VÖ: 15.09.1975
Label: Harvest Records
Autor: MC Lucius
Bewertung: 10 / 10
Zwei Jahre nach ihrem Bahnbrechenden Album "Dark Side Of The Moon" veröffentlichten Pink Floyd mit "Wish You Were Here" ein Album, welches nicht weniger als ein Meilenstein des progressiven Rock angesehen wird.
Ursprünglich wollten Roger Waters, David Gilmour, Richard Wright und Nick Mason den gleichen Toningenieur dabei haben wie schon zwei Jahre zuvor, doch jener lehnte ab, weil er mit seinem eigenen Projekt beschäftigt war: Alan Parsons, der gemeinsam mit Eric Woolfson das Debütalbum des Alan Parsons Project "Tales Of Mystery And Imagination" vorbereitete.
Zentrales Stück von "Wish You Were Here" ist das 26minütige "Shine On You Crazy Diamond", welches auf zwei Tracks aufgeteilt wurde. Die Parts 1 bis 5 eröffnen das Album und somit im Original der 70er Jahre die A - Seite der Vinyl - Schallplatte. Bezeichnend für Prog - oder Artrock im Pink Floyd Stile ist, daß der Gesang erst nach 8 Minuten und 43 Sekunden einsetzt.
Das Stück ist dem Gründungsmitglied der Gruppe, Roger "Syd" Barrett, gewidmet, welcher aufgrund seines enormen Drogenkonsums für die Band nicht mehr tragbar war und 1968 durch David Gilmour ersetzt wurde.
Die beiden folgenden Stücke gehen mit dem Gebaren der Plattenindustrie hart ins Gericht. "Welcome To The Machine" ist eine ironisch - sarkastische Abrechnung mit dem "big Business" und in "Have A Cigar" weiß ein (fiktiver) Plattenboß nicht mehr über die Band auf seinem Label, als daß einer von ihnen wohl Pink heißt ("The Band is just fantastic, that is really what i think; Oh by the way, which one's Pink?").
Der für Pink Floyd Verhältnisse eher spartanisch arrangierte Titelsong ist eine weitere Hommage an Syd Barrett, welcher während der Aufnahmen einmal in den Abbey Road Studios auftauchte, von den Musikern allerdings nicht auf Anhieb erkannt wurde, weil er durch seinen Lebenswandel derart aufgedunsen war. Der berühmte Jazz Violinist Stepane Grappelli, der zeitgleich in der Abbey Road Aufnahmen machte, spielte für eine geringe Gage ein Geigensolo ein, welches am Ende von "Wish You Were Here" erklingt, allerdings kaum hörbar. Erst im Rahmen der Neuauflage 2011 wurde es etwas vertärkt.
Den Abschluß bildet die zweite Hälfte von "Shine On You Crazy Diamond", sprich die Parts 6 bis 9, die mit ebenfalls wenig Text, aber sehr viel Instrumental Teilen auskommen. An den Kompositionen von "Shine On You Crazy Diamond" waren bis auf Nick Mason alle Floyds beteiligt. Waters schrieb im Alleingang "Welcome To The Machine" und "Have A Cigar" und mit Gilmour zusammen "Wish You Were Here".
Die Original LP war in schwarzes Cellophan verpackt, sodaß man im Plattenladen im Grunde gar nicht wusste, welche Langrille man eigentlich in Händen hielt. Auch dies ein typisches Statement der Band, die damit gegen das Etablishment protestierte. Ein bekanntes Motiv ist bis in die heutige Zeit das Albumcover, welches zwei Stuntmen in den Universal Studios in Hollywood zeigte, wobei die rechte Person in Flammen steht. Das Artwork stammt einmal mehr von Storm Thorgerson, der im Allgemeinen für die visuelle Umsetzung der Pink Floyd Alben verantwortlich zeichnete.
Auch vierzig Jahre nach seinem Release klingt "Wish You Were Here" frisch und unverbraucht und gilt bis heute zu Recht als eines der wichtigsten Alben der Rock Musik.
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