VÖ: 28.10.1977
Label: EMI / Parlophone
Autor: MC Lucius
Bewertung: 9 / 10
Vor vierzig Jahren veröffentlichten Queen ihr sechstes Album, welches maßgeblich dazu beitrug, dass die Band ihre Vormachtstellung in der britischen Musikszene gegen die zu diesem Zeitpunkt alles nieder mähende Punk Zunft erfolgreich verteidigen konnte. Die Vorzeichen waren allerdings alles andere als rosig, denn mit dem Vorgänger "A Day At The Races" hatte man zum ersten Mal einen Tiefschlag in der ansonsten bisher steil ansteigenden Karriere hinnehmen müssen. Das Album erhielt bestenfalls mittelmäßige Kritiken und die Verkaufszahlen waren gegenüber der 1975er Scheibe "A Night At The Opera" um mehr als zweieinhalb Millionen Einheiten dramtisch eingebrochen. "News Of The World" kam also nun die schwierige Aufgabe zu, Queen wieder in die Spur zu bringen. Und das gelang der nur rund 39 Minuten langen Scheibe mit ihren elf Songs beeindruckend.
Queen hatten sich für die Produktion des Albums selbst unter (Zeit) Druck gesetzt. Zwischen Juli und September 1977 sollte der gesamte Prozess (schreiben und aufnehmen) über die Bühne gehen, denn für den November war bereits eine US Tour gebucht. Bedenkt man, dass allein die Arbeiten an "Bohemian Rhapsody" zwei Jahre zuvor drei Wochen in Anspruch genommen hatten, eine wahrlich knapp bemessene Zeitspanne. Drummer Roger Taylor rückte mit zwei zuvor von ihm in Eigenregie eingespielten Demos an, die sich als Triebfeder für die Aufnahme Sessions entpuppen sollten. Eines davon war "Sheer Heart Attack", welches zwar dem Album von 1974 den Namen gegeben hatte, dort selbst aber keine Verwendung fand. Auffällig auch, dass der kompositorische Anteil von Freddie Mercury auf "News Of The World" mit gerade einmal drei Stücken so gering ausfiel wie niemals zuvor. Allerdings stammte unter anderem "We Are The Champions" von ihm, welches zusammen mit der Brian May Nummer "We Will Rock You" bereits drei Wochen vorher als Single veröffentlicht wurde und bis heute nicht nur im Queen Kosmos zu den bekanntesten Stücken überhaupt zählt.
Das diesen beiden Eröffnungsstücken folgende und bereits weiter oben erwähnte "Sheer Heart Attack" war die Antwort ihrer Majestät auf den rotzigen Punk der Sex Pistols und deren Konsorten. Was Queen im Laufe ihrer Karriere immer auszeichnete, war die musikalische Vielfalt. Diese Band passte (und passt bis heute) in keine Schublade und auch auf "News Of The World" zeigen die vier Musiker viele unterschiedliche Facetten auf. Die Brian May Komposition "All Dead, All Dead", auf der er sich den Leadgesang mit Mercury teilt, ist überwiegend balladesk gehalten und wird vom Piano dominiert. Anschließend tritt Bassist John Deacon mit "Spread Your Wings" erstmals als Songschreiber in Erscheinung. Der Song wurde im Februar 1978 als Single in Europa veröffentlicht, wo er zwar kein Smash Hit wurde, aber doch solide Top 40 Platzierungen einheimste. Der im 4/4 Takt gehaltene Track verzichtet komplett auf Backgroundgesang.
Lied Nummer sechs, "Fight From The Inside" ist beinahe eine Solo Nummer von Roger Taylor, der den Song geschrieben hat, die Leadvocals singt, Bass und Schlagzeug spielt und lediglich was die Gitarrenarbeit angeht, von Brian May unterstützt wird. Dies war das zweite Demo, welches der Drummer zu den Sessions mitbrachte. Auch hier feuerte er eine Breitseite auf die Punk Bewegung ab. "Fight From The Inside" beschließt die A Seite der Platte.
Die zweite Hälfte der Scheibe wird von dem spacig psychedelischen "Get Down, Make Love" eröffnet, eine schwülstig heiße Komposition von Freddie Mercury mit allerlei Gimmicks, welche damals im Studio bereits möglich waren. Es folgt das bluesige "Sleeping On The Sidewalk" von Brian May, der hier auch den Leadgesang beisteuert und dessen Solo natürlich auch im Blues Rhythmus angelegt ist. Gleich darauf folgt die John Deacon Nummer "Who Needs You" im locker flockigen Calypso Sound. Hier übernimmt der Komponist auch die akustische Gitarre inklusive des mit leichtem spanischen Twist versehenen Solos.
Bewegen sich die Stücke überwiegend um die drei Minuten, fällt das von Brian May geschriebene "It's Late" mit seinen 6:26 Minuten hier deutlich aus dem Rahmen. Hier handelt es sich um eine fette Hymne, die vor allem im Chorus durch Bombast auffällt, während sich der Gitarrist das Arrangement in den Strophen quasi direkt auf seine aus einem alten Kaminsims gebauten Klampfe geschrieben hat. Ein Song, der durch seine Theatralik exakt auf das Divenhafte Gehabe des Frontmanns abgestimmt ist.
Mit "My Melancholy Blues" entlassen Queen ihre Hörer aus der geschaffenen musikalischen Welt des Jahres 1977. Trotz des Titels darf der Fan hier allerdings keinen reinen Blues erwarten, denn gerade zu Beginn ist ein nicht zu leugnender Jazz Touch vorhanden, der dem Song, aber auch der ganzen Scheibe, eine eigene Färbung gibt.
Ausgeliefert wurde die Platte damals als Gatefold, also mit einem aufklappbaren Cover, wie bei einer Doppel CD. Auf der Vorderseite war ein überdimensionaler Roboter zu sehen, der May und Mercury in seiner stählernen rechten Hand hält, während Deacon und unter ihm Taylor, den man allerdings erst sieht, wenn man das Gatefold aufklappt, bereits nach unten fallen. Geschaffen wurde dieses Cover von Frank Kelly Freas, der diesen Roboter bereits 1953 für das Cover des US Comics "Astounding Science Fiction" entworfen hatte und sich gerne bereit erklärte, für Queen seinen Roboter zu überarbeiten. Neben diesem Cover wurde Freas vor allem für seine Erschaffung von Alfred E. Neumann, den frech grinsenden Coverstar des Satire Magazins "MAD", bekannt.
"News Of The World" wurde zum Millionenseller, allerdings sind sich die verschoedenen Quellen uneins darüber, wieviele Einheiten denn tatsächlich verkauft wurden. Von mehr als fünf Millionen, vielleicht sogar sieben Millionen Kopien, darf man aber ausgehen. Das Album erreichte in Frankreich, Kanada, Niederlande und Portugal Platz 1, kam in den USA und Japan auf Rang 3, war eine Nummer 4 in der britischen Heimat und in Norwegen, Platz 7 in Deutschland, Rang 9 in Schweden und Österreich und kam in Italien bis auf Platz 16.
Dieser Tage also ist es 40 Jahre alt und es ist immer noch ein Meilenstein der Rock Musik und auch heute noch wert, entdeckt zu werden.
Kommentar schreiben