VÖ: 06.05.2022
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Über den Wolken, muß die Freiheit wohl grenzenlos sein…..was Reinhard Mey vor langer Zeit schon wusste, gilt ab sofort auch für die britische New Artrock Band Pure Reason Revolution. „Above Cirrus“ nennt sich das neue Album, das zweite nach dem Comebackalbum „Eupnea“ aus dem Jahr 2020. Leider konnte man erst vor kurzem pandemiebedingt auf Tour gehen, die Veröffentlichung des neuen Albums hat es ganz knapp dafür nicht geschafft. Dennoch konnte man schon den ein oder anderen Song von „Above Cirrus“ genießen.
Neben den Protagonisten Jon Courtney (Gesang, Gitarre, Keyboads) und Chloe Alper (Bass, Gesang, Keyboards) ist nun auch wieder Gitarrist Greg Jong mit dabei. Auf einen festen Schlagzeuger verzichtet man weiterhin. Musikalisch knüpfen Pure Reason Revolution nahtlos an „Eupnea“ an. Bezaubernder, aber auch stellenweise harsch aus sich raus gehender New Artrock/Modern Prog steht auf dem Programm, den hauptsächlich Jon Courtner, aber auch Chloe Alper mit faszinierendem, harmonisch warmem Gesang veredeln. Einflüsse von Bands wie Tool und Filter bis hin zu Muse und Porcupine Tree kommen nicht von ungefähr. Aber auch hochmelodischer Prog lässt sich vernehmen.
Den Anfang macht „Our Prism“ mit spacigen Klängen und einem Sprecher. Wuchtige Drums und verzerrte Gitarren leiten sphärische Melodien und wechselweise Duettgesang und Jon’s Solovocals ein. Überraschenderweise geht der Song gleich ins Ohr. Ein Umstand, der bei „Eupnea“ nicht unbedingt der Fall war. Mit „New Kind Of Evil“ folgt danach mit 8 ½ Minuten einer von zwei Longtracks. Elegische Melodien und ruhiger Gesang gesellt sich zu harschen Ausbrüchen und härteren Passagen, die Greg Jong mehr in den Vordergrund rücken. Auch hier wird wieder viel auf sphärische Klänge und fast schon himmlisch schöne Atmosphäre gesetzt, die von vorne bis hinten fasziniert.
Beinahe tribal-artig beginnt „Phantoms“. Synthies und flotte Rhythmen treiben diese Singleauskopplung an.
Eingängigkeit mit wunderbaren Keyboards und programmiertem Drumbeat liefern so etwas wie den Hit des Albums ab. Auch wenn am Ende ein verzerrter Sprech-Part verstört, beinhaltet der Track fast schon Radiotauglichkeit.
Auch „Cruel Deliverance“ zeigt sich eher gemäßigt mit ruhigem Start und sehr hohem Gesang von Jon. Der mehrstimmige Refrain bezaubert und erneut bildet sich Gänsehautatmosphäre, die aber von einem harschen Gitarrenausbruch zerstört wird.
Der zweite Longtrack, „Scream Sideways“, bringts auf über 10 Minuten und beherbergt gleich eine ganze Reihe von abwechselnden Stimmungen. Von wunderbaren Gitarrenmomenten und verklärten Backing Chören hin zu verzerrten Klängen und abgefahrenen Passagen. Dieses Wechselspiel ufert zum Ende hin in einen gewaltigen Gitarrenausbruch aus und lässt den Hörer beeindruckt zurück. Auch „Dead Butterfly“ bedient sich dieser Stilmittel und zeugt mit intensivem Refrain von vielseitigem und jederzeit nachvollziehbarem Songwriting.
Zum Abschluß lässt „Lucid“ mit Moll-Piano und ruhigem Gesang etwas Melancholie vom Stapel, bevor wuchtige Drums und schöne Gitarrenmelodien aufkommen. Der flotte Refrain wirkt vielleicht dem ein oder anderen etwas zu poppig, dennoch überwiegen die sphärischen Momente, die man von Pure Reason Revolution Songs kennt.
„Above Cirrus“ ist ein grandioser Nachfolger von „Eupnea“. Der Sound der Briten nimmt einen sofort wieder gefangen, die höhere Eingängigkeit eröffnet aber schnelleren Zugang zur Musik von Pure Reason Revolution, was ja nicht unbedingt verkehrt ist. Jon, Chloe und Greg schweben mit „Above Cirrus“ tatsächlich so etwas wie über den Wolken und packen die grenzenlose Freiheit des Songwritings in spannende, faszinierende Songs. Tolles Album !!
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