VÖ: 08.08.2022
Label: Eigenrelease
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Dieses Album kam bereits im August heraus, hat allerdings erst jetzt den Weg zu uns gefunden. Die Rede ist von „Thank You From The Future“, dem zweiten Album der US amerikanischen Psych-/Progressive Rock Band Moon Letters. Schon das Albumcover legt Verbindungen zu den 70er Jahren und somit zu Retro-Prog dar. Und ja, viele musikalische Details schielen zu Bands wie den alten Genesis oder Yes rüber, ergänzt durch einiges an Psychedelic Sounds.
Der Opener „Sudden Sun“ beginnt fast schon funkig, setzt auf meist mehrstimmigen Gesang und reichlich Stakkato-Rhythmen, die keine überbordende Eingängigkeit zulassen. Der eigentliche Sänger Michael Trew besitzt eine warme, meist recht hohe Stimme, aber wie gesagt, es wird viel auf Mehrstimmigkeit gesetzt. Sphärisch und mit verspielten Gitarrenklängen von Dave Webb beginnt das nachfolgende „The Hrossa“. Der Gesang kommt leicht verzerrt und erstmals setzt sich Orgel/Mellotron und Hammond Sound durch. Klassisches 70er Jahre Tastenspiel, das sofort den Retrogedanken aufkommen lässt. Andererseits zeigen sich Moon Letters aber auch hochmelodisch und der balladeske Gesang berührt. Zwischendurch wird’s frickeliger, was die Gitarren anbetrifft. Klingt aber dann doch wunderbar ruhig und melodisch aus.
Ebenfalls mit verspielten Gitarrenmomenten startet „Mother River“, eine psychedelische Nummer mit disharmonischem Gesang, der von präsenter Orgel unterlegt wird. Ab und an kommen einem auch die Frühwerke von Spocks Beard in den Sinn. Entspannte und flottere Parts wechseln sich ab. Dem spacigen Grundgedanken, den man beim Bandnamen und dem Artwork vollzieht, huldigen Moon Letters dann bei „Isolation and Foreboding“. Keyboardspielereien und erneut funkige Rhythmen beleben die teils verworrenen Strukturen. Ganz einfach zu konsumieren ist der Psych-Progrock der Band sicherlich nicht. Dennoch sorgen elegische Gitarrenparts und wunderbare Keyboardsoli für lauschige Momente.
Ebenso schön ist der Auftakt von „Child Of Tomorrow“ zu nennen. Wieder mehrstimmig im Gesang ertönen plötzlich Klänge, die fast schon an tanzbare Bolero-Themen erinnert. Ein frickeliger Gitarrenpart und Keyboardflächen stehen dagegen, ruhig und fast zärtlich nimmt man dann Fahrt zurück, bevor ein gutes Keyboard-/Orgelsolo den Song beendet. Um einiges straight rockiger kommt „Fate Of The Alacorn“ rüber. Der hohe Gesang und ein langer Instrumentalpart zeigen aber die proggige Seite von Moon Letters. Bis hin zur plötzlich aufkommenden Kirchenorgel.
Zu guter Letzt vereint „Yesterday Is Gone“ dann noch das bisher Gehörte. Verzerrte Klänge, schöner melodischer Gesang und ein sperriger Part mit teils kruden Klängen zeugen von Anspruch und psychedelischer Neigung. Guter Abschluß eines interessanten Albums.
„Thank You From The Future“ ist sicherlich kein Album zum Nebenbeihören. Und natürlich muß man auch mit psychedelischen Klängen zurecht kommen, um den Moon Letters etwas abzugewinnen. Dann offenbaren sich einem aber clever arrangierte und anspruchsvolle Songs, die ihre Wurzeln in den 70ern haben, aber auch den Sprung in die Gegenwart hinbekommen. Der Spagat zwischen grau und bunt, wie es uns das Albumcover zeigt, ist den Amis absolut gelungen.
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