Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Ich muß zugeben, daß ich die Metal Church Alben der 2000er Jahre mit Ronny Munroe am Mikro mag. Es bedeutete einfach einen neuen Abschnitt im Leben der legendären US Band, brachte neue Facetten in den Sound und war im Prinzip das, was ich von einer voranschreitenden Band erwarte, die ihre frühen Klassiker sowieso nicht mehr erreichen kann.
Nach dem Split dann umso überraschender, daß Sänger Mike Howe, der damals eben solche Klassiker wie „Blessing In Disguise“ und „The Human Factor“ eingesungen hatte, zur Band zurückkam. Die erneute Zusammearbeit mit ihm resultierte in einem ersten Album („XI“ 2016), dazugehörigen Touren und findet nun mit „Damned If You Do“ seine Fortsetzung.
Einhergehend mit der (Neu-)Verpflichtung von Mike Howe sollte eine Rückbesinnung auf die alten Tage stattfinden, einen Umstand den man durchaus skeptisch betrachten konnte. Da Mike Howe aber nach wie vor gut bei Stimme ist und auch live einen stabilen Eindruck macht, durfte die Skepsis etwas weichen. Dennoch reichte „XI“ bei weitem nicht an vergangene Tage heran.
Und dies kann auch „Damned If You Do“ nicht. Zwar erfreut einen die unverkennbare Stimme des Mike Howe nach wie vor und auch das markante Gitarrenspiel von Kurdt Vanderhoof in Zusammenarbeit mit seinem Gitarrenpartner Rick Van Zandt lässt unwiderruflich Metal Church Atmosphäre aufkommen, aber die Qualität der neuen Songs erreichen die hohen Erwartungen nicht.
Das fängt schon beim Opener und Titelsong „Damned If You Do“ an, das mit komischen Hom-Hom-Hom Gesängen zu Beginn und am Ende verblüfft (sind wir in der Phase einer Askese angelangt ?). Auch der mehrstimmige Refrain ist zwar recht gut und mitsingbar, aber für Metal Church Verhältnisse zu poppig und powermetal-lastig.
Natürlich kann und darf man die Gitrarren-Riffs eines Vanderhoof nicht wegdiskutieren. Diese erfreuen nahezu in jedem Song. Egal ob im Midtempo Bereich bei „The Black Things“ oder in schnelleren Songs wie „Rot Away“, „The War Electric“ (mit guten Gitarrenduellen) oder „Out Of Balance“. Auch die Soli sind völlig klischeefrei. Hier merkt man zudem das starke Zusammenspiel mit Rick Van Zandt. Ex-WASP Drummer Stet Howland, der zum ersten Mal auf einem Metal Church Album zu hören ist, verrichtet einen soliden Job, ohne sich in den Vordergrund zu tommeln.
Ausnhame das von starken Drums eröffnete „Guillotine“.
Dennoch wirken die Songs meist mittelklassig und ab und an gar langweilig. Das liegt eben auch daran, daß man sich an die starken Nummern von „Blessing In Disguise“ und „The Human Factor“ zurückbesinnt. Ähnlich der letzten Saxon Scheibe hat man irgendwie den Eindruck, man veröffentlicht halt ein Album, um wieder einen Aufhänger für Touren zu haben. Die Seele der Songs bleibt meist verborgen.
Zwei Songs stechen in meinen Augen etwas hervor. Das akustisch und mit melodischem Gitarrenpart beginnende „Revolution Underway“, das mit mehrstimmigem Gesang / Refrain diverse Accept Vibes rüberbringt (wie manch anderer Song übrigens auch) und mit langer Intstrumentalpassage glänzt. Sowie das mit schleppenden Hardrock-Rhythmen aufwartende „Monkey Finger“.
„Damned If You Do“ ist ein Metal Church Album, dem man aus nostalgischen Gründen sicherlich etwas abgewinnen kann. Die Stimme von Mike Howe ist eben halt noch eine richtige Marke. Aber das Album kommt meiner Meinung nach von der Songklasse her nicht an die Metal Church Alben der Ronny Munroe Phase heran. Und an die alten Platten mit Mike Howe oder gar die ersten beiden Götterscheiben sowieso nicht.
Für mich persönlich wirkt „Damned If You Do“ wie eine konstruierte Vergangenheits-Anbiederung, bei welcher das Songwriting arg auf der Strecke geblieben ist. Und daher ist das neue Album eher eine Enttäuschung („XI“ beinhaltete zumindest noch so etwas wie Rückkehrer-Boni). Natürlich sprechen wir hier immer noch von Howe und Vanderhoof, was der Benotung noch eine Stufe höher verhilft.
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