VÖ: 31.01.2020
Label: AFM Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Seit wann es die LORDI Monster bereits gibt ist nicht abschließend geklärt. Als offizielles Gründungsjahr wird 1992 genannt. Bekannt wurde die Band durch ihren Sieg beim Eurovision Song Contest 2006. Da haben sie allen Schlager-Fuzzis gezeigt wo der Metal-Hammer hängt. Bisher wurden neun Alben veröffentlicht. Somit steht mit “Killection” ein kleines Jubiläum in den Startlöchern. Und das ist kein normales Album. Es ist eine fiktive Compilation.
Es umfasst all die Songs, die LORDI zwischen Anfang der 70er und 1995 geschrieben hätten, hätten sie damals schon existiert. Und wie sich das für eine gute Compilation gehört, befindet sich auch noch ein brandneuer Song aus dem Jahr 2019 darauf. So zumindest erklärt es Bandchef und Sänger Mr. Lordi. Alles verstanden? Also hören wir doch mal rein, vielleicht wird es dann klarer.
Um das Konzept einer 80er Jahre Compilation zu untermauern, sind auf dem Album Ansagen des fiktiven Radio-Senders SCG 10 zu hören. Braucht es so etwas? Ich weiß es nicht. Diese vier Jingles zu Beginn, am Ende und mittendrin haben eine Spielzeit von etwas über sechs Minuten, die man von der Länge des Albums abziehen muss. Es bleiben somit eine gute Dreiviertelstunde für die eigentlichen Songs. Und diese sind zumeist Lordi-untypisch im Retro-Look. Der erste reguläre Song ist “Horror For Hire”. Nach kurzem Keyboard Intro legen die Finne die richtig los. Gitarrenriffs, Rhythmisches Drumming und Mr. Lordi’s unverkennbare kratzige Stimme sind das Markenzeichen dieser 80er Jahre Rock-Hymne.
Mit allen Trademarks dieser Zeit, Gitarren-Soli und Keyboard-Teppiche, hätte dieser Song auf jeder Rock-Party gespielt werden können. Noch mehr Party-Stimmung verbreiten dann im Anschluss “Shake The Baby Silent” oder “Like A Bee To The Honey”. Bei letzterem ist sogar stilecht ein Saxophon zu hören. “Blow My Fuse” ist ein Bluesrock-Song im Stile der frühen achtziger Jahre. Mit typischem Gitarrensolo und wabernder Hammond Orgel. Lordi und Disco-Fieber? Geht das? Ja, man höre sich “Zombimbo” an. Man fühlt sich in eine Diskothek der 70er versetzt, mit Lichtkugeln über der Tanzfläche und Stroboskopen. Vielleicht sollten die Monster aus den Wäldern Finnlands mit diesem Song erneut den European Song Contest aufmischen. Aber das war nur ein kurzer Ausflug in die Pop-Subkultur. Danach gibt es wieder eine klassische Hard Rock Hymne mit “Up To No Good”, sowie den Spaß-Rocker “Cutterfly”. Es geht aber auch im Heavy Metal, wie man bei “Evil” hören kann. Das sind Lordi, wie man sie eigentlich kennen und lieben gelernt hat.
Lordi polarisieren schon seit Jahrzehnten die Fans. Die einen lieben die Finnen abgöttisch, die anderen können mit der Musik und den Shows überhaupt nichts anfangen. Das wird sich auch mit “Killection” nicht ändern. Das zehnte Album der Band-Geschichte ist wohl das abwechslungsreichste und vielschichtigste Werk. Um die Sounds der jeweiligen Epoche authentisch wirken zu lassen, wurden die einzelnen Songs in verschiedenen Tonstudios aufgenommen. Und Lordi haben auch auf Original-Instrumente aus dieser Zeit zurückgegriffen (Sax, Hammond). Das war sicherlich sehr aufwändig, hat sich meiner Meinung aber gelohnt. Jeder Song auf dem Album hat Hit-Potential. Live werden die Finnen das Album im Februar und März europaweit präsentieren.
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