VÖ: 31.08.2018
Label: Metalville
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Die Rocker vom Kiez schlagen wieder zu. Vor gut einem Jahr erst erschien “Zwei Fäuste für Rock’n’Roll” . Die ausgiebige Tour zum Album ist gerade vorüber. Und schon ging es wieder ins Studio. Nach dem Wechsel zu Metalville veröffentlichten Ohrenfeindt im August den Nachfolger “Tanz nackt.”. Das ist bereits das achte Album des Trios aus Hamburg St. Pauli. Der Name Ohrenfeindt steht seit vielen Jahren für handgemachten, harten Oldschool-Rock’n’Roll in bester Tradition von AC/DC oder Rose Tatoo. IhreJahresabschluss-Konzerte zu Weihnachten im Grünspan in Hamburg mutieren jedes Mal wieder zu einem großen Familientreffen.
Und schon beim ersten Song “Porschekiller” zeigen die Kiezrocker ganz klar, wo es auch dieses Mal langgeht. Handgemachter Rock’n Roll, knallharter Sound, die Gitarren braten, der Bass wummert und das Schlagzeug gibt den Takt vor. Das Trio zeigt aber auch, dass es bei aller Härte ein Händchen für Melodien hat. “Voodoo” rockt munter vor sich hin, mit etwas weniger Tempo. Und ein Text der mich ganz besonders anspricht. Seit ich diesen Song gehört habe, frage ich mich, wer wohl meine Voodoo-Puppe zu stark füttert. “Wo eben noch die Taille war, ist jetzt wohl ein wenig mehr”. Genauso ist es. Bei “Nichts kann dich bremsen” ist eine fast schon Mainstream-artige Melodie zu hören, jedoch ohne sich anzubiedern. Warum auch nicht, zeigt das doch die gesamte Bandbreite der Band. Dahingegen klingt “Schmutzige Worte” Blues-lastig, mit Southern Rock Zitaten.
Zu Beginn von “Wenn das alles nichtmehr wehtut” wabert die Hammond Orgel, die auch später stets präsent ist. Der Text ist untypisch ernst, dem Thema einer Scheidung angemessen. Für Ohrenfeindt-Verhältnisse ist das die Ballade des Albums. Für Gänsehaut sorgt dann die von Chris gespielte Mundharmonika. Der Höhepunkt für mich ist aber der Titelsong “Tanz nackt”. Auch hier zeigen sich Ohrenfeindt von ihrer melodiösen Seite, dass in einem Wahnsinns-Gitarrensolo von Keule gipfelt. Im Gegensatz dazu ist “Rock n Roll Psychiater” ein echter Nackenbrecher, frei nach dem Motto “Habt Ihr Bock zu rocken? .. Hier werden Trommelfelle massiert”. Rock ist eben immer noch die beste Medizin. Und zum Schluss gibt es noch mal ein volle Dröhnung Spaß. Hier kommt das “Bum Bum Ballett”. Noch einmal kann man Headbangen und die Haare fliegen lassen. Wie man im Text hören kann, ist das ist ein echt fettes Rock’n’Roll Brett.
Ich habe bisher noch kein schlechtes Album der Kiezrocker gehört. Da macht “Tanz nackt” keine Ausnahme. Die Qualität des Vorgängers wird zwar nicht ganz erreicht, trotzdem kann man eine Dreiviertelstunde hochkarätigen handgemachten Hard Rock / Blues Rock, … hören. Lediglich das Outro “Tanz nackt…Reprise” wäre verzichtbar gewesen. Das trübt aber den positiven Gesamteindruck überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, die Vorfreude auf die Show zu Weihnachten steigt immens.
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