VÖ: 17.04.2020
Label: Eigenrelease
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Novatia sind ursprünglich eine niederländische Pop/Rock Band, die ihre Wurzeln in den Sounds der 80er Jahre hat. Gegründet 2014 ist es im Prinzip auch heute noch so, jedoch hat sich die Band mehr und mehr Progressive Rock Elemente angeeignet, so daß wir beim Debutalbum „Discover“ von einer Mischung aus Art-Pop und Prog Rock sprechen können. Auch wenn nach wie vor manche Synthiepassage stark nach dem new wavigen Sounds der 80er klingt.
Von der durch Synthies und Keyboards erzeugten Soundcollagen wird man beinahe erdrückt, so dicht wird hierbei eine Fläche gewebt, die sich mal an Neo-Prog, mal an New Wave orientiert. Verantwortlich dafür zeichnet Tastenmann Ingmar Kops, der seine Instrumente dabei vollkommen beherrscht. Auch der Gesang von Joep Selen, immer in klaren Höhen angesiedelt, überzeugt und verleiht den Songs dadurch einen gewissen Pop-Appeal. Für den recht hohen Proganteil in der Musik von Novatia sorgt neben Ingmar Kops der Gitarrist Rindert Bul, der zwar in manchen Nummern eher eine untergeordnete Rolle spielt, im Bereich der melodie-offensiven Soli aber einige Male fast schon John Mitchell oder Nick Barrett Niveau erreicht.
Sehr eingängig mit Synthies und Gitarre startet „More“ in das Album. Und die Entdeckungsreise beginnt. Die Schönheit der Musik wird durch leicht verspielte Klänge unterstrichen und macht sofort klar, daß neben progressiven Zügen ein erheblicher Pop-Faktor vorhanden ist, der Novatia in gewissem Maße sogar radiotauglich macht. Sehr keyboardlastig und mit starkem New Wave Einschlag folgt der ebenfalls recht poppige Titelsong „Discover“.
Mit „Try“ lassen Novatia danach eine echte Perle raus. Sehr soundkräftig und dennoch in eher gediegener Pop-Prog-Struktur gehalten, beweist Sänger Joep Selen seine brilliante Klasse. Die Gitarre klingt stellenweise nach Twelfth Night, die Basis mit Basser Reg Schüchner und Drummer Joost Lobbes verschärt die Progrock Kultur von Novatia bei diesem Song immens. Ein hervorragendes Gitarrensolo rundet den besten Track des gesamten Albums ab und erinnert damit beinahe an die 90er Jahre Großtaten der Polen Collage. Fantastisch !!
„Again“ und „Stay“ bestechen teilweise durch ruhige, atmosphärische Momente, orientieren sich aber wieder mehr am Art-Pop. Dagegen klingt „Reality“ nahezu wie ein AOR-Prog-Rocker, welcher zudem mit einem amtlichen Twin-Gitarrensolo überrascht. Eine der flottesten Nummern auf „Discover“. Nach hübscher Gitarrenmelodie wird die Band mit „Saved“ einen Tick dramatischer. Sehr atmosphärisch geht’s zu, auch wenn man den Refrain erneut eher dem Bereich Pop zuordnen kann.
So richtig treiben lassen kann man sich im Anschluß bei „Waves“. Sehr verspielt und verträumt beginnt der Song und Joep's Gesang schmeichelt sich in balladeske Stimmungen ein. Erneut spendiert Rindert Bul ein famoses Gitarrensolo. Ungleich flotter und mehr im Bereich schneller Neo-Prog findet sich „The Light“ wieder. Gut gespielt und recht straight. Aus dem Rahmen fällt zum Abschluß „Suitable“. Aus dem Computer generierte Rhythmen und Beats umrahmen den erneut balladesken Gesang. Hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht und bricht etwas mit der zuvor gezeigten Herangehensweise. Nun gut.
„Discover“ ist ein sehr interessantes Album, daß zeigt wie man Pop und Prog so verbinden kann, daß Eingängigkeit überwiegt aber Anspruch jederzeit bleibt. Natürlich könnte es dem beinharten Progger zu viel Pop-Anteil sein und umgekehrt dem pop-orientierten Hörer zu viel des Anspruchs. Ich finde, die Balance passt gut zusammen und die Qualität der einzelnen Musiker macht einem den Hörgenuß zudem sehr leicht und zugänglich. „Discover“ ist sicherlich eine Entdeckung wert.
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