VÖ: 19.01.2018
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Perfect Beings sind eine Progressive Rock Band aus den Staaten, die sich ursprünglich als Projekt zusammengefunden haben, um den progressiven Sound der 70er/80er Jahre zu erhalten und mit frischen Impulsen zu versehen. Heraus kamen bis dato zwei Alben („I“ + „II“) mit mittelprächtiger Resonanz, so daß mit dem neuen Album“Vier“ ein neuer Versuch gestartet wird. Wo ist „drei“ mag man sich fragen ? Nun, „Vier“ heißt deswegen so, weil man das neue Album als Doppel-LP aufgelegt hat, mit vier langen Songs insgesamt, auf jeder Seite zwei.
Gitarrist Johannes Luley ist der Mainman der Band, der nebenbei auch noch den Bass bedient und für die Produktion verantwortlich zeichnet. Der ursprüngliche Bassist und der Drummer sind nicht mehr dabei, so daß diese Positionen neu vergeben werden mussten. Aktuell, nach den Albumaufnahmen, hat sich sogar der legendäre Drummer Sean Reinert (Death, Cynic, Gordian Knot) zu Perfect Beings gesellt. Ein Zeichen, daß man es hier mit tollen Musikern zu tun hat.
Die vier Songs sind allesamt zwischen 16 und 18 Minuten lang, unterteilt jeweils in einzeln mit Songtiteln versehene Abschnitte. Den Anfang mach „Guedra“. Und hier werden gleich die Einflüsse der Band deutlich. Neben jazzigen Tönen gibt’s hellen Gesang zu hören. Dies erinnert unweigerlich an Yes, auch wenn Sänger Ryan Hurtgen kein zweiter Jon Anderson ist. Auch diverse Blasinstrumente werden integriert, so daß der Song recht sperrig beginnt. Moll-lastige Gitarren bei „The Blue Lake Of Understanding“ treffen sich mit ruhigem Gesang und Piano im Fortlauf, bevor bei „Patience“ gar an die großen Beatles erinnert wird. Positive Keyboards und harmonische Gesänge lenken den Song in atmosphärisch träumerische Phasen, die mit Saxofon-Klängen bei „Enter The Center“ gipfeln. Gesanglich ist das Ganze meist unaufgeregt und eher begleitend.
Der zweite Song „The Golden Arch“ beginnt extrem ruhig mit Piano und leisem Gesang, bevor „Turn The World Off“ mit jazzigen Tönen und harmonischen Rhythmen Gegensätze erzeugt. Ergänzt durch einen melodischen Gitarrenpart („America“) klingen Perfect Beings bei „For A Pound Of Flesh“ etwas nach moderneren Marillion mit tollen Keyboard/Gitarren-Duetten. Der Neo-Prog Anteil ist bei diesem Song definitiv von allen Vieren am größten.
Kommen wir zum dritten Song „Vibrational“. Hier wird’s zu Beginn etwas Pink Floyd lastig. Etwaige Synthie-Klänge und auch die ein oder andere spacige Note unterstreichen dies noch. Aber schon mit dem zweiten Untertitel „Mysteries, Not Answers“ fahren Perfect Beings die Aufregung wieder zurück und gehen in (gewohnte) Ruhe und Entspannung über. Ein regelrecht warmherziger Gesang vertreibt sämtliche Kälte im Haus. Bei „Altars Of The Gods“ integriert die Band akustische Töne und spanische Gitarrenthemen mit Piano. Überraschend fährt man hier auch eine weibliche Stimme auf. Genauso überraschend erscheint es einem, daß man bei „Everywhere At Once“ urplötzlich wieder zu jazzigen Klängen, die etwas chaotisch rüberkommen, und Synthie-Geschwurbel zurückkehrt. Doch zum Ausklang von Track 3 versöhnt die Band mit wunderschönen Melodien und ruhiger, beseelter Musik.
„Anunnaki“ der vierte Teil des Doppel Albums lässt zunächst Gitarren erklingen, die schwer nach Saga tönen. Teils wirken diese sogar etwas schräg. Und als die Band bei „Patterns Of Light“ diverses Programming, elektronische Themen und New Wave-mäßige Ausrichtung darbietet, weiß man, daß man es hier mit dem außergewöhnlichsten Song zu tun hat. Dies untertreichen auch die fernöstlichen Klänge und schrägen Gitarrenparts bei „Hissing The Wave Of The Dragon“. Mitunter leichte Kost und dann auch wieder nicht. Der Abschluß des gesamten Albums, „Everything's Falling Apart“ fällt dann wieder sehr ruhig und gediegen, ja gar folkig aus. Mit Akustikgitarre und einühlsamem Gesang. Ein kurzes Aufbäumen mit Synthies am Ende und dann ist Schluß.
Grundsätzlich bieten Perfect Beings auf „Vier“ eine recht ruhige und ausgeglichene Grundhaltung. Querverweise zu Pink Floyd sind hier und da vorhanden. Auch Yes lässt gerade zu Beginn des Albums merhfach grüßen. Trotz der jazzigen Passagen in manchen Songs hätte ich mir mehr Spannung ab und an gewünscht, die Überraschungen während des Albums bleiben doch weitestgehend aus. Dennoch ist das Ganze musikalisch wertvoll und gut gespielt, wobei gerade das Gitarrenspiel von Johannes Luley sehr variantenreich auftrumpft. Die ein oder andere ruhige Passage wegzulassen hätte gut getan, trotzdem kann man „Vier“ jedem Anhänger progressiven Artrocks empfehlen.
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