VÖ: 31.07.2015
Label: Airforce1 Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Seit 25 Jahren gibt es sie nun, die Wolfsburger Industrial-Goth-Pioniere Oomph ! Passend zu diesem Jubiläum veröffentlicht man ein neues Album, betitelt „XXV“, wie könnte es auch anders sein. Die Band besteht seit eh und jeh aus Sänger Dero und den beiden Gitarristen und Sample-Spezialisten Crap und Flux. Oomph polarisieren seit Bestehen, hauptsächlich mit ihren zynischen, anklagenden und kein Blatt vor den Mund nehmenden Texten. Dies ist schon so manchem Würdenträger oder Ehrenmann sauer aufgestoßen, zeigt aber auch die Kompromislosigkeit, mit der die Band zu Werke geht.
Musikalisch geht man eher zurück zu den Wurzeln, nach dem die letzten Alben dem ein oder anderen doch zu seicht und poppig erschienen und nicht unbedingt den besten Anklang fanden.
Diesmal wird wieder eine gesunde Mischung aus Metal, Industrial und Dark Rock / Emo präsentiert, was die meisten deutschsprachigen Bands ähnlicher Gesinnung weit in den Schatten stellen dürfte.
So beginnt das Jubiläumsalbum mit dem Industrial-Stampfer „Dein Retter“ eindrucksvoll hart und straight und überzeugt durch seinen zynischen Refrain. Die Songs, das wird bereits hier deutlich, haben größtenteils nichts von ihrer Tanzbarkeit verloren und werden sicherlich die Tanztempel Deutschlands der rockigeren Art erobern.
Wichtiger Bestandteil sind aber auch symphonische Elemente, die immer wieder auftauchen und zusammen mit hymnischen, schwerst eingängigen Refrains eine fantastische Einheit bilden.
Das Album beinhaltet eine gesunde Mischung aus flotteren, aggressiveren Songs wie „All Deine Wunden“, „Tick Tack“oder dem schrägen, harten „Zielscheibe“ und balladesken, zum Nachdenken anregenden Nummern wie „Als wär's das letzte Mal“ oder dem ganz ruhigen Albumausklang „Leis ganz Leis“. Zwar driften Oomph auch mal (gewollt ?) ins Poppige ab („Jede Reise hat ein Ende“), dies ist sicherlich der Chart-Vergangenheit (remember „Augen Auf !“ ?) geschuldet, denn dort möchte man bestimmt auch unbedingt wieder hin.
Voraussetzungen für erneute Charterfolge sind durchaus gegeben, denn hitverdächtige Songs gibt es auf „XXV“ genügend. „Nicht von dieser Welt“ wäre so ein Kandidat, bei dem es mich nicht wundern würde, wenn man ihn demnächst in vorderen Platzierungen wiederfindet.
Das wird Kritiker wahrscheinlich wieder auf den Plan rufen. Aber auch die müssen anerkennen, daß die Oomph – Kompositionen sehr clever arrangiert sind und wie aus einem Guß wirken. Und genügend Abgefahrene Sounds und rockige, ja gar metal-lastige Riffs erschweren zudem den Vorwurf der plakativen Berechenbarkeit.
„XXV“ wird Fans und Gegner gleichsam befriedigen. Die Lobeshymnen und Hasstiraden werden sich in Einklang wiederfinden. Für mich ist es einfach ein eindrucksvolles, sehr interessantes Album mit deutschen Lyrics, die weit über der breiten, platten Masse liegen und mit musikalischen Qualitäten, die trotz aller programmierten Parts zu gefallen wissen.
….und ein 25 jähriges Bestehen zeugt ja auch von Relevanz der Band in der Szene.
Oomph ! Sollte man noch nicht abgeschrieben haben....positive Überraschung.
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