VÖ: 12.06.1987
Label: EMI
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Es war in mehrerlei Hinsicht ein wichtiges Album für die schottische Prog-Band Marillion. Zum einen war es das letzte der Fish-Ära, zum anderen das erste nach dem Erfolgsalbum "Misplaced Childhood". Interessanter Aspekt damals, ob Marillion jetzt noch mehr in Richtung Charterfolge zielen würden, nach Hits wie "Kayleigh" oder "Lavender" vom Vorgänger. Die Rede ist vom 87er Album "Clutching at Straws, wie erwähnt das letzte mit Derek William Dick, genannt Fish.
Marillion gingen meiner Meinung nach einen Schritt zurück. "Clutching At Straws" klingt eher wie der Nachfolger zu "Fugazi", als zu "Misplaced Childhood". Also keine direkte Chartorientierung auf Teufel komm raus. Natürlich hatte auch "Clutching At Straws" seine Singles. Aber schon die erste Auskopplung, "Incommunicado", war nicht unbedingt Radiofutter, zum Leidwesen der Plattenfirma damals, die gerne ein zweites "Kayleigh" gehört hätte. "Incommunicado" überraschte als rasanter Track, ähnlich "Punch & Judy", und somit auch die Fans, die sicherlich kommerzielleres befürchtet hatten. Ok, mit dem ruhigen "Sugar Mice" gab's dann doch diese eine Radio-affine Nummer, die fast logischerweise als zweite Single herhalten musste.
Inhaltlich präsentierten Marillion erneut ein Konzept. Der langsam erwachsen werdende Torch kämpft mit Alkoholproblemen und daraus strickten Fish, Rothery, Trewavas, Mosley und Kelly erneut eine berührende Story. Dies äussert sich auch in den vielen Gänsehautmomenten, die vor allem Steve Rothery's Gitarrenspiel zu verdanken sind. Manche sprechen gar von seiner besten Leistung, die er je auf Alben abgeliefert hat, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Auf jeden Fall finden sich auf "Clutching At Straws" durch die Bank starke Songs, die durch Fish's markantem Gesang wieder ihre ganz eigene Note besitzen. "Warm Wet Circles", "That Time Of The Night" und "White Russian" sind Neo-Prog Klassiker, völlig zeitlos und auch heute noch von erheblicher Faszination.
Abgerundet wird das Album durch das stimmige Artwork, erneut aus der Zeichenfeder von Mark Wilkinson, auf welchem es wieder viel zu entdecken gibt, wie zuvor schon bei "Script Für A Jesters Tear" und "Fugazi". "Misplaced Childhood" war auch in diesem Punkt einfacher gehalten.
Mit "Clutching At Straws" ging eine Ära zu Ende. Weder Marillion noch Fish solo konnten diesen Charme jemals wieder rüberbringen. Beide tendierten danach in etwas andere Richtungen. Viele trauern heute noch der Band in dieser Besetzung nach. "Clutching At Straws" ist ein gewichtiger Beleg, warum....
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