VÖ: 07.10.2022
Label: Apollon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Das neue Major Parkinson Album „Valesa – Chapter 1: Velvet Prison“ ist noch theatralischer, noch extravaganter und noch poppiger als die vorangegangenen Releases der Band. Das Album schnappt den Zeitgeist der 8er Jahre auf und erinnert daran, das alles was soeben geschieht, im nächsten Moment schon historische Ausmaße annimmt. So erinnert das neue Album auch an ein Theaterstück, der Vorhang ist aufgegangen. 17 einzelne Songs umfasst „Valesa-Chapter 1“, einiges davon sind kleinere Zwischenspiele, die den Albumfluss als Übergänge unterstützen.
Neben dem eindringlichen Bariton-Gesang von Jon Ivar Kolbotn ist es die Rückkehr der weiblichen Stimme Linn Frokedal, die einigen der Songs einen besonderen Stempel aufdrückt. Ob man diese piepsige Stimme der Dame mag oder nicht, sie sorgt auf jeden Fall für mehr Pop-Appeal auf dem Album. Im Groben kann man Major Parkinson also als progressiven Synth-Pop Act bezeichnen, der theatralische Ausflüge zum besten gibt.
Das Album beginnt mit Schritten, einer Autotür und Radiomusik („Goodbye Blue Monday“), bevor das Theaterstück mit Piano und dem tiefen Gesang von Jon Ivar bei „Behind The Next Door“ beginnt. Backing Keyboards und Programming halten sich die Waage. Einen leichten New Wave Touch kann man Keyboarder Lars Christian Bjorknes nicht absprechen. Das Stück wird immer intensiver und endet stilsicher mit aufbrandendem Applaus, aber auch etwas düster.
Der Frauengesang setzt erstmals bei „Saturday Night“ ein. Wie angesprochen, klingt die Dame reichlich piepsig und der Song um einiges poppiger, inklusive Dancefloor-Rhythmen. Im Duett mit Jon Ivar relativiert sich das Ganze aber, wie beispielsweise ´bei „Live Forever“, wo der Song trotz Computersamples, poppig fröhlichen Vibes und dem Dancefloor-Part am Ende durch den tollen Bariton-Gesang (auch im Duett) und die feinen Keyboard-Themen seinen völlig eigenen Charakter erhält.
Fast schon im Musical-Stil gehen Major Parkinson bei „Jonah“ zu Werke. Tiefer Flüstergesang und Gospel-Backings werden von einer fantastischen Synthie-Melodie ergänzt und auch Chorgesang, sowie clapping hands verstärken diesen musical-ähnlichen Eindruck. Nach gespenstischen Keyboards zu Beginn von „Irina Margareta“ wird es wieder ein wenig düsterer, bin hin zum bombastischen Ausbruch am Ende. Dies steigert sich noch im unheilvoll klingenden „The House“ mit Moll-Piano und Beats, sowie klagendem Schrei-Gesang und hektischem Stimmengewirr.
Mit Violine, aber auch reichlich kruden Klängen kommt „The Room“ daher und Geklimper, verzerrter Gesang bis hin zu zerbrechendem Glas lässt die „Posh-Apocalypse“ entstehen. Überhaupt wird das Album zum Ende hin irgendwie immer verstörender, hektischer. So stehen dumpfe Symhonic Klänge urplötzlich Flöten-Tönen gegenüber („Lemon Symphony“) und neben reichlich Computer-Dance-Beats wird mit krächzigen Gesangsparts gearbeitet („Fantasia Me Now !“). Mit Piano, Sprechgesang und dramatischen Momenten klingt „Valesa-Chapter 1“ dann mit „Heroes“ aus.
„Valesa-Chapter 1: Velvet Prison“ ist ein außergewöhnliches Album. Neben aller progressiven Ausrichtung, erheben Major Parkinson das Album mit vielen Ausflügen in den Synth-Pop und Dancefloor-Bereich zu einer mitunter abstrusen, aber auch irgendwie genialen Angelegenheit. Innovation wird groß geschrieben bei den Norwegern, so daß man schon beeindruckt zurückbleibt, wenn man dieses Album gehört hat. Die theatralische Aufmachung in Verbindung mit den poppigen Elementen wirken wie eine große Show, die man aber erst einmal verdauen muss. Sicherlich nicht für Jedermann ein Ohrenschmaus, aber gerade deswegen sehr reizvoll. Man kann also gespannt sein auf das wohl folgende zweite Kapitel.