VÖ: 23.10.2021
Label: Eigenvertrieb
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Persona existieren seit 2012. Da lernten sich Sängerin und Pianistin Jelena Dobric und Gitarrist in Tunesien kennen. Kurz darauf gründeten die beiden gemeinsam eine Band. Persona erlangten in Tunesien schnell einen hohen Bekanntheitsgrad. Die erste Single „Blinded“ erschien 2013. Das Debüt „Elusive Reflections“ wurde 2016 in Eigenregie veröffentlicht. Für den Nachfolger „Metamorphosis“ starteten die Musiker eine Crowdfunding Kampagne. Im September 2017 erhielt die Band die Chance, ihre Musik einem internationalen Publikum zu präsentieren, Beim FemME in Eindhoven. 2019 zog ein Teil der Musiker nach Deutschland. Hier mussten einige neue Mitstreiter gefunden werden. Kurz darauf begannen die Arbeiten am dritten Album „Animal“, das ebenfalls via Crowdfunding finanziert wurde.
Bereits „Ghost“ zeigt die Marschrichtung auf. Industrial Klänge zu Beginn, als würde eine Maschine oder ein Aggregat gestartet. Aber schon bald setzen harte Riffs und dissonante Gitarren-Klänge ein. Wie schon auf den bisherigen Alben zeigt Sängerin Jelena Dobrić, dass sie den Wechsel zwischen klarem Gesang und Growls perfekt beherrscht. Und ihre Growls klingen noch bösartiger als zuvor. Ihre Klarstimme wurde teilweise technisch verfremdet. Dank Melodie- und Rhythmus-Wechsel ist eine kräftige Progressive-Schlagseite zu hören. Beim Titelsong „Animals“ setzen sich die progressiven Vibes fort. Im Gegensatz zur schwermetallischen Ausrichtung klingt der Refrain melodisch. Bei „Beyond“ punktet die Sängerin mit ätherischem Gesang. Ohne natürlich ganz auf die Growls zu verzichten. So auch bei „Hurricane“. Hier kann man den Refrain, welcher kraftvoll von Gitarren unterlegt ist, schnell mitsingen. Auch wenn Jelena im Lineup ausschließlich als Sängerin aufgeführt ist, denke ich, dass sie im melodischen „You Can’t Stop Me“ auch für die immer wieder zu hörenden dezenten Piano-Klänge zuständig ist.
Dafür sind die Riffs bei „Oracle“ deutlich härter, auch wenn diese nicht ganz an die Härte in den ersten beiden Songs heranreichen. Besinnlich klingt dann „Shadows“. Hier ist das e-Piano zunächst das dominierende Instrument. Später kommen, wie bei einem Steigerungslauf, die anderen Instrumente hinzu. Die Ballade ist ein wunderschöner Ruhepunkt auf dem Album. Doch die Besinnung ist nur kurz. Schon bei „Shout Out Loud“ braten die Gitarren erneut und Jelena holt bei den Growls alle Bösartigkeit aus ihrer Stimme heraus. Aber sie vermag auch zu flüstern und im hohen (Opern-) Sopran zu singen. Beim Refrain von „Alpha“ kann man erneut gut mitsingen. Das hätte man bei dem harschen Start des Songs sicherlich nicht vermutet. Auch dazwischen leistet die Rhythmus-Abteilung Schwerstarbeit. Und eingängige Refrains werden bei Persona großgeschrieben, wie auch der Schlusssong „Swallow The Night“ beweist.
Man kann „Animal“ sehr wohl mit einem Chamäleon vergleichen. So schnell und häufig werden hier die Klangfarben gewechselt. Persona sind in 2021 abwechslungsreicher als je zuvor. Das macht es aber auch anstrengend zuzuhören. Man muss sich ungemein konzentrieren. Natürlich lebt der Sound vom abwechslungsreichen Gesang von Frontfrau Jelena Dobrić. Aber auch ihre Mitstreiter haben einen nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen des Albums. Allen voran das Gitarrenduo Melik Melek Khelifa und Yosri Ouada, mit ihren harten Riffs und gut gesetzten Hooklines. Beide waren auch schon auf dem Vorgänger mit von der Partie. Und die beiden Neuzugänge an Bass und Schlagzeug, Eike H. Nehen und Simon Schröder, sorgen für viel Druck.
Review ist auch erschienen bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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