitarristen Brett William Kull, seines Zeichens Gitarrist der legendären Progrocker Echolyn und Jeremy David Beck, Sänger der Progband The Scenic Route und seinem Soloprojekt Beck Fields. Während J.B. Beck neben dem Gesang noch für die Pianoklänge zuständig zeichnet, übernimmt Brett Kull noch die Basslinien, Percussions und Keys. Einen Studiodrummer gibt’s beim Debutalbum „Rise Twain“ anscheinend nicht, wir können hier also von Programming der Drumspuren ausgehen.
Was aber nicht weiter schlimm ist, denn die 10 Songs des Albums sind nicht sonderlich drumlastig. Viel mehr schippern die beiden Protagonisten in Singer(/Songwriter Gewässern, wobei die Stimme von Beck den entscheidenden Ausschlag gibt. Denn das Label vergleicht seine Stimme mit Jeff Buckley, was insofern richtig ist, da das Timbre eindeutig in rockigen Americana oder auch rauchigen Progrock Gegenden verortet ist.
Bei Rise Twain haben wir es also hauptsächlich mit unaufgeregten, harmonisch ausbalancierten Songs zu tun, die nur selten richtig Fahrt aufnehmen oder gar mit härteren Passagen aufwarten. Als Ausnahme sei hier die zweite Nummer „Golden“ genannt, bei welcher mit Wah-Wah-Gitarrenleads und mit etwaigem Bombast zum Ende hin so etwas wie Intensität rüberkommt. Intensiv sind die Songs generell schon, denn die beiden verdienten Musikern verleihen sämtlichen Tracks mit ihrer Erfahrung viel Tiefe, auch wenn der Großteil mit Piano durchsetzt und ruhiger Ausrichtung eher Melancholie oder lauschige Kaminofenatmosphäre suggeriert.
Immer wieder schimmert der progressive Hintergrund trotzdem durch. Bei „The Range“ beispielsweise beschwingt einen der leichte Keyboardansatz und lässt in manchen Momenten gar Vergleiche zu ruhigen Parts von Marillion's „Brave“ zu. Auch Querverweise zu Bands wie den Beatles oder Queen meine ich zu vernehmen, auch wenn sich dies nur sehr zart in die Kompositionen integriert.
Lässt man zu Beginn mit „Everspring“, dem angesprochenen „Golden“ und „Lit Up“ noch den rockigen Anspruch zu, verliert sich dieser Einfluss in Folge und die Songs werden immer ruhiger, pianolastiger und verfallen in diesen typischen Singer-/Songwriter Modus. Schlecht ist das natürlich nicht und Nummern wie „Death Of Summer“, „Falling Skies“ oder die sehr balladesken „Into A Dream“ und „That Is Love“ sorgen für viel Wärme. Ideal für die bevorstehenden kalten und grauen Herbsttage.
Generell hätte ich mir noch mehr an Spannung in der zweiten Albumhälfte gewünscht. Denn gerade ein Song wie „Golden“ verdeutlicht die wahre Klasse der beiden Musiker und lässt den Begeisterungsgrad rapide ansteigen. Irgendwie lassen Rise Twain das Album in meinen Augen danach etwas zu sehr dahinplätschern, auch wenn man dem eigenen Anspruch zumindest partiell vollauf gerecht wird. Ein Album, das es trotzdem in die Herzen vieler Fans, die es gerne ruhiger angehen lassen, schaffen könnte.
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