VÖ: 29.06.2018
Label: Pure Steel Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
US amerikanischer Power Metal geht immer. Erst recht, wenn er so gut gezockt wird wie von Necrytis. Kein Wunder allerdings, da Necrytis die Band von Onward Kopf und Gitarrist Toby Knapp sind und auch die Musik dieser kultigen US Band nicht unähnlich ist. Außer Toby Knapp ist noch Shane Wacaster mit von der Partie, der die Vocals und Drums übernimmt, genauso wie bei Sue's Idol, wo Wacaster außerdem tätig ist.
Außer den beiden hat man sich lediglich noch eine Person für Tasteninstrumente geangelt (Arenas Watches), diese sind allerdings bis auf einen Song spärlich gesät und somit vernachlässigbar. Natürlich haftet einem immer eine Art von Projektcharakter an, wenn man nur von zwei Personen spricht, die ein Album einspielen, aber Necrytis bringen mit „Dread En Ruin“ bereits das zweite Album heraus, nachdem erst vor knapp einem Jahr mit „Coutersighns“ das Debut erschienen ist.
Necrytis spielen typisch organischen US Metal mit mehr Tendenz zu Prog-/Powermetal denn zum Thrash. Auffallend ist, daß es bei 50 minütiger Spielzeit nur 6 Songs sind, die sich auf dem Album befinden. Das bedeutet Songlängen im Bereich von 6 – 8 Minuten und mit dem 13-minütigen „Heresiarch Profane“ hat man gar einen wahren Longtrack draufgepackt. Hier liegt auch irgendwie trotz aller Rifforientierung und Kraft etwas der Hase im Pfeffer. Die Songs sind auf ihre Art und Weise zwar toll anzuhören, aber meist etwas zu lang. Den ein oder anderen Part rausgeschnitten und dafür auf den Punkt losgerifft hätte für mehr Power und Intensität gesorgt.
Trotzdem haben wir es mit starken Kompositionen zu tun, die zwar nicht unbedingt die Progmetal Schlagseite haben, die uns das Label unterbreiten will, dennoch sind die Songs gut ausgeklügelt und durchgehend nachvollziehbar. Der Gesang von Shane reicht von leicht knödelig bis hin zu melodisch clean und wirkt fast analaog abgemischt mit etwas Hall unterlegt. Ein bisschen erinnert er an Rick Mythiasin (ex-Steel Prophet) zu „Book of the Dead“ - Zeiten. Nicht schlecht der Junge, auch wenn er im Vorfeld noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten zu sein scheint.
Die Refrains sind handfest in Livetauglichkeit gezimmert, Songs wie „Starshine“ und „Call Us Insanity“ besitzen trotz fehlender Mainstreamlastigkeit alle Zutaten auch live funktionierender Nummern. Vieles wirkt in puncto Produktion old school um nicht zu sagen analog. Aber hier ist nichts angestaubt oder soundlahm sondern auf eigene Weise frisch und überzeugend.
Der angesprochene Longtrack „Heresiarch Profane“ hat zu Beginn auch aufgrund der hier auftauchenden Orgelklänge etwas Rainbow-Charakter, wechselt aber schnell wieder ins US Metal Fach zurück. Natürlich gibt’s hier mehrere Breaks und ruhigere Passagen. Ein Song solcher Länge will ja höchst abweschlungsreich erscheinen. Tut er im Prinzip auch, ohne die generelle Ausrichtung der Band überbordend zu verlassen. Aber auch hier gilt...der Song ist zu lang.
Somit sprechen wir bei „Dread En Ruin“ von einem guten US Power Metal Album. Onward Einflüsse sind verständlicherweise nicht von der Hand zu weisen, die Qualität derer Alben erreichen Necrytis aber nicht. Trotzdem darf sich jeder US Metal Fan hier angesprochen fühlen und wird mit Sicherheit nicht enttäuscht. Das nächste Mal aber bitte etwas kürzere und mehr auf den Punkt kommende Songs.
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