VÖ: 14.04.2023
Label: Nuclear Blast
Autor: Röcker
Bewertung: 8,5 / 10
Hier ist es! Das 20. Studioalbum der amerikanischen Thrash-Veteranen Overkill. Overkill gibt es seit über 40 Jahren und enttäuscht haben sie irgendwie nie. Natürlich ist nicht jedes Album gleich stark, aber der Thrash-Liebhaber wurde bisher kaum enttäuscht. Gegründet 1980 mit vielen Besetzungswechseln im Laufe der Jahre, aber als Konstante dabei Sänger Bobby 'Blitz' Ellsworth, der Udo Dirkschneider des Thrash Metal, der mit 63 Jahren immer noch so klingt wie 1980 und Bassist D.D. Verni, der den Löwenanteil der Kompositionen schreibt und mit seiner Steve-Harris-esken Bassarbeit (hört euch nur „Won’t Be Comin‘ Back“ an) ist verantwortlich für die konstante Qualität, die ‚The Wrecking Crew‘, wie sie sich selbst nennen, seit 40 Jahren anbietet.
Auch das Gitarren-Tandem Dave Linsk und Derek Tailer liefert auf diesem Album großartige Arbeit ab. Vor allem Dave Linsk zeigt auf „Scorched“, was für ein Klasse-Musiker er ist. Fiese Thrash-Riffs schmeißt er ebenso locker hin wie progressive Shred-Soli. Zudem erleben wir Jason Bittner am Schlagzeug, präzise wie ein Schweizer Uhrwerk mit furiosem Drumming, aber auch subtiler Beckenarbeit und bluesigen Drumpatterns, wenn es passt. Das wunderschöne Artwork stammt wie immer von Travis Smith und die steinharte und klare Produktion verdanken wir Colon Richardson.
Opener und Titeltrack „Scorched“ trifft mit dem progressiven Mittelteil als Highlight sofort ins Schwarze, in dem die Musiker kurz zeigen, dass sie mehr zu bieten haben, als kompromisslosen Thrash Metal zu spielen. Auch das folgende „Goin' Home“ ist ein Knaller und erinnert an die Zeiten von „Under The Influence“. „The Surgeon“ ist die erste Single des Albums und beinhaltet einen schweren Midtempo-Mittelteil, ein weiterer großartiger Track. 'Twist Of Fate' beginnt a la Slayer, kann es aber auch vom Tempo her locker mit Araya und Co. aufnehmen. Die Kirchenglocken und der Chor verleihen diesem Lied eine zusätzliche Atmosphäre. Meiner Meinung nach eines der Highlights des Albums.
„Wicked Place“ ist ein Song, der an sich nichts Besonderes ist, wäre da nicht die Tatsache, dass dieser Song durch messerscharfe Riffs und ein Killer-Gitarrensolo überdurchschnittlich aufgewertet wird. Es folgen die nächsten beiden Highlights von „Scorched“, nämlich „Won’t Be Comin’ Back“, das klingt, als würden Iron Maiden Thrash spielen, und „Fever“, das wie eine Kreuzung zwischen Black Sabbaths „Planet Caravan“ und Panteras „Cemetery Gates“ reinläuft . Bobby 'Blitz' Ellsworth klingt am Anfang des Songs sogar wie Ozzy. Der Song atmet (wie das ganze Album) eine dunkle, düstere Atmosphäre. Wer bei „Fever“ eventuell eingenickt ist, wird mit „Harder They Fall“ bestimmt wieder geweckt. Bei diesem Track wird das Gaspedal wieder voll durchgetreten. Besonders gefällt das Schlagzeug. Es klingt, als würde ein Maschinengewehr leer geschossen, aber auch das Gitarrensolo ist auch zum Fingerlecken gut. „Know Her Name“ ist ein Midtempo-Song, der sich anfühlt, als würde eine Dampfwalze über dich hinwegfahren. „Bag O' Bones“ schließt das Album würdevoll ab. Groovig, aber unbestreitbar Overkill.
Fazit: Erwartet nicht, dass Overkill das Rad neu erfinden. Sie tun auch auf ihrem 20. Studioalbum das, was sie seit 40 Jahren machen: kompromisslosen Thrash.. Mit „Scorched“ werden Overkill keine neuen Seelen gewinnen, aber die große Fangemeinde, die sie sich in den 40 Jahren ihres Bestehens aufgebaut haben, einschließlich meiner, wird mit diesem Album sehr zufrieden sein.
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