VÖ: 15.07.2022
Label: MDD Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
So langsam scheint es mit Reternity ernst zu werden, denn mit „Cosmic Dreams“ gibt’s in Kürze das dritte Album der beiden Masterminds Stefan Zörner und Carsten Sauter. Waren die Ansätze der beiden Vorgänger schon recht gut, konnte man aber nicht vollends mit den Alben überzeugen. Irgendwo fehlte der rote Faden in den Songs, der Stil war meist unterschiedlicher Natur und trotz aller musikalischer Qualitäten auch ein wenig zu kalkuliert. Jetzt scheinen Reternity eventuell ihren Stil gefunden zu haben, denn mit der Hinzunahme von Keyboards, modernem Anstrich und dem lyrischen Konzept-Ansatz von Stefan Zörner sind die neuen Songs genau das, was man dem Fantasy-u. Science Fiction Autor auf den Leib schreiben würde.
Neben Carten Sauter haben Reternity nach wie vor den zweiten Gitarristen Oskar dabei, Basser Duste und Drummer Conner sind dagegen die Frischzellen im LineUp. Zörner kann natürlich Songs schreiben, das hat er in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen. Bei „Cosmic Dreams“ hält er sich aber anscheinend an eine bestimmte Vorgabe und somit wirkt „Cosmic Dreams“ erfreulicherweise diesmal wie aus einem Guß.
Den Anfang macht „Building Better Worlds“ spannend und sphärisch. Es wird sofort deutlich, das Stefan gesanglich verstärkt mit verzerrten Vocals arbeitet, die den „outer space“-Charakter der Songs nochmals unterstreicht. Neben seiner markant bekannten Stimmfärbung eine interessante Alternative, die dazu passt. Tiefer gestimmte Gitarren lassen Moderne einfließen, der schöne Refrain mit Keyboards im Background stimmt progressiv metallische Klänge an. Klar, Stefan Zörner kommt ja quasi aus dem Progmetal (Lanfear) und somit geht’s also ein Stück weit zurück zu den Anfängen.
Etwas giftiger erklingt „Untamed Hearts“ mit Drums und gutem Riff startend und einem nahezu hitverdächtigen Refrain. Schleppende Rhythmen und ein Break mit ruhigem Gesang und Akustik Gitarre führen zu einem tollen Solo, bevor es mit dem Refrain wieder weiter geht und am Ende akustisch ausklingt. Mit düsteren Samples und harten Riffs/Keys lässt „Depths Of Nothingness“ modernen Progmetal der härteren Gangart vom Stapel. Der Gesang kommt ebenfalls düsterer und teils mehrstimmig, das melodische Gitarrensolo, welches auch mal frickelig auftrumpft, rundet den Track prima ab.
Schnelle Gitarrenlicks und Drums eröffnen den Titelsong „Cosmic Dreams“. Wie stark Stefan Zörner singen kann, zeigt er hier eindrucksvoll und Stakkato Rhythmen verheißen innere Zerrissenheit und Anspruch. Verzerrte Spoken Words und ruhige Momente zwischendurch gehen über in eine wuchtige Soundpassage. Der erneut großartige Refrain zeigt die neue Klasse von Reternity deutlich. Einem kurzes Intermezzo mit spacigen Klängen und Piano („Astronaut“) fügt Stefan balladesken Gesang hinzu, der zu Gänsehautmomenten führt.
Eher in den Berich Nu Metal kann man „Blitzwerfer Blues“ verorten. Drumfeuer und Rap-artiger Gesang könnten die Hörerschaft eventuell verstören, der schöne mehrstimmige Refrain dagegen versöhnt. Ebenso das melodische Gitarrenthema bei „Seemingly“ und der fröhlich wirkende Gesang inklusive Oh-oh-oh-Chören und Kirchenorgel-Klängen. Auch diese Nummer kommt wieder unheimlich sphärisch rüber, was Reternity absolut gut steht. Die thrashige Ausrichtung der Vergangenheit findet man am ehesten noch bei „Only Scars Remain“. Modern Thrash mit tiefer gestimmten Saiten und Screams, der allerdings von gutem, eingängigem Gitarrensolo und Akustik Gitarre mit balladeskem Gesang am Ende abgelöst wird.
Die nun auf dem Programm stehende Coverversion von Black’s „Wonderful Life“ im Nu Metal Stil hätten sich Zörner, Sauter und Co. dagegen getrost sparen können. Da erfreut der symphonische Beginn und die Gitarrenelegie bei „The Narrow Sleep“ umso mehr. Die Drums werden erneut äußerst wuchtig geschlagen, entgegen dem einfühlsam interpretierten Gesang. Ein richtig kleines Epos mit schönen Gitarrenklängen und Kanon-Gesängen.
Den Abschluß bildet „My Reternity“ mit akustischer Gitarre und ruhigem Gesang, aber in Folge sphärisch bombastichen Klängen. Eine in deutscher Sprache gehaltene Ansage zum Ausklang beendet das Album.
Jawoll, endlich ist es Reternity gelungen, ein durch die Bank fesselndes, wunderbar gespieltes und interessantes Album zu gestalten, welches eher im modernen Progmetal zuhause ist als früher. Ein wenig geht man dabei zu Stefan Zörners Wurzeln zurück, auch wenn „Cosmic Dreams“ teilweise äußerst modern klingt. Die Produktion von Andy Horn (Fight, Rob Rock, Edenbridge) setzt die futuristisch ausgelegten Songs toll in Szene, so daß Reternity auch in dieser Hinsicht völlig neu erstrahlen. Gut gemacht, Jungs !!
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