VÖ: 23.11.2020
Label: GEP
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Rain – der Bandname passt natürlich wie die Faust auf's Auge im Herbst. Rain ist eine Band, kein Projekt worauf die Musiker Wert legen, von Bassist John Jowitt (IQ, Frost) und Andy Edwards (ebenfalls ex-IQ und Frost), sowie Sänger Rob Groucutt und Mirron Webb (guitars). Natürlich spielt diese Band Progrock, aber auch wenn man mit GEP als Label im IQ Umfeld herumspaziert, hat die Musik von Rain recht wenig von Holmes, Nicholls und Co.
„Singularity“ besteht aus fünf Songs, davon zu Beginn zwei kürzere (!!) mit über 7 bzw. 8 Minuten. Die Longtracks folgen darauf, bevor der Abschlußsong wieder kürzer geraten ist. Reichlich Musik also auf dem Debut Album. „Devils Will Reign“ beginnt mit Akustik Gitarre und ruhigem Gesang. Auch im Refrain kann man den Gesang von Rob Groucutt nicht anders als schön bezeichnen. Es folgen etwaige spacige Klänge im Verbund mit Gitarre und erneut ruhigerer Ausrichtung. Ein wenig enthält der Song einen Jadis Touch, bevor er mit spanischer Gitarre und sphärischen Momenten ausklingt. Es passiert also bereits viel im Opener.
Das folgende „Dandelion“ könnte die Gemeinde spalten. Denn die Nummer besteht aus funkigen Rhythmen, Computerklängen im Background und abgehackten Elementen, die sperrige Passagen bedeuten. Der Gesang ist meist mehrstimmig gehalten, also ein völlig anderer musikalischer Charakter als der Einstiegssong. Der erste Longtrack „Walkaway“ (über 13 Minuten) beginnt wieder akustisch und ruhig, baut sich danach gemächlich auf. Ausufernde Instrumentalpassagen wechseln von frickelig zu fröhlich und umgekehrt. Auch gibt es wieder entspanntere Gesangsmomente und einen sphärischen Part mit verklärten Stimmen. Ab der Mitte wird die Nummer zusehends flotter bis hin zu einem mysteriösen Ende.
„Magician“ ist nur ein klein wenig kürzer geraten (über 11 Minuten). Nach warmem Start gibt’s erneut funkige Elemente, aber auch intensive Stellen mit Progmelodien verfeinert. Eine kurze Affinität zu IQ ist hier nicht von der Hand zu weisen (also doch !). Zum Ende hin mutiert der Track allerdings in reichlich kruden, spacigen Klängen und Sprechphasen, die etwas außerirdisch klingen. Muß man nicht mögen, kann man aber.
Verbleibt noch der Titelsong „Singularity“, der verpielt mysteriös beginnt, dann aber mit verträumten Klängen anmutet und als Gegenpol verzerrten Gesang loslässt. Ein guter Abschluß dieses Erstwerks von Rain.
Auf jeden Fall ist „Singularity“ eine interessante Angelegeheit. Die IQ Fans werden vielleicht ein wenig enttäuscht sein, den Frost Fans ist's wahrscheinlich nicht abgefahren genug. Irgendwo dazwischen liegen Rain. Melodischer Prog, der einige Widerhaken beinhaltet, mit funkigen Elementen überrascht und dennoch überzeugt. Auch aufgrund der hervorragenden Musiker natürlich. Prog Menschen dürften an Rain generell ihre Freude haben. Die ganz großen Momente gibt es auf „Singularity“ aber noch nicht.
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