VÖ: 11.11.2016
Label: Limb Music
Autor: Metalvurry
Bewertung: 9 / 10
Der fünfte Streich in Albumlänge ist nach gut drei Jahren vollbracht. Das lateinische Wort "Insolubilis" titelt den neuen Silberling und im Deutschen könnte man den
Begriff mit unauflöslich oder unzerstörbar umschreiben. Zwar sind vom Line-Up des Vorgängers "The Call" nur noch die Gründer Oliver Klump (Gesang) und Reiner Zumkeller (Gitarre) übrig,
doch die alte Sechserformation ist jetzt um eine Person aufgerüstet worden. An der Gitarrenfront axt jetzt Jürgen Hermann, die female Stimme kommt von Clarissa Hobeck, die Rythmusfraktion
befindet sich in der Hand von den Gebrüdern Marcus (Bass) und Andreas (Schlagzeug) Finger und für die instrumentalen keltischen Klänge hat man Daniela Schneider einverleibt. Das Empire-Studio von
Rolf Munkes in Bensheim war wieder die Brutstätte der Minotauren. Selbiger glänzt erneut mit druckvoller Produktion und einige Gitarrensoli sind wohl auch von der Herkunft des jetzigen
CREMATORY-Gitarristen. Mit Ancient Epic Metal beschreibt ihr Label Limb Music die CD, für mich ist der Begriff Celtic Folk Metal nach wie vor am treffendsten. "Preacher show me the
way" startet gleich fett im Chorus gesungen und die priesterlichen Gitarrenriffs machen den Einstieg zu einer metallischen Angelegenheit.
Eine Spur langsamer schippert man bei "Davy Jones' Locker" (engl. Umschreibung für Seemannsgrab) über die Gewässer. Neuzugang Clarissa Hobeck beeindruckt zu Beginn mit ihrer hohen Sopranstimme, ehe Piano, Harfe und die Twinguitars die See doch noch stürmisch werden lassen. Träum ich, oder klingt der Beginn von " Only a dream" sehr nach Feel like coming home vom Lonley Dwarf-Album. Ja, hier wird der Part etwas langsamer gespielt, aber nichtsdestotrotz geht er traumhaft in eine andere Richtung. Harmonisches Zusammenspiel von Flöte und Gitarre, Tempoerhöhung durch starkes Maidenriffing, gefolgt von einem Spoken-Word Part, lassen hier den Traum von einem künftigen Hit entstehen.
"Cemetery" wurde für den noch entstehenden nächsten Videoclip auserkoren. Mal gespannt, wie die Mannschaft von Kevin Ehrl von E(h)rlebnisfilm das wieder
bewerkstelligen. Es ist nicht, wie der Titel vermuten lässt, ein düsterer, rabenschwarzer Song, denn der Mitsing-Chorus frisst sich gleich (ohr)wurmhaft in deine Gehörgänge. Hierbei glänzen die
weibliche und männliche Stimme der Stiermenschen und das Fagott beendet treffend die Beerdigung. Die "Poison Rose" wird mit schnellen Gitarrenläufen gestartet, der einfach gestrickte
Refrain wächst auch gleich in die Lauscher rein. Im Mittelteil gefällt der schaurig gesprochene Teil vom Sänger und die giftigen Gitarren zeigen mal wieder die stählerne Seite der Truppe. Bei
"Shelter of the witch" geht es wieder in die folkige Richtung. Keltische Flõtentöne leiten den Mittemposong angenehm ein. Olli und Clarissa zeigen im Wechsel und im Duett, dass das Frontduo
zusammenpasst. Für ein Lied über eine Hexe ist mir das Stück, trotz gutem Gitarrensolo, etwas zu brav ausgefallen, sei's drum.
Dafür können die Mino-Fans bei "Bonfire Brothers" um selbiges gleich rumhüpfen. Der Ohhoho-Chorus erleichtert sofort das Mitgrölen und den Rest hat man auch gleich
drauf. Brothers of mine, drink with us wine, fight for liberty, we will be free, naja geht mit viel Met. "Legend" hat einen ähnlich fröhlichen Start, aber hier haben Minotaurus textlich ein Lied
in bester Willi Astor-Manier gereimt. Im Stile des bayerischen Wortakrobaten wurden fast 30 eigene Songtitel zu einer Story verwurstelt. Auch musikalisch ist es ein Streifzug durch sämtliche
Facetten ihres Könnens. Volltreffer-2,3,4 holla die Waldfee!
Der amerikanische Poet Edgar Allen Poe braucht sich bei der Vertonung von "The Haunted Palace" nicht im Grab umdrehen, denn sein Gedicht funktioniert auch
in einer Minotaurusgewandung. Noch weiter zurück in die Geschichte führt uns der Titeltrack "Insolubilis". Die griechische Mythologie ist hier die Ebene der Story. Abermals zeigt sich,
dass die beiden femalen Neuzugänge eine Bereicherung im Bandgefüge sind. So, diesmal also kein deutschsprachiges Lied, mitnichten Herrschaften, es folgt noch ein Hiddentrack im
Anschluss.
Das Gedicht "Der Fischer" von Goethe hat es diesmal erwischt. Die Ballade wird der Damenwelt die Ohren verwöhnen, die Krieger der härteren Klänge können getrost die leeren Trinkhörner in der Zeit auffüllen. Prost auf ein abwechslungsreiches eingängiges Album, in dem viel Herzblut drinsteckt und jedem Musikfan der bisschen härteren Sorte zu empfehlen ist. Erwähnenswert auf jedenfall noch ist das beeindruckende Albumcover. Zeichner Sebastian Jerke lässt den Lonley Dwarf kunstvoll vor dem Minotaurus erschrecken.
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