VÖ: 26.11.2021
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Ein „Legendary Tales“ oder „Symphony Of Enchanted Lands“ bekommen die Italiener Rhapsody Of Fire, natürlich möchte man sagen, heutzutage nicht mehr hin. Und auch einen Smasher wie „Holy Thunderforce“ findet man in der Songauswahl im Hier und Jetzt auch nicht. Dafür hat sich der Sound vom symphonischen Progmetal damals noch unter dem Rhapsody Banner hin zum leicht progressiven Symphonic Metal unter dem Namen Rhapsody Of Fire zu sehr gewandelt. Dennoch kann man die Band nach wie vor als Vorreiter dieses Stils sehen und auch das neue Album „Glory For Salvation“ zeigt wieder einmal, daß auch die vielen, vielen Nachahmer der Band immer noch nicht das Wasser reichen können.
Das liegt zum einen daran, daß mit Sänger Giacomo Voli mittlerweile ein starker Fabio Lione Ersatz am Mikro steht, der fast genauso klingt, wie Fabio himself. Zum anderen gehört Gründungsmitglied und Keyboarder Alex Staropoli ja immer noch zum Line Up, der von Beginn an schon für die Arrangements und Songausarbeitung hauptverantwortlich zeichnet. Zudem ist Roberto De Micheli im Bereich der Gitarren keinen Deut schlechter als Ur-Gitarrist Luca Turilli. „Glory For Salvation“ ist wieder ein Konzeptalbum geworden und führt die Geschichte vom Vorgänger „The Eighth Mountain“ fort. Um die Story selbst brauchen wir uns hier nicht zu kümmern, Fantasy Kram halt.
Wie hoch der Symphonic Anteil mittlerweile bei Rhapsody Of Fire ist, zeigen bereits die beiden Eröffnungsstücke „Son Of Vengeance“ und „The Kingdom Of Ice“. Fein ausgearbeitete Song, flott interpretiert, die aber durch Streicher-Arrangements und Chöre die härteren Gitarrenklänge zukleistern. Das ist Musik, die für Fans außerhalb der Symphonic Metal Szene absolut irrelevant ist.
Genau diese Leute werden auch über die folkigen Momente des flötenbasierten Zwischenspiels „Eternal Snow“, welches wieder mal einen Storyteller integriert, und das anschließende „Terial The Hawk“, ebenfalls im Mittelalter-Folk verortet, die Augen verrollen. Für die Fans von Rhapsody Of Fire, die gerne in diese Geschichten eintauchen, ist das allerdings essenziell. Ebenso das über 10-minütige Hauptstück „Abbys Of Pain II“ (Teil 1 war lediglich das Intro des letzten Albums), das düsterer und noch opulenter arrangiert wurde. Hier zeigt sich sehr gut, daß Rhapsody Of Fire auch heute noch solche Longtracks spannend umsetzen können. Natürlich mit das Highlight des Albums.
Beim ergreifenden „Magic Signs“ werden viele Menschen „Kitsch!!“ rufen. Persönlich kann ich sagen, daß genau dieser Songs nachhaltig am meisten haften bleibt und auch aufgrund des tollen Gesangs von Giacomo Voli eine meterdicke Gänsehaut verursacht. Das weiß wohl auch die Band, denn am Albumende stehen noch eine italienische und eine spanische Version dieses Songs. Diese unterscheiden sich lediglich in der Sprache und könnten als Boni des Albums dienen, obwohl sie nicht als solche ausgewiesen wurden.
Alles in allem zeigen Rhapsody Of Fire mit „Glory For Salvation“ den vielen Nachfolgebands wo der symphonische Hammer hängt. Klar, daß dieses Album wieder von allen Außenstehenden, die nichts mit solchen Fantasygeschichten und durch Chöre und symphonische Epik überfrachteten Songs anfangen können, zerrissen wird. Den Fans der Band wird aber dagegen guter neuer Stoff geboten, der mit „Magic Signs“ zudem einen Track enthält, den man so schnell nicht aus den Ohren kriegt. Die seligen Rhapsody Zeiten bleiben weiterhin außen vor, dennoch hängen die Italiener für Symphonic Bands die Meßlatte wieder recht hoch.
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