VÖ: 02.03.2018
Label: Redoo Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Man könnte meinen, diese Band käme direkt auf einm Pub in Irland oder zumindest aus einem Fleckchen der grünen Insel. Aber nein, Mr. Irish Bastard kommen aus Münster und beackern bereits seit 2006 die Musikszene im Bereich des Folk Punk. Kontinuierlich konnte die Band ihren Bekanntheitsgrad erhöhen, wobei Touren mit den Leveller, The Pogues, Flogging Molly und Dropkick Murphys sicherlich im Laufe der Zeit dienlich waren. Aber auch albumtechnisch hat man zugelegt. „The Desire For Revenge“ ist das vierte Album der trinkfesten Meute und bereits das letzte Werk „The World,, The Flesh & The Devil“ konnte höhere Chartplatzizerungen einfahren.
Aushängeschild der Band ist Gründer, Sänger und Namensgeber The Irish Bastard, aber auch die Stammformation, bestehend aus Gran E. Smith (Banjo, Mandoline, Bouzouki), Beoeuf Strongenuff (Bass) und Ivo K'Nivo (Drums) ist maßgeblich am Sound beteiligt und mitunter lädt die Band immer wieder Gastmusiker ins Studio ein, um diesen Sound zu verfeinern. Und mit Laura Zimmermann und Mona Kaczmarczk hat man erstmals Geigerinnen, oder besser Fiddlerinnen integriert, was das Spektrum des bandeigenen Sounds zusätzlich erweitert. Auch die „Travellin Bastards, also die Live-Begleitband von Mr. Irish Bastard, steuert im Studio auf Einladung hin immer mal wieder ihren Teil bei. Allen voran die Tin Whistle Expertin Kate.
Die Musik von Mr. Irish Bastard wirkt meist föhlich, Pub-orientiert und eignet sich hervorragend auf Feierlichkeiten, als Umtrunks-Begleitung und sowohl in rauchigen Clubs als auch auf größeren Festivals. Stimmung bringt man mit der Band immer sofort in den Laden. Das kann man getrost garantieren. Als Beleg dazu kann man bereits den Opener „Black Eye Friday“ nennen, der sehr eingängig und mitsingbar alle Trademarks mitbringt, die Mr. Irish Bastard anhaften. Folkig flott, light punkig im Refrain und musikalisch sehr stimmungsvoll. Der Gesang ist typisch irisch, whisky-geschwängert und rauchig.
Mitsingen kann man meist bei den Songs, die sich gleichzeitig als zahlreiche Bandhymnen anbieten, wie beispielweise „We Are The Drunks“ mit seinen wo-ho-Chören im Refrain oder „...Before The Devil Know You're Dead“. Dennoch gibt’s auch die ein oder andere leicht sentimantale und ruhigere Weise zu hören, bei denen auch die Lyrics aufrührender, um nicht zu sagen anklagender erscheinen. „Poor Irish Billy“, ein rhytmusbetonter Tambourine-Schwanker sei hier zu nennen, „Mike Malloy“, den man dem Text nach nicht umbringen kann oder auch der Abschlußsong „The Soundtrack Of My Life“.
Doch im Gesamtbild beherrschen die positiven, fröhlichen Vibes das Geschehen. Mal mit Seemannscharakter („Pirates Of The Irish Sea“) mal als alkoholisierte Ballade („I Only Like You When I'm Drunk), die feierliche Stimmung wird nahezu immer hochgehalten.
Was den geneigten Hörer vielleicht etwas verschreckt ist der Song „Darling (Darling Karlinka)“ eine Umwandlung des russischen Folk-Reissers in ein irisches Trinklied. Dieser folgt an dritter Stelle des Albums und erzeugt einen gewissen Proll-Faktor, den der ein oder andere vielleicht in den falschen Hals bekommen könnte und die Band als Klamauk-Bande abschreibt. Also, bitte diesen Song überstehen und weiterhören. Auch die Coverversion des Cindy Lauper Hits „Time after Time“ hätte es nicht gebraucht. Zwar wird er zu Gunsten des Kneipen-Appels fein aufgepeppt, wirklich zwingend ist das aber nicht.
Bis auf diese zwei Verzichtbarkeiten haben Mr. Irish Bastard ein tolles Folk-Punk Erzeugnisse vorgelegt, bei dem man unweigerlich Durst verspürt. Mich zieht's jedenfalls nach dem Genuß des Albums ins gemeinde-eigene Irish Pub, um die aufgebaute Stimmung zu erhalten. Schön, daß es in der oft so negativen Welt noch solche Musik gibt, welche die eigene Gemütslage für eine zeitlang immens aufhellt.
Kommentar schreiben