VÖ: 24.09.2021
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Die Würzburger Speed-/Thrasher Paradox gibt’s ja schon gefühlte Ewigkeiten. Das Debut „Product Of Imagination“ (1987) gilt heutzutage als Klassiker und auch der Nachfolger „Heresy“ steht dem in nichts nach. Doch die Geschichte um die Kreuzzüge der katholischen Kirche gegen die Katharer im 13. Jahrhundert wurde noch nicht zu Ende gebracht. Daher treten Charly Steinhauer und Konsorten erneut auf den Plan um mit „Heresy II – End Of A Legend“ das Ganze fortzuführen. Peter Vogt, der bei „Heresy“ damals die Texte ausgearbeitet hatte, war erneut diesmal mit von der Partie.
Neben Charly an Gesang/Gitarre geben sich beim neuen Album Ur-Drummer Axel Blaha, Gitarrist Christian Münzner und Bassist Olly Keller die Ehre. Alles erfahrene Paradox Musiker also und ein Comeback Album ist „Heresy II – End Of A Legend“ keineswegs, hat man doch nach der Reunion zu Beginn der 00er Jahre immer wieder neue Alben, wenn auch in größeren zeitlich Abständen herausgebracht.
Auf entsprechend hohem Niveau bewegen sich die 13 neuen Kompositionen auch. Mit soviel Abwechslung in Sound und Tempo hat man Paradox bisher eher selten in Verbindung gebracht. Zwar waren die letzten Alben auch nicht mehr reine Speed-Knaller, auf dem neuen Werk ist der Grat vom thrashigen Speedmetal zum Power Metal aber noch mehr ein recht schmaler. Auch das sich einige Songs jenseits der 6 Minuten, ja gar 9-Minuten-Marke bewegen, zeigt den Abwechslungsreichtum von Paradox anno 2021. Das fängt gleich mit dem knapp 8-minütigen „Escape From The Burning“ an. Zwar herrscht hier zuerst typischer Paradox-Speed und super tightes Thrash-Riffing vor, es macht sich aber zunehmend ein klein wenig Epik breit. Ein Umstand, welcher auch der Story geschuldet sehr gut tut. Die Stimme von Charly Steinhauer ist nach wie vor erstklassig und ist nicht zu derb oder zu soft.
Neben thrashigeren Stücken wie dem treibenden „Mountains And Caves“, dem atmosphärischen „Children Of A Virgin“ und „Burying A Treasure“ sind es gerade die zum Teil gemäßigteren Songs, welche trotzdem mit fantastisch harten Gitarrenriffs glänzen, die durch Breaks und Zwischenspiele das Salz in der Album-Suppe bilden. Gerade die Halbballade „A Meeting Of Minds“, eines von zwei über 9-minütigen Tracks, beweist dies vorzüglich. Paradox können auch langsames Tempo und „wärmere“ Passagen hervorragend und spinnen somit die Geschichte eindrucksvoll immer weiter.
Ursprünglich sind Paradox nach eigener Aussage von den ersten Metallica Alben beeinflusst. Zwischendurch merkt man das in heftigeren Thrash Phasen auch. Bei „Priestly Vows“ könnte man aber auch ein wenig von Testament abgeschaut haben. Klingt tatsächlich etwas nach Chuck Billy und Mannen. Nach sakralem Zwischenmoment („Unholy Conspiracy“) kommt es zum zweigeteilten „A Man Of Sorrow“, einem düsteren und emotionalen Song mit leichter Gothic-Neigung, bevor „The Great Denial“ mit erneut über 9 Minuten in bester Paradox Manier den Heresy-Reigen endgültig beendet. Nein, halt ! Mit „End Of A Legend“ gibt’s noch kurz einen episch emotionalen Ausklang.
Einen Nachschlag haben Paradox noch mit dem instrumentalen Metal Church-Klassiker „Merciless Onslaught“ parat, der nochmal eindrucksvoll zeigt, welch fantastische Gitarrenarbeit in dieser Band geleistet wird.
Den Franken ist mit „Heresy II – End Of A Legend“ ein echtes Highlight gelungen, das neben aller Speed-u. Thrash-Kante auch gehörige Portionen Power Metal und Melodien abliefert. Musikalisch und technisch auf allerhöchstem Niveau wird gerifft, auch mal gefrickelt und meist mit viel Druck gearbeitet, so daß dieses Album reinknallt wie Sau, aber durchaus auch die gemäßigteren, melodischeren Phasen nicht vergisst. Mit einem tollen Albumartwork von Travis Smith (Opeth, Nevermore) versehen, könnte es sich bei diesem Album tatsächlich um einen kommenden Klassiker von Paradox handeln. Die Voraussetzungen sind absolut vorhanden.
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