VÖ: 03.11.2017
Label: Metal Blade Records
Autor: Aggelos Bonfire
Bewertung: 7,5 / 10
Mit dem 2015er Album „Svbversvm“ war den Schweden Ram ein wahres Echtmetall-Highlight gelungen. Man konnte das Album durchaus als vorläufigen Höhepunkt des Schaffens der Band bezeichnen, auch wenn sie vorher mit „Lightbringer“ und „Death“ keinesfalls viel schlechtere Alben am Start hatte. Umso gespannter konnte man sein, was Ram auf dem neuen Album „Rod“ abliefern würden. Doch etwas Ernüchterung macht sich breit, wenn man das neue Werk gehört hat.
Nicht daß dieses Album nichts könnte, nein...aber Ram versuchen sich an manchen neuen Wegen, was dem Hörer, der erneut einen Song-Smasher nach dem anderen erwartet, etwas den Zahn zieht. Und zwar versuchen sich die Schweden erstmals an einem richtigen Longtrack. Gleichzeitig hat man dafür ein eigenes Maskottchen erfunden, den Ramrod. Richtig, somit erklärt sich auch der Albumtitel Ram – Rod. Dieser Track ist in sechs Abschnitte unterteilt, aber dazu gleich mehr.
„Rod“ beginnt im Prinzip so wie man es erwarten wollte. Nach einem kurzen Intro, was einem recht brutalen Beginn gleichkommt hauen die Jungs ein schweres Riff nach dem anderen raus und über den Judas Priest-würdigen Abfahrten thront der recht hohe, aber dennoch rauhe Gesang von Oscar Carlquist. Doch schon dieser Opener „Declaration Of Independence“ streckt sich auf über 7 Minuten, was den Song auf Dauer sperrig und nicht so eingängig werden lässt. Also nichts mit dem reinen Ram-Smasher. Dieser folgt dann mit dem zweiten Song „On Wings Of No Return“. 3 1 /2 Minuten schneller Abriss mit fantastischem Twin-Gitarrensolo. Genauso kennt man die Schweden und hat sie schätzen gelernt.
Doch auch Song Nr. 3 überschreitet die Sieben-Minuten-Marke. Er beginnt ruhig und verhalten und erfreut den Hörer dann mit einem immer wiederkehrenden, galoppierenden Gitarrenthema im latenten Westernstyle. Prinzipiell ein guter Song, was auch an den leicht angepissten Vocals von Oscar liegt, dennoch wirkt man aufgrund der Songlänge trotz schöner Twin-Gitarrenmelodien zum Ende hin fast gelangweilt. Da kommt der im Vergleich kurze Smasher „A Throne At Midnight“ gerade recht. Hohe Screams in Halford Manier und Doppel-Axt Riffing gipfeln in einem coolen crazy Gitarrensolo.
Folgt nun also der eingangs erwähnte Longtrack „Ramrod The Destroyer“. Es beginnt mit einem unheilvollen Intro und unheimlichen Chören samt Back-Keyboards und verzerrter Sprechstimme. Danach folgt ein schneller, fast epischer Auftakt („Ignitor“). Der Gesang wird mehr auf clean getrimmt und das Riffing mehr ins Midtempo verlagert. Eingängige Melodien und diverse Twin-Leads suggerieren Spannung und Epik. Dies in meinen Augen aber nur teilweise erfolgreich. Denn so richtig ins Ohr gehen will die Geschichte des bösen Ramrod irgendwie nicht. Natürlich wollen Ram die Story möglichst effektvoll inszeniert wissen, was sich in zwei Zwischenspielen wiederspiegelt. So ist es kein Wunder, daß beispielsweise „Voices Of Death“mit typischer Monsterstimme und angstvollen Arrangements aufgefahren wird. Am überzeugendsten wirkt noch der Part „Incinerating Storms“, der hart und schnell ins Gelände schießt, teilweise chaotisch Züge annimmt und mit den sehr hohen Screams von Oscar beinah King Diamond-Feeling erzeugt. Abschließend gibt’s dann noch 2 Minuten lang atmosphärische und kinoreife Klänge, die leztendlich in Disharmonien ufern.
Das Wagnis, mit einem Longtrack eine (epische) Geschichte zu erzählen, gelingt Ram nur teilweise. Solche Dinge können andere Bands weitaus besser, was Songwriting und spannende Darbietung betrifft. Natürlich steckt auch in „Rod“ noch eine gehörige Portion Ram drin, aber die bisher bandtypischen Metal-Granaten, die immer kurz und knapp auf den Punkt geliefert wurden, sind zu spärlich gesät. Ob sich die Fans mit der etwas neueren Ausrichtung der Band gleichsam anfreunden werden, wird sich zeigen. Ich für meinen Teil empfinde das neue Album im Vergleich zu „Svbversvm“ leider als Rückschritt.
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