VÖ: 19.07.2024
Label: Peaceville Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Orange Goblin aus London sind mir schon lange ein Begriff, zumindest was den Namen betrifft. Musikalisch habe ich, Asche auf mein Haupt, die Jungs bisher gänzlich vernachlässigt, da ich eine Psychedelic-/Stoner-/Alternative-Verschrobenheits-Band vermutete und daher nicht auf die Veröffentlichungen eingestiegen bin. Mit „Science, Not Fiction“ ist jüngst das zehnte Album in der 30-jährigen Karriere erschienen und die vielen positiven Stimmen haben mich dann doch mal hellhörig werden lassen. Und, das war gut so. Denn Orange Goblin sind eine Art Stoner-Band, die allerdings ihren Sound mit vielen Stilen wie klassischen Heavy Metal, etwas Punk und Strassenköter-Rock verbinden.
Das bestätigt gleich der düster futuristisch beginnende Opener „The Fire At The Centre Of The Earth Is Mine“. Fetteste Riffs von Gitarrist Joe Hoare treffen auf die saustarken, ultra-rauhen Vocals von Sänger Ben Ward und einen äußerst harschen Refrain. Das Label spricht hier von einem explosiven Death-Boogie und ja eine wahre Rockgranate kann man dem Eröffnungsstück attestieren. Starke Basslinien , ein cooles, fettes Gitarrensolo und wuchtige Drums zieren das folgende, straighte „(Not) Rocket Science“. „Ascend The Negative“ startet mit fulminanten Drums und einem begnadeten Riff, die Vocals kommen unheimlich düster, die Gitarrenlinien aber auch verspielt. Schnelle Melodien und ein Sprecher zwischendurch nehmen den Hörer mit zu einem langsamen Groove-Part der in stampfende Rhythmen und mehrstimmigen Gesang überführt. Sehr abwechslungsreich und dennoch immer nachvollziehbar.
Langsam mit teils verzerrtem Gesang wirkt der als Prog-Doom bezeichnete Song „False Hope Diet“ eher etwas befremdlich, setzt aber mit einem ruhigeren Moment eingängigere Akzente. Ist aber dennoch ein wahrlich intensiver Smasher. Piano und Glocken läuten „Cemetary Rats“ ein. Einen mit langsamen Gitarren startenden Track, der zuerst mit kruden Klängen verwirrt und dann wieder zur flotten Granate mutiert. Auch „The Fury Of A Patient Man“ geht mit schneller Intensität über die Bühne, bevor es mit „Gemine (Twins Of Evil“) einen Midtempo Hänger und düsteren Dampfhammer Rocker setzt.
Es folgen noch das dynamische „The Justice Knife“, mit Coolness und Straightness überzeugend, das frickelige und mitunter progressive „End Of Transmission“, dem man erneut düstere, futuristische Merkmalen kredenzt hat und sogar Screams auffährt, sowie das abschließende „Eye Of The Minotaur" (nur als CD Bonus Track), das ein wenig crazy anmutet, aber am Ende des Tages auch wieder ein feiner, straighter Heavy Rock Smasher ist.
Wirklich unglaublich, warum mir Orange Goblin bisher aus dem Weg gegangen sind, oder besser ich ihnen. Dieser intensive, mitunter düstere Heavy Metal mit vielen Unterspielarten holt einen komplett ab und zerrt dich mit brachialem Soundgewitter in die Tiefe der Lyrics mit rein. Klar, die Jungs sind erfahrene und somit reichlich kompetente Musiker, aber die Songs muss man erst einmal so hinbekommen wie bei „Science, Not Fiction“. Das ist musikalische Wissenschaft und keine Fiktion, jawoll. Muss man kennen.