VÖ: 11.09.2020
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Alben von Neal Morse, egal ob mit seinem Neal Morse Project oder solo, sind mittlerweile genauso relevant wie die seiner früheren Band Spocks Beard. Ist ja auch schon eine ganze Weile her, daß er dort Mitglied war und veröffentlicht seither jede Menge Alben. Das neueste heißt nun „Sola Gratia“ und ist quasi vom Titel her eine Anlehnung an das 2007er Werk „Sola Scriptura“. Morse legt Wert darauf, zur Kenntnis zu nehmen, daß er die Ausarbeitung der 14 Songs im Gegensatz zu seinem Project alleine vorgenommen hat. Langjährige Mitstreiter wie Mike Portney (drums) und Randy George (bass) hat er trotzdem wieder mit an Bord geholt.
Und das schlägt sich auch auf die Qualität von „Sola Gratia“ nieder. Die Songs, viele davon lyrisch in seiner christlichen Ausrichtung beheimatet, wirken wie aus einem Guß und spielen ganz klar in der Oberklasse des Progressive Rock. Dafür sorgt schon, wie immer, die einzigartige, superbe Stimme von Neal Morse, die neben aller Wärme im Timbre nie den rockigen Charakter seiner Stimmfärbung vergisst.
Natürlich sind sperrige Songs wie früher bei Spocks Beard längst passe. Es zählen Eingängigkeit, Harmonie und Melodik. Der ein oder andere Widerhaken wird dennoch ab und an gesetzt. Der kurze Opener „Preface“ besteht nur aus Akustik-Gitarre und Gesang, doch bereits das folgende „Ouverture“ lässt Progrock Herzen höher schlagen. Symphonischer Beginn (an den Strings: Gideon Klein) und Piano/Gitarre erzeugen tolle Melodien, Mellotron und Orgel gehören seit je her zum guten Ton. Mal wirbeln die Keyboards, mal flacht das Ganze aus. Eine lange Intstrumentalpassage lässt bei diesem Song eher wenig Gesang zu.
Das ändert sich aber bei „In The Name Of The Lord“ immens. Rockiger Gesang und ungleich härtere Gitarrenrhythmen schieben den Song in Richtung Melodic Metal. Erstmals tauchen Background-Chöre auf. Ein Umstand, der in Folge bei einigen Songs zum festen Bestandteil gehört. Welch guter Keyboarder Morse ebenfalls ist, zeigt er zum Abschluß in einem stimmigen Solo.
Über das gesamte Album gibt es keine wirklichen Schwächen zu hören. Egal, ob Prog-Ballade mit Flüstergesang („Overflow“), kurze überleitende Intermezzi („March Of The Pharisees“, „Sola Intermezzo“) oder dramatische und härtere Stücke wie „Seemingly Sincere“, übrigens ein Longtrack mit fast 10 Minuten...jeder einzelne Part lässt die Songs, die in der Regel ineinander übergehen, zu etwas Besonderem werden.
Schöne Melodien, elegische Gitarren, Bombast Parts inklusive Trommelwirbel („The Light On The Road To Damascus“) bis hin zum Kirchenlied-Charakter („The Glory Of The Lord“)...Neal Morse zeigt auf „Sola Gratia“ erneut seine ganze kompositorische und melodische Klasse, die man als Progressive Rock Fan einfach neidlos anerkennen muss.
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