VÖ: 01.09.2017
Label: The Sign Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Es muss nicht immer ein ausgefallener Bandname sein, um in der Musikwelt für Aufsehen zu sorgen. Diese Schweden hier nennen sich schlicht und ergreifend Night. Einfach, kurz und prägnant. Kann man sich merken und wenn man das Album „Raft of the World“ gehört hat, bekommt man die Jungs sowieso nicht mehr so schnell aus dem Gedächtnis.
„Raft of the World“ ist bereits das dritte Album des Vierers, bekannt waren sie mir zuvor trotzdem nicht. Dabei gab es schon Auftritt beim Hell Over Hammaburg oder gar dem Headbangers Open Air. Nun gut, dann scheinen die Buben ja was zu können. Und das hört man auch. Night spielen klassischen Hard Rock der alten Schule, wie man ihn von den frühen Achtzigern oder auch der NWOBHM her kennt. Immer wieder fallen einem während des Hörens Bands wie frühe Def Leppard, Demon oder Blue Öyster Cult ein. Aber auch Bands neueren Datums wie High Spirits oder gemäßigtere Enforcer können als Vergleich durchaus mithalten. Sehr oft erinnert der Gitarrensound aber an Thin Lizzy, was gekonnt rübergebracht wird und einen zum Schwärmen bringt.
Der Gesang von Vokalist und Gitarrist Oscar ist recht hoch gehalten, dennoch rauh und kernig. Trotzdem könnten sich hier die Geister scheiden. Mir persönlich gefällt die Stimmfärbung des Knaben außerordentlich gut und er bringt diese typische jugendliche Frische mit. Die Refrains sind größtenteils mehrstimmiger Natur, was diesen Vergleich zu den frühen Def Leppard rechtfertigt.
Schon der tolle Opener „Fire Across The Sky“ beinhaltet alles, was Night ausmacht. Klassische Gitarrenrhythmen, grundehrlicher Gesang und einen tollen Refrain. Die Musik strahlt einen dermaßen positiven Touch aus, den man wirklich nur von Bands wie High Spirits kennt. Auch das folgende „Surrender“ hält dieses hohe Niveau locker.
Nicht mehr von dieser Welt ist allerdings „Winds“. Ein Song, der sich mit Nachdruck in die Gehirnwindungen einbrennt und mit einem Weltklasse-Refrain aufwartet, den ich in dieser Form schon sehr lange nicht mehr gehört habe. Gänsehaut pur ist angesagt und die Band zeigt, wie man mit genialem Songwriting aus einfachen Strukturen eine Riesen-Nummer hervorbringen kann. Auch das zuvor auf dem Album befindliche „Strike of Lightning“ deutet diese herausragende Qualität bereits an. Aber was „Wind“ auf den Tisch bringt.....Wahnsinn !!
Was gibt’s noch ? Ach ja, mit „Omberg“ ein kurzes aber stimmiges Instrumental und mit „Coin in a Fountain“ die ruhigste, balladeskeste Nummer des Albums. Aber nix mit Herz-Schmerz, nein...eher melancholischer Art mit viel dunklen Tupfern. Oscar's Stimme wird mit viel Hall unterlegt, was zusätzlich düstere Stimmung erzeugt. Ein Album Slower auf bestem Niveau. Und mit „Time“ noch so einen tollen Hit, den man mitsingend und lächelnd einfach nur genießt.
Aber, was erzähl' ich. Holt euch als Freund besten klassischen Hard Rocks dieses Album. Für mich eine der positivsten Überraschungen dieses Jahres bisher. Auch das düstere, von Mattias Frisk (Ghost, Vanhelgd) entworfene Artwork trägt zum gelungenen Gesamtbild bei. Die Herren Oscar (Gesang/Gitarre), Sammy (Gitarre), Joseph (Bass) und Dennis (Drums) sind vielleicht nicht die besten ihres Fachs, aber mit soviel Seele und Herzblut bei der Sache, daß unterm Strich ein Traum von einem Rockalbum herausgekommen ist. Bevor ich jetzt noch mehr ins Schwärmen gerate, hör ich auf zu Schreiben. Kaufen, Leute !!
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