VÖ: 11.09.2020
Label: The Sign Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Mit „Raft Of The World“ hatten die Schweden Night ein absolutes Hard Rock Highlight herausgebracht. Eine echte Überraschung, da niemand diese Band auf dem Schirm hatte. Kaum zu glauben, daß das schon wieder drei Jahre her ist. Jetzt legt das Quartett mit „High Tides, Distant Skies“ endlich nach und, was soll man sagen, es geht gerade so weiter wie zuvor.
Dabei befindet sich auf dem neuen Album keine solche Über-Nummer wie „Winds“ auf dem Vorgänger. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn so gibt es halt keinen Song, der alle anderen in den Schatten stellt. Eher reisen Night jetzt noch mehr durch die 70er/80er Jahre Classic (Hard-)Rock Geschichte und zwingen den Hörer mit neun neuen, superben Songs zum Applaus.
Markant ist nach wie vor der Gesang von Oscar Andersson, der trotz aller Höhen einen gewissen rauhen Charme besitzt. Oft gedoppelt oder in mehrstimmigen Passagen/Refrains intoniert, stellt sich sofort Ohrwurmcharakter ein. Ein Drum-Intro läutet das Album mit „Shadow Gold“ ein. Flotte Gitarren-Hooklines der versierten Saitenzupfer Sammy Ouirra und ebenfalls Oscar Andersson erzeugen gleich amtlich klassische Hard Rock Stimmung, die nicht selten an Thin Lizzy erinnert. Ein Twin Gitarrensolo und ein Scream zum Schluß, fertig ist der prächtige Einstieg.
Man hat in Folge den Eindruck, das Night die Metaleinflüsse, die noch auf „Raft Of The World“ teiweise an Bands wie Def Leppard oder neueren Datums Enforcer erinnert hat, zugunsten mehr Classic Rock Geschehen geändert hat. Wieder schimmert Thin Lizzy beim folgenden flotten „Burning Sky“ durch. Gemächlicher mit Akustik Gitarre und teilweise mit Piano-Begleitung geht es bei „Crimson Past“ zu. Classic Rock at its best.
Meist wird mit einfachen Riffs eine wohlige Grundstimmung erzeugt. Mal galoppierend wie bei „Here On My Own“, mal in Form von schnellen Licks wie bei „Give Me To The Night“. Bei letzterem überraschen Night mit sich fast überschlagendem Halb-Sprechgesang. Am ehesten hit-verdächtig wie damals bei „Winds“ wird’s bei „Running Away“. Gute Hooklines und mit reichlich Hall unterlegter Gesang lassen den Track zu einer äußerst melodischen Rocknummer werden. Auch hier gibt’s kurze Piano-Begleitung.
„Lost In A Dream“ ist ein weiterer, recht ungewöhnlicher Song. Das Eröffnungs-Riff erinnert mich stark an „Owner Of A Lonely Heart“ von Yes, das Stück hat aber natürlich überhaupt nichts mit Pop-Prog zu tun. Gesanglich mit viel 60er Vibes in der Stimme brillieren die Schweden erneut mit hochmelodischem Refrain und tollem Twin-Gitarrensolo.
„Under The Moonlight Sky“ schmeißt einen dann in bester Thin Lizzy-Manier aus dem Album raus. Flotte Rhythmik mit sogar teils spacigen Synthies im Background bringen diese starke Hardrockabfahrt mit Kirchenorgel zum Ende.
„High Tides, Distant Skies“ ist in der Breite sicherlich keinen Deut schwächer als das Vorgängeralbum „Raft Of The World“. Auch wenn diese eine Über-Nummer fehlt, gibt es genug Spitzensongs, die das Niveau locker halten. Der Sound hat sich etwas hin zum klassischen Hardrock der 70er Jahre hin verschoben. Nicht zuletzt erkennt man am Gesang sofort, um welche Band es sich handelt. Ein echtes Trademark also mittlerweile. Night zeigen den vielen Retro-Bands, die es heutzutage gibt, eine lange Nase und lassen diese weit, weit hinter sich. Sehr starkes Album !!
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