VÖ: 21.03.2014
Label: Steamhammer
Autor: MC Lucius
Bewertung: 8 / 10
Mit "Escape from the Shadow Garden" legen die englischen Bombast Hard Rocker von Magnum mittlerweile ihr 19. Studioalbum vor. Und das gerade einmal zwei Jahre nach "On the 13th Day", welches ja auch nur kurz (ein Jahr) nach dem Release von "The Visitation" das Licht der (Musik) Welt erblickte. Quantitativ gibt es am Output der 1972 gegründeten Truppe also nichts auszusetzen. Und qualitativ?
Dem quirligen Opener "Live 'til you die" nach zu urteilen, strotzen Magnum geradezu vor Kraft und Selbstvertrauen. Songwriter, Gitarrist und Produzent Tony Clarkin fühlt sich einfach wohl ohne den Druck eines Major Labels im Rücken, ständig Hitsingles und Radiosongs abliefern zu müssen. So falle es ihm leichter, schon kurz nach Veröffentlichung einer Platte bereits an neuem Material zu schreiben. Das hört man den einzelnen Titeln auch an.
"Unwritten Sacrifice" nimmt nach einem mystisch - sphärischen Intro zunächst ordentlich Fahrt auf, fällt zwischendrin wieder in das Tempo des Intros zurück, wird dann von einem satten Riff nach vorne getragen und baut so einen erfreulichen Spannungsbogen auf. Das anschließende "Falling from the big Plan" schrammt mit seinem gebremsten Schaum dann knapp am AOR vorbei, rettet sich aber gerade noch ins Hard Rock Ziel.
In die gleiche Kerbe schlägt "Crying in the Rain", welches aber in erster Linie vom dynamischen Gesang von Bob Catley, neben Clarkin einziges verbliebenes Gründungsmitglied, lebt. Mittlerweile 67jährig, versteht es die Rock Röhre blendend, den Clarkin Songs den eigenen Stempel aufzudrücken. Catley's Gesang darf getrost als Trademark des Magnum Sounds angesehen werden.
Während zu viele Köche redensartlich den Brei verderben, schaffen es "Too many Clowns" dem Hörer ein Brett um die Ohren zu hauen, welches knackig - riffig zu einer Speerspitze in der Setlist der kommenden Tour avancieren könnte. Dreckig - frech kommt die Nummer in bester 70er Hard Rock Manier mit Blues Schlagseite daher. Mit einer Spielzeit von 4:36 Minuten ist es das kürzeste Stück auf dem Longplayer.
Es folgt der mit 7:18 Minuten längste Song, das episch - bombastische "Midnight Angel", der eigentlich durch seine Tempi Wechsel leben sollte, die Spannung jedoch nicht über die gesamten sieben Minuten aufrecht erhalten kann.
"The Art of Compromise" startet mit einem für Magnum typischen Piano Intro, welches dem geneigten Hörer eine Power Ballade vorgaukelt, bevor nach rund einer Minute Fahrt aufgenommen wird und sich ein melodischer Hard Rock Song entwickelt, der das Zeug zum Klassiker hat.
Mit verletzlicher Stimme intoniert Catley danach "Don't fall asleep" und hier bekommt der Fan nun seine Power Ballade. Ich seh schon die Feuerzeuge und heutzutage leuchtenden Smartphones im Publikum, wenn Magnum dieses Stück live bringen sollten.
Etwas zu berechnend (und berechenbar) kommt dann "Wisdom had it's Day" daher. Für mich der schwächste Track auf "Escape...".
Dafür entschädigt der vorletzte Song "Burning River", der sich wieder dreckig - knackig in die Gehörgänge windet und Magnum von einer ganz starken Seite zeigt. Dafür verleihe ich ihnen die goldene Luftgitarre. Fett.
Im Tal der Tränen lassen Magnum die geneigte Hörerschaft keineswegs zurück, denn das abschließende "The Valley of Tears" bietet ein würdiges Ende für ein Werk, mit dem Magnum zwar keinen Meilenstein ihrer Bandhistorie geschaffen haben, was in ihrem Fall aber jammern auf hohem Niveau bedeutet.
Mit diesem Material auf Tour zu gehen ist also ein Muß und ich freue mich, die Herren im November live zu sehen.
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