VÖ: 16.04.2021
Label: Stickman Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Nur ein Jahr nach „The All Is One“, welches für den norwegischen Grammy Spellemannprisen nominiert wurde, sind die Psychedelic (Prog)Rocker Motorpsycho mit einem neuen Album namens „Kingdom Of Oblivion“ zurück. Und die Norweger bringen auch hier einen Querschnitt aus ihrem bisherigen, seit 1989 aktiven Schaffen. Alles klingt tief nach 70er Jahre Sound mit psychedelischen, hardrockigen und progressiven Zutaten.
Das Trio um Sänger/Bassist Bent Saether und Gitarrist Hans Magnus Ryan, sowie mittlerweile Toma Järmyr an den Drums ist nicht so einfach in eine Schublade zu stecken. Zu vielseitig ist die Musik, zu überraschend experimentieren die Männer mit ihrem Sound. Das macht das Hören alles andere als einfach und manchmal fragt man sich schon, was Motorpsycho mit der ein oder anderen Klangpassage ausdrücken wollen.
Das zeigt sich im Opener „The Waning Pt. 1&2“ gleich überdeutlich. Kratzige Gitarren, psychedelische Stimmung sind tief in den 70er Jahren verwurzelt, mehrstimmiger Gesang und wummerndes Gitarrenspiel, sowie manche verrückten Saitenklänge heben die Fragezeichen ins Gesicht, aber auch den Anspruch. Der mitunter betörende Lead-Gesang, der meist mit viel Echo unterlegt wird, suggeriert einen Vollrausch der Musik.
Majestätisch mit wabernden Gitarren, Glocken und Orgelspiel wird’s beim Titeltrack „Kingdoms Of Oblivion“. Ein Stück im Stil von 70er Jahre Prog mit tollem Refrain. Dagegen richtiggehend seicht erinnert „Lady May 1“ durch Akustik Gitarre und mehrstimmigen Weisen fast schon an Simon & Garfunkel.
Motorpsycho erwähnen, daß das neue Album wieder härteren Gitarrensound offenbart, als noch zuvor. Legt man „The United Debased“ zugrunde, mag das stimmen. Stoner Riff, treibende Drums und Classic Rock Rhythmen sind härterer Natur. Gar leichte Black Sabbath Vibes schleichen sich ein. Wiederum wird der sehr hohe Gesang durch viel Hall geprägt. Wie unkonventionell die Norweger mit ihrem Sound spielen, zeigt sich bei „The Watcher (featuring The Crimson Eye)“ recht gut. Erst beginnt's recht unheimlich, dann folgen ruhige Stimmen die zu blubbernden Geräuschen überleiten. Reichlich verstörender Inhalt, den Motorpsycho abliefern.
Bei „Dreamkiller“ lässt man erst die Akustik Gitarre kreisen, den Gesang verzerrt ertönen, wodurch dennoch eine ruhige Atmosphäre geschaffen wird. Allerdings wird’s bald rockiger inklusive wuchtiger Drums und zum Ende hin erhält die Nummer beinahe Filmmusik-Charakter. „At Empire's End“ zeichnet sich durch etwas fremdländische Klänge und Flüstergesang aus. Schöne Passagen mit proggigem Gesang münden in einen kratzigen Gitarrenpart, der im Verbund mit Orgelspiel die Progrock-Seite von Motorpsycho berücksichtigt.
Folkig mit reichlich kruden Klängen setzt „The Hunt“ auf Gesang, der fast schon Sting ähnelt. Sowie Flötenklängen mit Akustik Gitarrenbegleitung. Ein kurzes, ruhiges Intermezzo („After The Fair“) leitet über zum fast 11-minütigen Höhepunkt „The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker“. Was der Songtitel verspricht, hält er auch. Psychedelic trifft auf Stoner Riffs und warmen, betäubendem Gesang. Ein intensiver Part mit härterer Gitarrensequenz trifft zum Ende hin wieder auf reichlich krude, zerrissen wirkende Klänge.
Bleibt noch zum Abschluß das gespenstische Instrumental „Cormorant“, das mit ruhiger Gitarre das Album ausklingen lässt.
Nein, auch „Kingdom Of Oblivion“ ist kein allzu leicht verdauliches Werk der Norweger Motorpsycho. Im Prinzip ist es genau die Art und Weise von Musik, die man von ihnen erwartet, aber mit ein paar Ideen mehr und auch in manchen Momenten härteren, rockigeren Varianten. Natürlich muß man diese stark 70er Jahre-lastige, teils psychedelische Musik mögen, um den nicht immer nachvollziehbaren Sound entfaltet zu bekommen. Aber, das Trio gehört nun mal zur ungewöhnlichsten (Prog)Fraktion und musiziert sich auf eigene Weise durch 12 durchaus faszinierende Songs.
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