VÖ: 21.02.2020
Label: Epic Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Nein, er ist wahrlich kein gewöhnlicher Mann, der mittlerweile 71jährige Ozzy Osbourne. Umso mehr kann man den Titel seinen 12. Studioalbums, „Ordinary Man“, nicht gerade ernst nehmen und auch Ozzy wird den Namen mit einem Augenzwinkern ausgesucht haben. Etwas überraschend kam nun dieses Album auf die Welt. Widersprüchliche Meldungen über ein eventuelles Ableben des Madman im Netz und die dazugehörigen Dementi befeuerten mitunter die Medienwirksamkeit eines neuen Ozzy Osbourne Albums und somit ist der ehemalige Black Sabbath Sänger wieder in aller Munde.
Doch im Gegensatz zu seinen letzten halbgaren Alben („Scream“, „Black Rain“) ist Ozzy nach 10 Jahren Studioabstinenz ein überraschend starkes Werk gelungen. Der Feind aller Fledermäuse singt teilweise giftig wie zu „Blizzard Of Ozz“ Zeiten und auch musikalisch besinnt sich der Meister auf vergangene Tage, ja sogar das ein oder andere Mal auf Black Sabbath zurück. Ein Ausnahmegitarrist wie beispielsweise ein Jake E. Lee, Zakk Wylde oder auch Gus G. liefert auf „Ordinary Man“ nicht halbgöttisch ab. Dieses Mal hat Ozzy mit mehreren verschiedenen Musikern zusammengearbeitet, so daß beinahe ein leichter Projektcharakter entsteht.
Ganz stilecht legt Ozzy beim Opener „Straight To Hell“ mit einem amtlichen „all right now...“ los. Die Stimme löst gleich diverse Flashbacks in die 80er Jahre aus und Hauptgitarrist Andrew Wotman legt zusammen mit Duff McKagan und Chad Smith den entsprechenden Groove zurecht. Auch Slash darf ein paar Saiten zupfen, was nach einem ruhigeren Break in tollem Wah-Wah Solo endet. Starker Auftakt.
Daß Ozzy mitunter auch gute Balladen schreiben kann, weiß man nicht zuletzt seit „Dreamer“. Mit „All My Life“ lässt er auf ähnliche Art und Weise seine einfühlsame Stimme kreisen, in Folge verändert sich der Song allerdings zu einem gediegenen Midtempo-Rocker inklusive erneut gutem Gitarrensolo. Krasser und beinahe doomig schleppend kommt dagegen „Goodbye“ daher. Der Beginn gerät nahezu diabolisch und zeigt, daß wir es auf dem Album nach wie vor mit dem Fürsten der Dunkelheit zu tun haben. Urplötzlich wird’s um einiges schneller und ein gutes Solo bereitet ein wahrlich rasantes Ende vor. Eindrucksvoller Song, der überliefert, welche harte Kante ein Ozzy immer noch anschlagen kann.
Daß ein Ozzy Osbourne anno 2020 verdientermaßen machen kann was er will, beweist er beim Titelstück „Ordinary Man“, bei welchem er Sir Elton John als Gast an Piano und zweiter Stimme geladen hat. Was bei manchem sauer aufgestoßen ist, der davon im Vorfeld erfahren hat, funktioniert in der Realität aber wirklich gut. Die zwei markanten Stimmen ergänzen sich und auch das melodische Gitarrensolo sorgt für harmonische Momente. Eine flüssige Piano-Ballade der gehobeneren Klasse. Mit teilweise „himmlischen“ Keyboardklängen von Happy Perez im Background wirkt das folgende „Under The Graveyard“ leicht verspielt. Was akustisch beginnt verändert sich zu stimmungsvoll rockig.
Ein bisschen Mundharmonika, ein kurzer Basslauf und ein schweres Riff eröffnen „Eat Me“, eine sehr groovige Nummer, dem ein harmonischer Part und ein tolles Gitarrensolo spendiert wird. Im weiteren Verlauf verlieren die Songs ein wenig an Biss. Die Songs beginnen nun meist langsam und Ozzy prägt eher mit entspanntem Gesang wie bei „Today Is The End“. Leicht mystische Keyboards verfeinern das Gehörte. Ebenso ruhig beginnt „Scary Little Green Man“, der Refrain gerät aber flotter und irgendwie auch poppiger. Dennoch schafft's Ozzy hier zu einer tollen „spooky“ Atmosphäre.
Bleibt noch das im Vier-Vierteltakt geschriebene „Holy For Tonight“, zu dem der gestandene Metaller seinen eigenen Walzer tanzen kann. Ein Song, der auch mal Chorgesang im Backyard und Streicher integriert. Sowie das etwas punkige und rollige „It's A Raid“ mit Gast-Rapper Post Malone. Verzerrte Sounds tupfen farblich auf, obwohl der Song nicht recht ins Gesamtbild von „Ordinary Man“ passt. Der CD Bonustrack „Take What You Want“, eigentlich eine Nummer von Post Malone mit Gast Ozzy ist dann völlig unnötig und gehört einfach hier nicht hin. Ein kleines Ärgernis zum Schluß.
Dies soll aber die Leistung von Ozzy Osbourne nicht schmälern, der es geschafft hat, mit seinem neuen Album an die goldenen Zeiten anzuknüpfen. Viele Momente erinnern an die Glanzzeit der 80er Jahre, manche Sabbath-Verbeugung findet statt und gut bei Stimme ist der Madman auch noch. Klar, die Klassiker wird man nicht mehr erreichen, aber „Ordinary Man“ ist eine echte Überraschung, die ich so nicht mehr erwartet hätte. Ein wahrhaft ungewöhnlicher Mann.
Kommentar schreiben