VÖ: 06.10.2017
Label: KScope
Autor: Esther Kessel-Tamerus
Bewertung: 8,5 / 10
Lunatic Soul ist ein Projekt von Mariusz Duda. Dieser Multi-Instrumentalist ist Sänger / Bassist der polnischen Prog-Band Riverside. Das erste Album von Lunatic Soul stammt aus dem Jahr 2008. Nach drei Jahren des Schweigens ist nun „Fractured“ draussen. Dies ist das fünfte Album. Mariusz experimentiert mit Rhythmen und Technik. Zu seinen Inspirationsquellen gehören Peter Gabriel und Depeche Mode.
Die ersten Klänge von "Blood On The Tightrope" sind schwer, düster und geheimnisvoll. Diese geheimnisvollen Klänge verbinden sich fantastisch mit Mariusz 'Stimme. Die Wendungen sind manchmal unerwartet, aber unglaublich. Die Verteilung in den Kopfhörern fühlt sich gut an. Es gibt viele (Percussion) Details und verschiedene Einflüsse in der Musik. Einige dieser Einflüsse würde man fast im Dance of Trance erwarten. Nach einer stattlichen Anzahl von Keyboard-Sounds gibt es einige Pianotöne zu hören. Diese werden fein integriert. Der Text geht größtenteils auf die Gedanken des Lebens zurück und den Kampf, den dies bedeuten kann. Obwohl das Tempo bei einigen Instrumenten recht hoch ist, behält der Song seine Düsternis. Dann gibt es ein kurzes, emotional gespieltes Klaviersolo. Wenig später folgt ein recht unruhiger Part. Das Ende dieses Openers folgt ziemlich abrupt, ist aber beeindruckend.
Der Titeltrack beinhaltet eine spezielle Kombination aus Rhythmus, Melodie, Instrumenten, Stilen und Gesang. Die Musik klingt manchmal recht leise aufgrund der tiefen Töne. Die höheren Töne liefern dazu das Gegengewicht. Der Gesang wird teilweise wie ein Instrument verwendet. Erst später gibt es wirklich gesungene Worte. Aber das sind auch nur ein paar Sätze. „Fractured“ ist kürzer als erwartet. Auch in "A Thousand Shards Of Heaven" hört man alle möglichen Feinheiten. Einschließlich der Strings. All dies erzeugt eine erhabene Harmonie. Das meiste ist ziemlich wenig besungen und instrumentiert. Musik und Vocals fügen sich dennoch nahtlos zusammen. Besonders wenn die Stimme wiederum als Instrument verwendet wird. Auch ertönt nun ein Saxophon immer häufiger. Manchmal subtil, manchmal lauter. In der Basis der Musik gibt es einige Wiederholungen.
Aber durch die subtilen Veränderungen allenthalben bleiben faszinierend. Rhythmus und Melodie wirken manchmal gegenläufig. Die Wendungen im Song erscheinen manchmal wie aus dem Nichts. Dennoch bleibt diese Mischung im Gleichgewicht. Dieser Track fadet langsam aus.
"Battlefield" beginnt mit einem elektronisch klingenden Rhythmus. Der erste Satz lautet: “When I had to kill for the first time”...beeinflusst die Gedanken natürlich sofort. Die Lyrics sind starker Tobak. Es fühlt sich fast wie ein Tabu an, auf diese Weise über das Schlachtfeld zu erzählen. Die Musik behält seinen elektrischen Klang. Das macht das Drumming mit Dynamik wieder wett. Ein Instrumentalpart bietet einen schönen Aufbau zum Ende hin.
„Movin On“ klingt hoffnungsfroh. Ein guter Abschluss dieses beeindruckenden Albums. „Fractured“ könnte für eine Reihe von Prog-Liebhabern einen Nachteil haben: Gelegentlich gibt es Vibrationen im Klang, die aber eindeutig absichtlich dorthin gehören. Einige Details in der Musik sind also leicht verwirrend. Aber wenn dies nicht der Fall ist, hört man jedes Detail bedingt durch die sehr gute Klangqualität. Trotzdem hört immer wieder neue Dinge. Saiten, Tasten und Percussion bilden schöne Klangteppiche. Darüber hinaus ist alles perfekt ausbalanciert. In einem Song ertönen gar Streicher und Bläser.
Nach Ablauf dieser CD genieße ich die Stille. Ich lasse erst einmal alles auf mich wirken. Das ist es, was dieses Album erfordert. Vielleicht sollte man sogar nach einem geeigneten Moment suchen, um das manchmal fragile „Fractured“ zu hören. Dies ist ein Album, welches man aufmerksam hören sollte.
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