VÖ: 08.11.2010
Label: Mascot Label Group
Autor: Kerbinator
Bewertung: 3 / 10
Ehrlich gesagt, es fällt mir schwer, ein Album wie „Defy“, das vierte der Las Vegas Band Otherwise, an einem Stück durchzuhören. Warum ? Nun, weil mein Verständnis für Rockmusik sich völlig anders darstellt als bei dieser Band. Angepriesen als Alternative Rock, Stadionrock oder gar Heavyrock fällt mir bei „Defy“ eins sofort ins Ohr. Nämlich daß der Sound sicherlich mehr auf dem Rechner zusammengebastelt wurde, als im Studio. Ok, in den USA ist dieser Sound seit längerer Zeit ein Synonym für Rockmusik und auch Otherwise passen sicherlich hervorragend in dortige Hallen, mir persönlich fehlt es bei solch konstruierten Songs allesamt an Seele und gutem Handwerk.
Natürlich wird durch Sänger Adrian Patrick zwischendurch auch ab und an ganz crossovermäßig gescreamt, meist belässt man den Gesang aber in dieser typisch austauschbaren Alternative-Jugendstimmlage mit mancherlei Emo Hascherei. Die Gitarre (Ryan Patrick) besteht meist aus den gleichen, immer in der selben Tonlage agierenden Anschlägen und begleiten lediglich. Ein Solo gibt’s von vorne bis hinten nicht zu hören. Überhaupt sollen Gitarre, Bass und Drums nur eine härtere Ausrichtung verursachen, um den Sound von völliger Dancefloor-Belanglosigkeit wegzuschieben.
Doch diese Dance-Beats und pubertären Verzerrungen von Gesang und Rhythmen sind nahezu in jedem Song allgegenwärtig. Zwar kann man bei den meisten Songs wie „Bad Trip“, „Money“ oder „Lifted“ auf einen gelungenen Refrain verweisen, der sicherlich auch radiotauglich ist, und auf der Bühne die ab dem Jahr 2000 geborenen Zuschauer erfreuen könnte. Und auch die ein oder andere Melodie zwischendurch lässt mal aufhorchen. Aber mit Rockmusik an sich hat das nicht viel zu tun.
Mit „Ain't Done Yet“ schießen Otherwise gar den Vogel ab. So etwas gehört in die Diskothek und nicht in einen pulsierenden Rockschuppen. Das Ende der Platte, „Good Fight“, wirkt auf mich wie eine Erlösung und lässt mich völlig desillusioniert zurück. Ich kann einfach mit diesen Zwitter-Sounds, die es gerade im amerikanischen Markt zu Hauf zu hören gibt, nicht viel anfangen. Deswegen verstehe ich auch nicht, wie man Bezeichnungen wie Heavyrock bei einer Band wie Otherwise anbringen kann. Dies leitet absolut in die Irre.
Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht generell modernen Sounds und Bands abgeneigt. Aber wie man solche Musik spannend und einfallsreich rüberbringt, haben kürzlich Bands wie Starset oder die Bad Wolves gezeigt. Otherwise sind in meinen Ohren lediglich eine weitere dieser neuen Crossover-Bands, die zusammenmischen, was eigentlich nicht zusammengehört und dabei den Punkt Programming für meinen Geschmack übertreiben.
Da aber lt. Info die früheren Alben von Otherwise millionenfach geklickt wurden (ja, so wird heutzutage konsumiert), scheinen sie für die Zielgruppe doch interessant zu sein. YouTuber, Influencer, Baseball-Kappen-Verkehrtherumtrager...this is for you.
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