VÖ: 15.05.2020
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Na, das ging aber flott. Nicht mal ein Jahr nach ihrem Debut bringen die Spocks Beard Mitglieder Ted Leonard und (Live)Drummer Jimmy Keegan plus Sidekicks John Boeghold und Dave Meros schon den Nachfolger „Prehensile Tales“ heraus. Damit hätte ich persönlich nicht gerechnet, war ich doch der Meinung, daß es sich eher um ein Projekt handelt, welches Songs die nicht unbedingt bei Spocks Beard zum Zug kommen würden, aufnimmt um auch mal andere musikalische Vorlieben zu vertonen.
Doch falsch gedacht, man hat schon wieder sechs neue Song in petto, die zudem auch mal sehr lang ausgefallen sind. Musikalisch hat sich prinzipiell nicht viel geändert. Nach wie vor spielen die Pattern-Seeking Animals im Bereich des rockigen, recht eingängigen Prog, der diesmal aber doch mehr sperrige und mehrere Durchläufe benötigende Passagen bietet. Man könnte es zwar immer noch als so eine Art Spocks Beard light bezeichnen, dennoch ist die Band in diesem knappen Jahr mehr zur Einheit gewachsen.
„Raining Hard In Heaven“ startet reichlich fröhlich und Ted Leonard's Gesang erreicht diverse Höhen. Klar, die mehrstimmigen Gesangslinien behalten die Oberhand und auch hier erinnert man oft an die Hauptband oder an Bands wie Kansas. Der Opener ist dann auch bereits über 8 Minuten lang, was einiges an Abwechslung mit sich bringt. Starke Keyboards, aber auch ein prog-typisches Break mit ruhiger Gitarre und Keys gemischt gehört dazu. Wechselgesänge, mal verzerrt, mal clean führt zu Anspruch, die längere Instrumentalpassage zu Sperrigkeit. Zum Ende hin entspannt sich die Lage wieder mit wundervollem Gesang.
Im Gegensatz zum Debut haben die Jungs zum ersten Mal auch Instrumente wie Flöte, Trompete, Saxophon und Cello im Gepäck. Flötenklänge gibt es nach Piano-Beginn im Verbund mit Gitarre bereits beim zweiten Song „Here In My Autumn“ zu hören. Erneut mehrstimmiger Gesang verbreitet positive Vibes, der Sologesang von Leonard verzaubert. Ein Break mittels Piano-Flöte-Gesang führt zu einem guten Gitarrensolo. Zum Ende hin spielen flotte Melodien und elegische Saiten eine entscheidendere Rolle.
Leicht fernöstlich klingt's zwischendurch mal bei „Elegant Vampires“. Man hat auch den Eindruck, die Animals gehen hier leicht düsterer zu Werke. Dazu passen Violin-Elegien im Hintergrund. Instrumental erinnert einiges an Spocks Beard, nicht zuletzt auch der mehrstimmige Refrain. Da wird’s bei „Why Don't We Run“ doch wieder ungleich fröhlicher. Die Nummer ist sehr eingängig gehalten, erinnert erneut etwas an alte Kansas und ein Trompetensolo liefert zudem leichte Jazz-Noten.
Völlig aus dem Rahmen, was die Länge betrifft, fällt „Lifeboat“. Über 17 Minuten mystische Klänge, melancholische Passagen, wechselnd melodischer und verzerrter Gesang, sowie eine Vielzahl an schönen Melodien sind nur einige der Dinge, die bei diesem monströsen Song passieren. Auch wird’s zwischendurch im Midtempo grooviger, Meeresrauschen + Möwengesänge zwischendrin und am Ende erinnern uns, daß wir uns ja auf See befinden und ein äußerst sperriges Gitarensolo paart sich mit Vocals, die so auch von Rush's Geddy Lee stammen könnten. Auch die Trompeten trumpfen wieder auf....ein trotz der Länge nie langweiliges Prog-Epos. Sehr gelungen.
Auch auf über 12 Minuten bringt's die Abschlußnummer „Soon But Not Today“. Die Gitarrenklänge wirken verspielter, Cello taucht hier auch mal auf und der Gesang von Ted Leonard agiert balladesk. Nach Blasinstrument-Part erhält der Track gar einen feinen Reggae-Vibe und wiederum schimmert eine Prise Rush durch. Im zweiten Teil des Songs imponiert ein frickeliges Gitarrensolo, das etwas „crazy“ wirkt. Aber auch ein gewagtes Stück Piano-Trompete, bevor das Ganze mit Flöte, zartem Gesang, leichten Queen Tendenzen und dann wiederum durch einen chaotischen Part endet.
Die Pattern-Seeking Animals haben auf ihrem zweiten Album ihren Sound durch Hinzunahme von Blas-u. Streichinstrumente erweitert, bleiben ihrem Stil in der Basis aber treu. Das Album klingt abwechslungsreicher und intelligenter wie das Debut, dafür fehlen aber etwas die Über-Melodien wie zuvor. Trotzdem ist „Prehensile Tales“, übrigens mit einem tollen Artwork des polnischen Künstlers Mirek versehen, keinen Deut schlechter wie der Erstling.
Kommentar schreiben