VÖ: 26.04.2019
Label: Century Media
Autor: Kerbinator
Bewertung: 4 / 10
Für mich muß Musik organisch, in gewissem Maße handgemacht sein. Die Struktur muß erkennbar sein und per Computer konstruierte Sounds sollten nicht die Oberhand haben. All das können New Years Day nicht bieten. Schon das Albumcover zielt voll auf die Sängerin Ash Costello ab. Klar, die Dame ist Blickfang und quasi Aushängeschild der aus Anaheim stammenden Kalifornier. Aber so eine Ausnahmestimme hat die Lady dann doch nicht.
Doch was machen New Years Day denn nun für Musik ? Na ja, irgendwie eine Mischung zwischen Industrial, Gothic, Modern Metal und Pop. Allerdings so dermaßen durch Computermaßnahmen verzerrt und zerhackt, daß es nahezu weh tut, die Songs anzuhören. Und von denen gibt es 12 Stück auf „Unberakable“, beinahe eine Tortur bis zum Schluß durchzuhalten.
Dabei will ich der Band nicht einmal absprechen für Abwechslung sorgen zu wollen. Aber trotz das man zwei Gitarristen in den Reihen hat (Nikki Misery, Austin Ingerman) reduzieren sich die Riffs auf Gleichförmigkeit und typisch tiefergestimmte Saiten. Das soll Härte suggerieren, durch die abgehackten Riffs verfliegt der Effekt aber sofort wieder.
Zu Beginn mit dem Industrial Sound bei „Come For Me“ kann man der modernen Ausrichtung, den verzerrten Vocals und den ab und an hysterischen Screams noch was abgewinnen. Mit Dauer des Albums stumpft dies allerdings ab. „MissUnderstood“ integriert abwechselnd ruhigere Gesangsmomente, wo Ash Costello zeigt, daß sie prinzipiell keine schlechte Stimme hat. Bei „Skeletons“, welches mit hoffnungsfrohem Piano beginnt, wird der Gesang aber wieder künstlich verzerrt und abgehackt. Wenigstens der Refrain bleibt clean, wenn auch reichlich poppig.
Überzeugen können New Years Day eigentlich nur bei der Halb-Powerballade „Poltergeist“, hauptsächlich durch den melodischen Refrain. Auch „Sorry Not Sorry“ besitzt einige gute Momente in Gesang und Refrain, sowie mal kräftigere Gitarren. Ansonsten herrscht modern konstruierter Einheitssound, der mit viel Effekten, Overdubs und sogar Gescratche sämtliche organischen Ansätze zunichte macht. Hier kann man wirklich nicht sagen, was noch handwerklich gespielt wird, und was komplett aus der Blechbüchse kommt.
So sprechen wir bei New Years Day von einer weiteren Band, die ihr Heil in modernem Crossover-Sound sucht und mit viel Technikoverload versucht, Eigenständigkeit zu finden. Ein Versuch, der für mich komplett nach hinten los geht. Denn, alleine der Gedanke, wie man solche Musik live umsetzen will, ohne mindestens zwei Drittel auf der Konserve ertönen zu lassen, wiederstrebt mir.
Ansätze sind da, aber viel zu wenig um dem Stempel Rockmusik gerecht zu werden.
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