VÖ: 20.10.2023
Label: Frontiers Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Irgendwie hat man das gar nicht auf dem Schirm, das die US amerikanische Hardrock-Formation Lynch Mob seit ihrer Gründung im Jahr 1989 bereits sieben Studioalben herausgebracht hat. Man erinnert sich an das Debut Album „Wicked Sensation“, das wie eine Bombe einschlug damals. Aber danach ? OK, Fakt ist, die Band um ex-Dokken Gitarrist George Lynch bringt just ihr achtes Album namens „Babylon“ heraus.
Neben Drummer Jimmy D’anda (ex-Bulletboys), der seit 2001 hinter den Kesseln sitzt, ist es natürlich der gute George, der die Band am Leben hält. Neu hinzugekommen sind der Sänger Gabriel Colon, der jüngst auch das neue Savage Grace Album eingesungen hat und Heavens Edge-Bassist Jaron Gulino. Wer aber glaubt, oder schon immer geglaubt hat, das Lynch Mob ein musikalischer Ableger von Dokken sind, sieht sich auch bei „Babylon“ getäuscht. Die Band spielt eher erdigen Hardrock, der mehr als einmal an Van Halen der Mittachtziger bis Anfang Neunziger-Jahre erinnert.
„Erase“ beginnt noch verhalten, wird aber bald flotter mit legeren Gitarrenlicks und dem guten, hoch rauhen Gesang von Gabriel Colon, der im ergleich zu Savage Grace natürlich etwas gemäßigter unterwegs ist. Teils mehrstimmiger, cooler Refrain rundet den Opener ab. Die angesprochenen Van Halen-Vibes gibt’s dann erstmals beim folgenden „Time After Time“ zu hören. Einem groovigen Hard Rocker, der das Faible von George Lynch zu Eddie Van Halen offenbart. Das dazugehörige Solo fällt aber überraschend ruhig aus.
So rocken sich Lynch Mob munter und qualitätsorientiert durch die zehn Songs. Mal mit arschtightem Refrain wie bei „Caught Up“, dann mal als straighter Heavy Rocker wie bei „How You Fall“. Leichte Blues und Classic Rock Anleihen gibt’s zum Beispiel beim über achtminütigen Rausschmeißer „Babylon“ zu hören, der zu Beginn ein wenig AC DC-Luft atmet, dann aber mit treibendem Gesang und Midtempo in abwechslungsreichen Classic Hard Rock mündet.
Eine reinrassige Ballade gibt’s nicht. Lediglich „Million Miles Away“ lässt nach verträumtem Beginn so etwas wie Guns’n Roses-Halbballaden Stimmung entstehen. Viel mehr sind es die „dreckigen“ Rhythmen und Abfahrten die wie bei „Let It Go“ den ursprünglichen Hard(Heavy)Rock aufleben lassen, mal Sessioncharakter offenbaren, aber jederzeit authentisch rüberkommen.
Somit kann man sagen, das Lynch Mob mit „Babylon“ viel mehr Charme versprühen, als es Don Dokken in der jüngsten Vergangenheit getan hat. Für Fans des klassischen Hard Rock, der auch mal Heavy-Themen aufnimmt und nicht nur einmal an Van Halen erinnert, ist das neue Album der Amis zu empfehlen. Lynch Mob sind noch da. Danke George, fein gemacht.
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