VÖ: 24.11.2017 (Re-Release)
Label: Inner Wound Recordings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Wenn man über Prog-/Powermetal spricht, kommt man an den Dänen Pyramaze nicht vorbei. Zumindest nicht am Debut-Album „Melancholy Beast“ von 2004. Das liegt zum einen an dem großartigen Musikverständnis von Gründer und Gitarrist Michael Kammeyer, aber vor allem auch an den göttlichen Vocals von Lance King. Dieser Sänger gehört seit jeher zu den begnadetsten Sängern in der progressiven Powermetal-Branche und seine Stimme, die wie eine Mischung aus Joacim Cans und James LaBrie klingt, nur besser, veredelte unter anderem solche Hammeralben wie „Book Of Secrets“ oder „Heathen Machine“ von Balance Of Power.
„Melancholy Beast“ klingt dann auch ein wenig nach Balance Of Power und da man außer einer Best-Of nichts mehr von der Band hörte, ist dies durchaus legitim. Das Debut von Pyramaze ist somit auch gleichzeitig das bis dato beste der Dänen, auch wenn beispielsweise Matt Barlow (ex-Iced Earth) auf einem der Folgealben („Immortal“) sang, kann dieses dennoch nicht an die Klasse von „Melancholy Beast“ heranreichen.
Neben der hohen Melodiedichte jedes einzelnen Songs, sind es immer die überraschenden Wendungen und Momente, die eine Klasse-Progpower-Band wie Pyramaze auszeichnet. Schon der Beginn mit „Sleepy Hollow“ zeigt aber, daß erst die genialen Gesangslinien von Lance King die auf ausgereiftem Songwriting basierenden Tracks zu wahren Spitzentiteln macht. In jedem Song gibt es neue Ideen zu entdecken und die meist hohe Stimme von King, ertönt mal gemäßigter und auch mal im Balladen-Modus, ohne daß man den Anspruch an den Song verliert.
Ein Höhepunkt, wenn man denn einen herauspicken will, ist der Titelsong. Etwas düsterer, epischer und mit tollen Arrangements gehört er zur absoluten Spitzenklasse der Progmetal-Songs. Zwar gehen Pryramaze nie so komplex zu Werke wie etwa Dream Theater, aber atmosphärisch hinken die Dänen mit amerikanischem Sänger kaum hinterher. Als Vergleich könnte man in etwa die deutschen Dreamscape oder aber die angesprochenen Balance Of Power anführen.
Neben den tollen Gitarrenriffs, die immer eine gesunde Portion Härte mit sich bringen und trotzdem in Eingängigkeit und Harmonien überfließen sind es die überraschenden Keyboard-Explosionen, die wie aus dem Nichts auftauchen und manchen Song flächendeckend bombardieren. Keyboarder Jonah Weingarten übertreibt's aber nie und nach kurzem Intermezzo ist meist Schluß. Was außerdem auffällt, ist daß Pyramaze ihre Songs oftmals ausfaden lassen. Eine Art und Weise, in der man heutzutage kaum noch einen Song ausklingen lässt.
Die Powerballade „Until We Fade Away“, sowie die fast epischen „Legend“ und das nach einfühlsamem Intro („The Nature Of Triumph“) beginnende „Power Of Imagination“ sind neben den kürzeren und mitunter straighteren Nummern die eindrucksvollsten auf dem Album und nageln sich unweigerlich im Gehirn fest.
„Melancholy Beast“ ist ein Album, das man sich immer wieder gerne auflegt. Kaum zu glauben, daß es die Band nie geschafft hat, in die erste Reihe vorzudringen. Dies lag aber wohl auch bisher an der fehlenden Konstanz im Line Up und auch an der Tatsache, das Lance King nach dem Folgealbum „Legend Of The Bone Carver“ die Band wieder verließ. Schade, denn auch wenn der Knabe danach noch bei Avian und Ilium zu hören war, kam dieses Album von Pyramaze den Großtaten von Balance Of Power doch am nächsten. Da wir es hier nun mit einem Re-Release zu tun haben, gibt’s mit „The Wizard“ noch einen qualitativ recht guten Bonustrack, der aber nicht ganz an die regulären Tracks rankommt. Prog-/Powermetal in seiner besten Art. Ein Album, das man nicht vergessen sollte. Von daher gut, daß es eine Wiederveröffentlichung dieses mittlerweile vergriffenen Diamanten gibt.
Kommentar schreiben