VÖ: 28.11.2014
Label: Trollzorn Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Obscurity melden sich aus dem Bergischen Land zurück. Mit einem Konzeptalbum namens „Vintar“ , welches das Ragnarök behandelt, also das Schicksal der Götter, den Kampf und letzendlich den Niedergang der „alten“ Welt. Interessierte der nordischen Mythologie werden sich sofort zurechtfinden, alle anderen erwartet zumindest ein erneut hochinteressantes Pagan-Metal Album der härteren Sorte mit Anleihen aus dem Blackmetal-Bereich und gnadenloser Epik.
Dabei bietet „Vintar“ im Vergleich zu den beiden letzten, überzeugenden Werken „Tenkterra“ und „Obscurity“ im Prinzip wenig aufregend Neues. Ob man das nun gut findet, oder gar Stagnation attestiert, bleibt jedem selbst überlassen.
Fakt ist, daß die Black-/Pagan-Welt nicht viel zu meckern haben kann. Der abwechselnde Kreischgesang von Agalaz mit dunklem Gegrowle ist einigermaßen gut verständlich, so daß die deutschen Texte die konzeptionelle Ausrichtung auch beim Hören rüberbringen. Wobei ich sagen muß, daß mich die derben Growls schon immer etwas im Gesamtbild gestört haben. Aber gut, zur Lyrik passt's natürlich.
Dagegen streut die Band musikalisch einiges an Melodien in die Kälte, was die oben erwähnte Epik zur Folge hat. Eine permanente Gitarrenwand, ähnlich wie bei Primordial (der Vergleich hinkt natürlich) oder auch Satyricon (ältere) bildet die Basis, gegen die Agalaz gehörig anschreien muß.
Die ein oder andere Verbeugung vor Bathory (der „Hammerheart“-Phase) fehlt ebensowenig, wie auch vor Amon Amarth. Das haben Wikinger aber eben so an sich.
Einzelne Songs herauszuheben ist schwer bei der fortlaufend inhaltlich erzählten Geschichte. Der Einstieg „Schicksal der Götter“ ist für den Beginn wichtig, die folgende Todesschiff-Huldigung „Naglfar“ represäntativ für die musikalische Ausrichtung Obscurity's. Der Schrei-Gesang wird oft mit etwas Hall verlängert und wirkt dadurch noch inbrünstiger und...ja, nordmännisch kriegerischer.
„Wodanheim“ und „Vintar“ sind zwei der epischsten Songs des Albums und gehören meiner Meinung nach unbedingt zum Herzstück des Albums, wo andere wie „Alter Feind“ oder „Alte Zeichen“ mehr die Geschichte vorantreiben, denn musikalisch zu glänzen.
Im letzten Song „ Legiones Montium“ wird zu Beginn eine Akkustische ausgepackt und in Zusammenspiel mit einer elegischen Melodie Wärme suggeriert, bevor das Thema alsbald blackmetallisch klirrend kalt fortgeführt wird. Und thematisch ist die Schlacht geschlagen und die Bergischen Löwen können sich in der „neuen“ Welt behaupten.
Behaupten können sich auch Obscurity in der pagan-/viking-orientierten Metalwelt. Wie heißt es zum Abschluß so schön: „...es wird niemals untergehen, unser Bergisch Land“. Natürlich könnte man vielleicht etwas zu viel Pathos unterstellen, aber die Band bringt ihre Ausrichtung sehr überzeugend rüber. „Vintar“ wirkt trotz aller Härte und gewollter Kälte sehr homogen und flüssig, die deutschen Lyrics durch die Interpretation international und das Konzept kompetent durchdacht.
Bei uns steht bald er Winter vor der Tür - „Vintar“ ist schon da !!
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