VÖ: 26.06.2020
Label: Apollon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
1 ½ Jahre nach dem letzten Album „Hybrid Hymns“ gibt es nun wieder neue Songs der Norweger Professor Tip Top. Das sechste Album der Truppe aus Bergen trägt den verstörenden Titel „Tomorrow Is Delayed“ und beinhaltet eine gravierende Neuerung im Vergleich zu vorher. Denn den Gesang übernimmt erstmals die Deutsche Sonja Otto, die ihren Vorgänger Svein Magnar Hansen ersetzt, der die Band verlassen hat. Nun hat man also eine Sängerin am Start. Eine enorme Veränderung, die aber keine negativen Auswirkungen hat.
Professor Tip Top spielen nach wie vor Prog Rock, der in den 70er Jahren verwurzelt ist, die noch vorhandenen Beatles Anleihen des letzten Albums sind dagegen so gut wie verschwunden. Meist laufen die Songs der Norweger recht entspannt ab. Großartige Ausbrüche und Hektik sind Fremdwörter. So beginnt „Erebus“ mit leichter Orgel und wandelt als luftiger Prog mit fröhlichen Gitarrenmelodien von Sam Fossbakk durch die Gegend. Die geschmeidige, schöne Stimme von Sonja Otto verzaubert einen sofort. Es ist anders als bei Professor Tip Top zuvor.
Ein sakraler Chor und mystisch melancholische Stimmung bestimmt „In The Mirror“. Wiederum zählen schöne, gar wunderbare Klänge zu den herausragenden Eigenschaften. Elegische Gitarrenmomente berühren bei dieser ruhigen Nummer. Mellotron und Minimoog kommen auf „Tomorrow Is Delayed“ natürlich zur Genüge zu ihrem Recht. „Under Crystal Stars“ startet beispielsweise mit reichlich Tasten zu denen auch flächige Synthies zählen. Zwar plätschert der Song zwischendurch etwas dahin, ein tolles Orgel-Thema und die warme Passage zum Schluß wissen aber zu gefallen.
Berührend interpretiert Sonja „The Ghost Within“. Die Gitarrenmelodien werden durch teils dramatische Back-Keyboards melancholischer Art begleitet. Sehr viel Instrumentales findet in diesem Song statt. Urplötzlich nimmt die Härte in Form von rockigem Gitarrenriff zu. Der Titelsong steht an und ist gleichzeitig der härteste des gesamten Albums. Sehr flott hat man fast den Eindruck, Sonja Otto würde einiges an Zynismus in den Gesang legen. Düsterer als zuvor präsentiert man die Thematik entsprechend. Ein Orgelsolo rundet das Ganze ab.
Es bleibt zu Beginn dramatisch bei „Beneath The Silence“. Ruhiger und langsamer Gesang und folkige Klänge führen zum Gitarrensolo, dem ein beschwingter Part folgt, bevor das Solo weitergeht. Synhties bilden den Auftakt zu „Objet Peti a“. Im Prinzip besteht diese Nummer nur aus engelsgleichem Gesang und himmlischer Atmosphäre, bevor ein später Gitarrenpart einen aus der Lethargie entlässt.
Abschließend gibt’s noch einen von langsamer Gitarre und ruhigem Gesang geprägten Song namens „Earth“ und dann ist es auch schon wieder zu Ende, das neue Album von Professor Tip Top.
Die musikalische Grundlage ist gleich geblieben, mit der neuen Sängerin ändert sich aber dennoch die Ausrichtung ein wenig. Vieles klingt atmosphärischer, soundgewaltiger als zuvor. Dennoch behält man die Ausrichtung hin zum frühen Prog der 70er Jahre bei, ohne dabei angestaubt zu klingen. Eine weitere saubere Leistung von Professor Tip Top.
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