RICKY DIAMOND - Already Dead

Tracklist:

  • Call Mr. D
  • W.T.O.I.L
  • Doglike Devotion
  • Sweet And Salty
  • Bullet In My Soul
  • M.O.M Told Me So
  • Wall Of Stone
  • Ride Your Time
  • Goddammit
  • Morphine Lips "Acustic (BonusTrack)"

Info:

VÖ:  15.01.2020

Label:  Bad Reputation


Video:

Bewertung:

Autor:  MC Lucius

Bewertung:  9 / 10



Stoner Rock mit gehörig Blues Schlagseite und Metal Touch aus dem Metallica Universum - so in etwa lässt sich die Debüt Scheibe von RICKY DIAMOND beschreiben. Es handelt sich dabei um ein Trio aus dem südspanischen Alicante, wobei die drei Jungs alle einen unterschiedlichen Background haben: Arikat Yuseft (v.,g.) ist halb Spanier, halb Palästinenser, Bassist Iban Rubio Spanier und Drummer Max Evilsen stammt aus Dänemark. Nach einer ersten EP legen die Jungs nun mit "Already Dead" ihren ersten Longplayer vor.

 

Sie haben sich Zeit genommen, um dem Werk die atmosphärische Tiefe angedeihen zu lassen, die sie sich vorher zum Ziel gesetzt hatten. Und um es schon einmal vorweg zu nehmen, dies gelingt den Dreien hier auch über die etwas mehr als 50 Minuten. Nachdem uns das Intro "Call Mr.D" zunächst für einige Sekunden in die 1940er Jahre zurückversetzt, zeigt das Rock Brett "W.T.O.I.L" mit seinem Riffing gleich, wohin die musikalische Reise geht.

 

Neben den bereits erwähnten Metallica lässt hier auch der unvergessene Lemmy mit seiner räudigen Punk Attitüde grüßen. Doch nicht nur hier, auch im weiteren Verlauf scheint Mr Kilmister immer wieder augenzwinkernd um die Ecke zu linsen. "Doglike Devotion" ist ein mit leicht gebremsten Schaum agierender Stoner Rocker der sich schon beim ersten Durchlauf in die Gehörgänge brennt. "Sweet And Salty" setzt auch auf ein Banjo(!), welches sich nahtlos in die raue Stoner / Punk / Hard Rock Peripherie einfügt.

 

Stark bluesig ragt das mit 7:10 Minuten längste Stück "Bullet In My Soul" vielleicht als das Vorzeigestück der Scheibe heraus. Überhaupt beweisen die Drei, dass sie es verstehen, ihre Songs auf XXL Status zu trimmen, sind doch nicht weniger als fünf Lieder über fünf Minuten lang. Das schreit natürlich geradezu nach ausufernden Instrumentalparts, und diese liefern sie auch immer wieder sehr überzeugend ab. Das Zusammenspiel des Trios ist auf den Punkt, da passen Tempiwechsel und akzentuiertes Musizieren wie die Faust auf's hinlänglich bekannte Auge.

 

Die zweite Hälfte von "Already Dead" läutet das brutal vorantreibende "M.O.M Told Me So" ein, das keine Rücksicht auf irgendwelche Wehwehchen nimmt. Feurige Gitarrenriffs und knochentrockene Vocals werden als Trademarks gesetzt. Der gute alte Phil Campbell lässt beim Intro zu "Wall Of Stone" grüßen, insgesamt sind wir hier jedoch weit weg davon, einen Motörhead Verschnitt zu hören. Diese Nummer scheint mir geradezu prädestiniert als Opener einer Ricky Diamond Show zu sein.

 

Dass die Arrangements der Songs ebenso wie die Produktion ausgereift sind, zeigt die Tatsache, dass man die offensichtlichen Qualitäten der Musiker, dieses raue und ungeschliffene Momentum, auch nicht aus den Augen verliert, je länger die Scheibe läuft. Das auch knapp an sechs Minuten heranreichende "Ride Your Time" versprüht so viel Energie, dass man eine Kleinstadt damit einen ganzen Tag lang mit Strom versorgen könnte. Wer hier nicht mitgerissen wird, dem ist leider nicht mehr zu helfen.

 

Richtig schön rotzig punkig kommt mit "Goddammit" die letzte "neue" Nummer des Albums daher, denn als Rausschmeißer wählte man eine Acoustic Version von "Morphine Lips", dem Titelsong des ersten, fünf Stücke umfassenden, Tondokuments aus dem Hause Ricky Diamond. Und tatsächlich sieht man die "tres hombres" aus Südspanien mit Ponchos und Sombreros vor dem geistigen Auge, wie sie, die Kippe im Mundwinkel, irgendwo in der staubigen Prärie der Sierra Nevada mit Klampfen und Percussion diese Nummer zum Besten geben. Der Unterschied zur vollelektrischen Version von 2017 ist riesig, fast so, als hätte man einen komplett neuen Song vor sich. So muss das sein.

 

Was also bleibt nach 50 Minuten Stoner Rock mit reichlich Blues Vibes und ebenso hardrockigen wie metallischen Einschüben? Ganz einfach. Ein Album, welches man am liebsten gleich nochmal hören möchte. Es geht sofort ins Ohr, es geht ebenso in die Beine und es macht mächtig gute Laune mit seinem "Immer feste druff" Motto.           Ob die Jungs das nochmal toppen können? Sicher, ein bißchen Luft nach oben gibt es immer irgendwo.

 




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