VÖ: 05.05.2023
Label: Dark Essence Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Ein wahres Kleinod erreicht uns aus Norwegen. Und zwar die Progressive Folk Band Lumsk. Die Band exisitiert bereits seit 1999 und hat bisher drei Alben auf dem Buckel. Das letzte Album „Det Vilde Kor“ ist bereits 16 Jahre alt, so daß man mit dem neuen Werk „Fremmede Toner“ quasi schon über eine zumindest veröffentlichungstechnische Reunion sprechen kann. Die sieben Musiker(innen) sind sehr speziell. Selten hat man solch eine einzigartige Verbindung von norwegischem Folk und (Retro-)Prog gehört. „Fremmede Toner“ basiert auf Kollektion norwegischer Poesie des Autoren Andre Bjerke und beinahe poetisch ist auch die Umsetzung dieser Lyrik in den Songs.
Mystisch beginnt das Album bei „Det Dode Barn“. Und mit Piano, sowie dem recht hohen weiblichen Gesang von Mari Klingen, die den Hauptanteil an den Vocals besitzt. Bei späteren Nummern kommt zur Abwechslung auch noch männlicher Gesang dazu. Wer diesen beigesteuert hat, weiß ich allerdings nicht. Das Stück wird allmählich flotter mit verklärten Sounds und einem weiteren Piano-Solo. Eine nicht unwichtige Rolle in der Musik von Lumsk spielt die Violine, gespielt von Siv Lena Laugtug Saether. So zu Beginn beispielsweise von „En Harmoni“, bei dem nun erstmals auch Orgel und das nicht unwichtige Gitarrenspiel (Eystein Garberg) einsetzen. Der Folk-Anteil ist erneut recht hoch, wird duch eine Pianopassage und ruhigen Gesang in träumerische Bahnen gelenkt.
Etwas härter kommt „Avskjed“ daher. Ein flottes Stück mit Gitarre und Gesang, schnellen Drums und intensiver Passage mit Streichinstrumenten. Auch „Under Linden“ beherbergt härtere Momente, lässt aber erst einmal mit Akustik-Gitarre langsam beginnen. Schöne Keyboards (Espen Warankov Godo) unterstreichen den progressiven Faktor der Band. Sehr dynamischer Gesang und sogar Screams sorgen für Volumen im Sound. Betörend mit Keyboardspielereien und Violine zeigt „Fiolen“ wieder die entspannte Seite von Lumsk, bevor es mit dem über 8-minütigen „Dagen Er Endt“ zu viel Abwechslung kommt. Schöne und ruhige Klänge wechseln sich mit rockigen Gitarren, Orgelbegleitung und tollen Melodien ab. Richtig schöne Musik, die zum Zurücklehnen einlädt und Sehnsüchte weckt.
Überraschenderweise setzen Lumsk auch auf deutsche Lyrics. So bei „Das Tode Kind“, das irgendwie gespentisch beginnt, mit symphonischen Backings aufwartet und alsbald härter, dramatischer wird. Etwaige Twin-Gitarrenparts versprühen sogar einen Hauch von Metal. Männergesang setzt dann erstmals bei „A Match“ ein und belebt den Song später noch im Duett mit Mari Klingen. Keyboards und Gitarrenspiel läuten „Abschied“ ein, erneut ein Track mit deutschem Text. Irgendwie klingt der Song trotz des Titels fröhlich, erhält aber auch zusätzliche dramatische Vibes. Hämmernde Drums und wirbelige Keys ergänzt durch eine tolle Gitarrenpassage runden die Nummer großartig ab.
Das 4/4 – Takt – Stück „Under Der Linden“ startet mit berührend ruhigem Gesang, wird aber im Verlauf immer intensiver. Auch ein wenig fröhlich ausgerichtet ist danach „Da Veilschen“, liefert Gänsehautmomente mit elegischen Gitarrenthemen ab. Auch hier steigert sich die Intensität des Songs, der wieder deutsche Lyrics offenbart. Abschließend gibt’s mit „The Day Is Done“ nochmal eine Nummer mit über acht Minuten. Männergesang unterstützt hier wieder und der Wechsel von ruhigen und dynamischen Parts fasst das bisher Gehörte in dieser Schlußnummer nochmals adäquat zusammen.
Lumsk sind schon eine außergewöhnliche Band, die ihren ganz eigenen Stil im Bereich des Folk-Prog besitzt und auf viele Gefühlsmomente setzt. Faszinierende Klänge offenbart „Fremmede Toner“ durch die Bank und die Songs sind allesamt irgendwie liebevoll arrangiert und umgesetzt. Sicherlich wird sich diese Musik nie in kommerzieller Hinsicht durchsetzen. Und das ist auch gut so. Bleibt uns somit ein Album voller Emotionen und schöner Klangbilder erhalten, die halt nicht jeder kennt.
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