VÖ: 22.01.2021
Label: Frontiers Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Seit meinem Review zu “Wasteland” von Phantom Elite ist sehr viel passiert. Sängerin Marina La Torraca ist das letzte verbliebene Band-Mitglied. Neue Mitstreiter mussten gefunden werden. Ich hatte die Möglichkeit die Band beim FemME 2018 live zu erleben. Ein Plattenvertrag mit dem italienischen Label Frontiers wurde an Land gezogen. Ja, und ein neues Album wurde produziert, unter den erschwerten Bedingungen der Corona Pandemie. Einen Tag vor der Veröffentlichung präsentierte die Sängerin ihren Patrons (https://www.patreon.com) während eines Zoom-Meetings stolz ihr neuestes Werk. Anderthalb Stunden Metal und Klönschnack.
Obwohl die Band offensichtlich keinen etatmäßigen Keyboarder in ihren Reihen hat, spielt dieses Instrument eine wichtige Rolle im Sound. So schon zu hören, bei dem mit Synthie-Spielereien startendem “Conjure Rains”. Aber die niederländisch – brasilianische Kollaboration kann es auch richtig krachen lassen, wie kurz darauf zu hören ist. Vor allem das Schlagzeug, eingetrommelt von Joeri Warmerdam, wummert und treibt den Gitarristen an. Der Gesang von Frontelfe Marina La Torraca hat mich bereits beim Debüt begeistert. Und zunächst bleibt die Band auch dem Stil des Vorgängeralbums treu, progressiv angelegte Melodie- und Rhythmuswechsel zeichnen den Opener aus. Der Speed-Kracher “The Race” ist da schon etwas eingängiger. Vor allem den Refrain kann man recht schnell mitsingen. Auch die Gitarren-Hooks klingen gefällig. Und dass Max van Esch ein hervorragender Gitarrist ist,
beweist er immer wieder bei den Soli.
Bei “Diamonds And Dark” überraschen die epischen Chorusse. Hinzu kommen ruhige e-Piano Passagen, die den tieferen, fast zerbrechlich klingenden Gesang von Marina begleiten. Auch “Worst Part Of Me” wird dominiert von den Synthies. Ansonsten ist der Song zumeist etwas ruhiger. Außer vielleicht an den Stellen, an denen Stef Rikken seine Growls beisteuert. Bei “Glass Crown” nehmen die Musiker Anleihen beim Pop Metal von Bands wie Amaranthe oder aktuelle Battle Beast. Dieser für Phantom Elite eigentlich untypische Song wurde auf Wunsch des Labels als zweite Single ausgekoppelt. Der Kontrast zum Titel-Song “Titanium” kann kaum größer sein. Bei diesem Progressive Monster toben sich Phantom Elite so richtig aus. Dem hektischen Beginn folgen majestätisch wirkende Riff-Gewitter auf dem Fuß. Der Gesang hingegen bewegt sich zumeist im Midtempo-Bereich. Und dieser ständige Wechsel setzt sich über die gesamte Spielzeit von fast siebeneinhalb Minuten fort.
Das Synthie-lastige “Bravado” ist eine Mischung aus balladesken und hymnischen Abschnitten. Bei “Silver Lining” hat sich Marina Unterstützung von Bandkollegin Amanda Somerville (Exit Eden, Avantasia) geholt. Amanda war übrigens auch zuständig für die gesamten Gesangsaufnahmen des Albums. Der Song beginnt zwar sehr vertrackt wird aber später hochmelodisch. Das instrumentale Zwischenspiel “Haven” sorgt für einen Ruhepunkt auf dem Album, kann aber die fehlende Ballade nicht ersetzen. Doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. “Deliverance” knallt mit viel Druck und hoher Geschwindigkeit aus den Boxen. Dem schließt sich der Rausschmeißer “Eyes Wide Open”. Wie schon des Öfteren wechseln hektische Synthies und große Melodien einander ab.
Die Band ist kleiner geworden, aber musikalisch sind Phantom Elite gewachsen. Marina La Torraca wirkt stimmlich gereift. Sie ist zwar keine Rock-Röhre aber mit ihrer kraftvollen Stimme hebt sie sich von anderen Sängerinnen ab. Und so treiben sie und ihre beiden Mitstreiter an den Instrumenten sich immer wieder zu Höchstleistungen an. Was “Titanium” ein wenig fehlt ist die Hitdichte. Aber das ist sicherlich auch so gewollt. Lediglich “Glass Crown” sticht in diesem Punkt heraus. Für den satten Sound haben zwei ganz große gesorgt, Hannes Braun (Kissin Dynamite) im “Südland Music” Studio sowie Jacob Hansen in den Hansen Studios.
Original Review bei KEEP ON ROCKIN' MAGAZINE
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