VÖ: 28.08.2020
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Die Schweden Pain Of Salvation waren noch nie eine so ganz einfache Band. Im Verlauf seit der Bandgründung 1991 sind Mastermind Daniel Gildenlöw schon unterschiedlichste Dinge und Sounds eingefallen, die ein ums andere Mal die Fanschaft überrascht hat. Mittlerweile ist man bei Album Nummer 11 angekommen. „Panther“ heißt es und ist auch gleich noch ein Konzeptalbum über die Widersprüche normaler Menschen zu denen, die etwas aus der Reihe tanzen. Den Hunden und Panthern die in der Welt der Menschheit umherziehen.
Wieder mit von der Partie ist Gitarrist Johan Hallgren, der schon einmal von 1998 bis 2011 bei Pain Of Salvation gespielt hat und seinen Vorgänger Ragnar Zolberg ersetzt. Zurück in die Vergangenheit also ? Nein, absolut nicht. Denn was während der 53 Minuten von „Panther“ passiert, könnte man durchaus auch als zwiespältig ansehen. Gut, wie erwähnt, die Schweden waren noch nie umfänglich leicht zu konsumieren und gerade solche Alben wie „Scarsick“ oder „Be“ waren gewöhnungsbedürftig und entfalteten erst spät ihren Reiz.
Und schon der Opener „Accelerator“ wird den Fans teils Stirnrunzeln, teils Begeisterung abfordern. Auffällig zuallererst die völlig zerrissenen Synthies, die sich komplett durch den Song stottern. Dem gegenüber stehen erste Melodien aus dem bekannten Pain Of Salvation Kosmos, die gleichzeitig quasi versöhnen. Düsterer mit brachialen Wummerklängen dröhnt „Unfuture“ schon eher in Alternative Prog Manier aus den Boxen. Brachial und beklemmend.
Bei „Restless Boy“ ist es dann aber soweit. Ist man hier im falschen Film ? Was hier an noisigen Störgerauschen und zerhackten Gitarren, Synthies und wirren Klängen herauskommt, lässt einen unweigerlich zur Skip-Taste greifen. Mein Gott, was für ein Schmarrn. Und überhaupt, wo sind bisher die von den Schweden reichlich bekannten, erhabenen Melodien ?
Die gibt’s glücklicherweise noch. Und zwar beispielsweise beim über 7-minütigen „Wait“. Daniel Gildenlöw singt berührend und aufrütttelnd wie Steve Hogarth in seinen besten Zeiten und die Melodien verzaubern mit Melancholie und Freude. Auch hier schleicht sich aber das ein oder andere Programming ein.
Einem kurzen Banjo/Gitarren Intermezzo („Fur“) folgt der leider wieder teilweise ernüchternde Titelsong „Panther“. Zu Anfang fühlt man sich in der Techno-Szene beheimatet, so programmiert und Dancebeat-behaftet beginnt diese Nummer. So etwa ab der Hälfte gewinnt der Song dann doch noch an Qualität. Trotzdem eine mehr als fragliche Nummer.
Da müssen dann „Species“ und der abschließende Longtrack „Icon“ herhalten, um den geneigten Pain Of Salvation Fan herbeizurufen und gerade letzterer zeigt dann auch die unheimlich große Klasse, mit der man die Schweden in Verbindung bringt. Gesang, Melodien, Struktur und Spannung...alles ist vereint und auch die wiederum integrierten Störgeräusche fallen nicht weiter ins Gewicht sondern verabreichen eine zusätzliche Dosis Vielfalt.
Somit rettet sich der „Panther“ letztendlich dann gerade so über die Ziellinie und lässt das Album mit moderner Relevanz im Gedächtnis bleiben. Mir persönlich sind ein paar Songs zu viel störend zerhackt. Hier hätten sich Pain Of Salvation meiner Meinung nach zügeln müssen. Trotzdem bietet das Album noch genügend Stoff, um sich im Schaffen der Band einen nachhaltigen Platz sichern zu können. Ein gewisses Maß an Zwiespalt bleibt aber.
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