VÖ: 22.07.2022
Label: Century Media
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Knapp zwei Jahre nach dem vierten, selbstbetitelten Album bringen die Texaner Oceans Of Slumber nun den Nachfolger „Starlight And Ash“ heraus. Und es gibt durchaus einige Änderungen im Sound der Band, auch wenn alles in der Basis ähnlich geblieben ist. Sprachen wir beim Vorgänger noch von Prog-bzw. Dark Metal, so hat sich der Metal-Anteil diesmal noch weiter reduziert. Dark Rock mit progressiven Elementen trifft’s ganz gut, das Label sprich gar von New Southern Gothic.
Fakt ist, mit Cammie Beverly (vormals Gilbert) hat man nach wie eine ausdrucksstarke, weibliche Stimme am Mikro. Zwar klingt die Dame oft anklagend, leidend und mitunter weinerlich, aber auch ein wunderbares Soul-Timbre liegt der Guten in den Stimmbändern. Das Album ist vergleichsweise ruhiger als der Vorgänger, spart aber dennoch nicht mit intensiven Ausbrüchen zwischendurch, was den 11 Songs in kanpp 50 Minuten Spannung und Detailvielfalt verleiht.
Mit Piano und verklärten Klängen, sowie ruhigem Gesang starten Oceans Of Slumber mit „The Waters Rising“ ins Album. Der Refrain schielt mehr in die Alternative Rock Richtung, der Song an sich baut sich auf und wird immer flotter und intensiver. Zum Ende hin allerdings auch wieder entspannter. Man kann aber hier bereits erahnen, wohin die Reise mit dem neuen Album geht. Teils mit moll-lastigem Programming im Background und mal sperrig zerrissener wie bei „Hearts Of Stone“, meist aber mit melancholisch melodischen Tönen ausgestattet, setzen die Songs viele emotionale Farbtupfer, natürlich größtenteils dem Gesang zu verdankend.
So stehen beispielsweise zärtliche Gitarrenklänge und langsamer Gesang einem wuchtigen Ausbruch mit schnellen Drums (Dobber Beverly) gegenüber („Red Forest Roads“). Wuchtiger Sound geht gar am Ende in Getrigger über. Drumbeats, Synthiebackings und teils elfenhafter Gesang ist bei „The Hanging Tree“ zu erleben. „The Spring Of `21“ kommt sogar als rein instrumentales Piano-Intermezzo rüber. Die Stimmung der Tracks ist, wie angedeutet, fast immer melancholisch und düster ausgerichtet. Fröhliches Geplänkel findet nirgends statt.
Sinnbildlich für „Starlight And Ash“ ist der Song „Just A Day“. Mit Piano/Gesang beginnt’s melancholisch, ein wuchtig schleppender Ausbruch folgt. Elegisch und mit Violinenbegleitung erreicht das Stück Gänsehautatmosphäre, ein wahres Melancholie-Epos. „Star Altar“ klingt ähnlich, legt aber mehr Wert auf tiefer gestimmte Gitarren, etwas zerfahrenen, souligen Gesang und beinahe Verzweiflung in der Stimmlage.
Ob es die Coverversion von „House Of The Rising Sun“ (The Animals) gebraucht hätte, stelle ich zumindest mal unter Zweifel. Zwar ist die Nummer mit gezupften Gitarrenklängen, Geigen-Untermalung und Orgel im Background ganz ok, passt aber nicht so ganz in den Kontext des Albums. Es wird auch nicht als Bonus ausgewiesen, sondern als regulärer Track, für mich nicht nachzuvollziehen.
Zumal mit dem Abschlußstück „The Shipbuilder’s Son“ noch eine mit Moll-Piano beginnende, eigene Nummer folgt, die mit himmlischen Keyboardmomenten und betörendem Gesang den Albumfaden nochmals aufnimmt und das Werk mit einem schleppend wuchtigen Ausbruch zu Ende bringt.
Die beiden Gitarristen Xan Fernandez und Jessie Santos spielen im „neuen“ Sound der Texaner eine mehr untergeordnete Rolle. Das ein oder andere Solo….ja, aber doch mehr in begleitender Funktion. Das nimmt den Songs aber wenig von der Spannung und die progressivere, etwas ruhigere Ausrichtung weiß durchaus ebenfalls zu überzeugen. Intensive, mitunter auch bombastische Momente gibt es nach wie vor, daher können sich durchaus auch die Freunde des Vorgängeralbums mit „Starlight And Ash“ identifizieren. Sehr interessante Angelegenheit.
Kommentar schreiben